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Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten

Titel: Die Eifel sehen und sterben - 23 kriminell kurze Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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zweistöckige Gebäude, das in einem gepflegten Park mit altem Baumbestand lag, durch den ein Paar in weißen Frotteebademänteln schlenderte. Obwohl sie Kapuzen trugen, konnte er an ihren Beinen und Taillen feststellen, dass es sich um ein Frauenpaar handelte.
    Der Eingang in der Giebelfront wurde von zwei rosa Granitsäulen eingerahmt. Im linken Seitenflügel hing vor jedem hohen Sprossenfenster ein kleiner Balkon. Sechs Fenster auf jeder Etage zählte Max durch. Rechts ließ ein flacher Anbau aus Glas ein Schwimmbad erkennen. Durch die beschlagenen Glasscheiben erkannte er eine Reihe gelber Liegen und mehrere vorbeihuschende Gestalten, alle in weiß.
    Max holte seine Sporttasche vom Rücksitz, marschierte entschlossen über den Kiesweg, nahm die beiden Marmorstufen mit einem Schritt und schob die Glastür auf. Bloß nichts anmerken lassen, tun, als sei dies nicht das erste Mal. Niemand musste wissen, dass er nur ein Handwerker war, der einen Gutschein geschenkt bekommen hatte.
    Er hielt im Grunde nichts von übertriebener Körperpflege. Er duschte natürlich regelmäßig, aber das war schon alles, was er für seinen Körper tat. Abgesehen von der Betätigung während der Arbeit als Polier. Er war schwindelfrei, darauf war er besonders stolz. Absolut schwindelfrei. Ein Mann der luftigen Höhen.
    Ätherische Düfte, durchzogen von Chlorgeruch, schlugen ihm entgegen, als er das Foyer betrat, ungewöhnlich feuchte Wärme hüllte ihn ein. Hinter der Empfangstheke entdeckte er eine junge Frau, den Blick starr auf den Monitor ihre PCs gerichtet. Erst als Max geräuschvoll vor ihr seine Sporttasche auf den rosa Marmorfußboden fallen ließ, sah sie auf. Max zog seinen Gutschein aus der Brusttasche, faltete ihn auf und reichte ihn ihr.
    »Ach, ein Gutschein«, sagte sie. Sie blätterte in ihrem Reservierungsbuch und entschied: »Sie werden in Nummer 21 wohnen.«
    Max nickte.
    »Hier ist Ihr persönlicher Behandlungsplan.« Sie schob ein DIN-A4-Blatt über die Theke. »Alle anderen Einrichtungen des Hauses, wie Schwimmbad, Fitnessraum und Sauna können Sie natürlich jederzeit nutzen. Frühstück ist von 8 bis 10 Uhr, Abendessen von 18 bis 20 Uhr. Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt«, und sie rief laut »Susanne!«
    Max warf einen schnellen Blick auf das Programm. Sportmassage stand da, Fußreflexzonenmassage, Gesichtsbehandlung, Hot Chocolate und Entspannungs-Ölbad.
    Entspannungs-Ölbad! Das, dachte er, das kann ja heiter werden.
    Auch der Gedanke an Wasser, an Wasser in derart großen Mengen, war kein guter. Er war kein Schwimmer, er konnte es einfach nicht, erst recht war er kein Taucher. Er stieg noch nicht einmal zu Hause in die Badewanne.
    »Kommen Sie?«, fragte eine andere junge Frau, die plötzlich neben ihm stand – wohl Susanne – im Trainingsanzug und mit straff zurückgekämmten blonden Haaren. Er folgte ihr und ihrem Eukalyptusduft durch das Treppenhaus.
    Eine Gestalt, in einen weißen Frotteebademantel gehüllt, das Haar in ein weißes Frotteetuch gewickelt, huschte mit Badeschlappen an ihnen vorbei. Ihr Gesicht glänzte. Ihre Augen waren feucht und rot, als habe sie geweint. Max wich ihr aus. Sie duftete nach … Max schnupperte … Pfefferminz, entschied er. Susanne schloss die Nummer 12 auf, als er protestierte. »Ihre Kollegin sagte aber Nummer 21.«
    Susanne blickte ihn mitleidig an. »Sie müssen sich irren, Herr Bröler. Das kann nicht sein. Sie gab mir den Schlüssel für die Nummer 12, und sehen Sie, er passt auch.«
    Sie schob die Tür auf und betrat als Erste das Zimmer. Es war ein schöner, fast quadratischer Raum. Auf dem Bett lagen ein zusammengefalteter weißer Frotteebademantel und ein Stapel weißer Handtücher.
    »Das ist ein Nichtraucherzimmer«, mahnte Susanne. Das war in Ordnung für Max, er hatte das Rauchen vor ein paar Jahren eingestellt.
    »Die Behandlungsräume liegen im Erdgeschoss. Bitte seien Sie pünktlich.«
    Als er allein war, trat er ans Fenster. Den Parkplatz und den Park konnte er nicht sehen, sein Zimmer zeigte nach hinten hinaus. Er blickte direkt in einen dichten Wald. Egal. Es gab einen Fernseher, und im Erdgeschoss hatte er im Vorübergehen neben dem Speiseraum eine Bar entdeckt. Jetzt ein Bier, dachte er und seufzte.
    Er verstaute seine Kleidung und sah immer wieder auf die Uhr. Noch eine Stunde bis zur ersten Behandlung, der Sportmassage. Er zog eine kurze Trainingshose, ein T-Shirt und den weißen Bademantel an und stieg in die Schlappen. Jetzt war er bereit

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