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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hatte keinerlei Anstalten gemacht, ihn über ihre wahre Herkunft aufzuklären. Das war mutig. Denn es musste ihr doch wohl klar sein, dass er nur jemanden auf sie ansprechen musste, um ihren Schwindel auffliegen zu lassen.
    Vielleicht sollte er ihr Spiel noch ein Weilchen mitspielen. Morgen würde er sich sowieso auf den Rückweg nachKoblenz machen, und wer wusste schon, ob sie bei seinem nächsten Besuch überhaupt noch in Kempenich war? Wenn Elisabeth sie derart ins Herz geschlossen hatte, dass sie ihr nicht nur wertvolle Kleider schenkte, sondern ihr sogar das Lesen beibrachte, würde sie Luzia mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit mit nach Hause nehmen, wenn sie zur Küneburg zurückkehrte. Falls sie dorthin zurückkehrte.
    Martin zog das Rechnungsbuch wieder zu sich heran, blickte jedoch nicht hinein, sondern zu den geöffneten Fenstern, hinter denen abendliche Dunkelheit herrschte. Er hatte sich, was Elisabeth und Johann betraf, gewiss nicht getäuscht. Zwischen den beiden ging etwas vor – eine Tatsache, die ihn erfreute, hatte er doch, was seinen Freund anging, fast schon die Hoffnung verloren. Nun blieb noch zu wünschen, dass Elisabeth seinen gutgemeinten Wink auch richtig verstanden hatte. Johann von Manten von einem einmal gefassten Plan abzubringen, war nämlich teuflisch schwierig.
    ***
    Als Luzia die Schlafkammer betrat, blieb sie vor Schreck wie versteinert stehen. Aus dem Kästchen mit dem Kruzifix drang ein deutlich vernehmbares und beinahe wütendes Summen und Sirren. Luzias Lämpchen warf nur einen winzigen Lichtschein, weshalb das bläulich weiße Leuchten des Kreuzes in der Kammer umso unheimlicher erschien.
    Luzia bemühte sich, Ruhe zu bewahren. Sie stellte das Lämpchen auf dem Tisch ab und entzündete zunächst einmal alle Kerzen im Raum. Erst danach ging sie zu dem Kästchen und beugte sich vorsichtig darüber.
    Eine Gänsehaut wanderte über ihren Rücken, dennoch streckte sie langsam die Hand nach dem Kreuz aus und berührte es kurz mit dem Zeigefinger. Es fühlte sich sehr warm an.
    Unschlüssig betrachtete sie es, während sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen. Eine Warnung. Ganz gewiss war dies wieder eine Warnung! Aber wovor? Was wollte das Kruzifix ihnen diesmal mitteilen? Hoffentlich nicht wieder einen Todesfall. Luzia spürte eine unbestimmte Kälte in sich aufsteigen. Es musste etwas Schlimmes sein, denn so zornig hatte das Kruzifix noch niemals gesummt.
    Von der Treppe her hörte sie Schritte und dann Elisabeths Stimme.
    «Luzia, bist du hier oben? Hast du   …» Erschrocken blieb sie in der Tür stehen. «Um Himmels willen! Luzia, was ist geschehen?»

26.   KAPITEL
    Ratlos standen die beiden jungen Frauen vor dem silbernen Kruzifix und starrten es an.
    «Herrin, das macht mir Angst.» Luzia rieb sich schaudernd über die Oberarme. «Erst mein seltsamer Traum und jetzt das. Was hat das zu bedeuten?»
    «Ich weiß es auch nicht, Luzia.» Hilflos hob Elisabeth die Schultern. «Es sieht so aus, als wolle es uns wieder warnen, nicht wahr?» Sie rieb sich übers Gesicht und zuckte bei der plötzlichen Erkenntnis zusammen. «O Gott, Luzia! Glaubst du, es könnte etwas mit meinem Vater zu tun haben? Er ist nun schon so lange fort, und wir haben keine Nachricht von ihm erhalten. Johann von Manten sagte, Graf Notker sei längst aus Böhmen zurück. Was, wenn meinem Vater etwas Schreckliches zugestoßen ist?»
    «Nein, Herrin, so etwas dürft Ihr nicht einmal denken!» Mitfühlend legte Luzia Elisabeth eine Hand auf den Arm. «Ganz gewiss kehrt Euer Vater bald nach Hause zurück.» Sie wusste selbst, dass ihre Stimme nicht sehr überzeugt klang, denn sie befürchtete ja selbst, dass etwas Schlimmes geschehen sein könnte. «Glaubt Ihr   …» Luzia zögerte. «Glaubt Ihr, es könnte hilfreich sein zu versuchen, noch einmal einen Traum herbeizuführen?»
    «Herbeizuführen?», fragte Elisabeth überrascht. «Wie meinst du das, Luzia?»
    Luzia dachte nach. Ihr war gerade eine Idee gekommen. «Ist es nicht so, dass wir beide damals diesen Traum von dem Reisewagen hatten, nachdem wir ganz in der Nähe des Kreuzes geschlafen haben? Es lag neben meinem Kissen, daran erinnere ich mich ganz genau. Deshalb habe ich doch neulich das Kruzifix noch einmal daruntergeschoben, und prompt hatte ich wieder so einen Traum.»
    «Du könntest recht haben.» Zögernd nickte Elisabeth. «Wenn ich mich recht erinnere, hatte auch ich damals das Kruzifix neben meinem Kissen abgelegt.»
    Luzia knabberte

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