Die Eifelgraefin
mögt.»
Johann nickte ihm grimmig zu. «Ihr gebt gut auf sie acht, Bruder Georg», antwortete er leise, und es klang mehr wie ein Befehl als wie eine Feststellung. Ohne ein weiteres Wort oder einen Blick zurück lief Johann durch die Steinkammer und hinunter in den Burghof.
«Da bist du ja, mein Freund», rief Martin und drückte ihm die Zügel des falbfarbenen Hengstes in die Hand. «Bist du bereit? Dann lass uns aufbrechen.» Er blickte zum Himmel. «Es sieht aus, als käme die Sonne bald durch.»
Johann nickte nur, zurrte sein Bündel fest und schwang sich in den Sattel. Obwohl er vorgehabt hatte, die Burg unverzüglich zu verlassen, wendete er sein Pferd am Tor noch einmal ruppig, sodass es nervös tänzelte, und blickte an der Fassade des Palas empor zu den Fenstern der Steinkammer. «Besser für dich und für mich», murmelte er, riss an den Zügeln und preschte durch das Tor in den Zwinger und über die Brücken hinab in Richtung Vorburg. Erst kurz vor Kempenich hielt er an und wartete auf Martin, der wenig später mitsamt dem von seinem Knecht gelenkten Wagen zu ihm aufschloss. Er verlor kein Wort über den gehetzten Aufbruch seines Freundes.
***
«Was habt Ihr getan, mein Kind?» Bruder Georg schmerzte der Anblick von Elisabeths gequältem Gesichtsausdruck, war sie ihm doch wie eine Tochter ans Herz gewachsen. Er war hergekommen, um sie über seine Reisepläne nachLaach für den morgigen Tag in Kenntnis zu setzen, doch dann hatte er sie in leidenschaftlicher Umarmung mit diesem Ritter vorgefunden und sich rasch wieder zurückgezogen, ohne jedoch die Tür ganz zu schließen. Nicht aus Neugier, sondern aus Fürsorge für die junge Frau, die ihm anvertraut war, hatte er dem Gespräch der beiden gelauscht. Nun war ihm klar, dass es keine Täuschung gewesen war, als er die beiden unlängst im Kräutergarten beobachtet hatte. Zwischen Elisabeth und Johann von Manten hatte sich etwas Besorgniserregendes entwickelt. Wenn er daran dachte, was er über den Ritter schon alles gehört hatte, konnte man nur hoffen, dass das Schlimmste nicht bereits geschehen war. Eindringlich blickte er Elisabeth ins Gesicht. «Ihr dürft Euch doch einem Mann wie ihm nicht an den Hals werfen.»
«An den …» Elisabeth starrte den Benediktiner überrascht, dann erschreckt an. «Um Gottes willen, Bruder Georg! Ich habe doch nicht … Was denkt Ihr denn von mir? Er …»
«Ist er Euch zu nahe getreten? Hat er Euch zu etwas gezwungen?» Forschend sah er sie an.
«Nein!»
«Und Ihr …» Er suchte etwas verlegen nach Worten. «Ihr habt Euch ihm also nicht hingegeben?»
Schweigend ging sie zu ihrem Fensterplatz zurück und setzte sich. Behutsam nahm sie die bunten Fäden wieder auf und entwirrte sie sorgfältig. Dann erst sprach sie wieder. «Nein, Bruder Georg, das habe ich nicht getan.» Sie blickte zu ihm auf, als er neben sie trat. «Das hätte er nicht zugelassen.»
«Mein Kind.» Bruder Georg schüttelte gleichermaßen besorgt und aufgebracht den Kopf. «Haltet mich nicht für dumm. Ich habe Euch gesehen, als …» Er stockte kurz. «Ich hatte nicht den Eindruck, dass einer von euch noch Herr seiner Sinne war.»
Betrübt senkte Elisabeth den Kopf. «Ihr glaubt mir nicht.» Sie hob den Kopf wieder und blinzelte die aufsteigenden Tränen fort. «Es tut mir leid, Bruder Georg. Was ich Euch sagte, ist die Wahrheit.» Sie wandte sich ihrem Knüpfrahmen zu, spürte aber im nächsten Moment eine Berührung am Kinn.
Bruder Georg drehte ihr Gesicht sanft zu sich und musterte sie schweigend. «Ich glaube Euch, mein Kind. Aber ich hatte Euch wirklich für vernünftiger gehalten. Der Umgang mit diesem Mann kann Eurem Ruf erheblich schaden! Ganz zu schweigen von den Folgen, hättet Ihr … nun ja.» Er blickte ihr freundlich, aber streng in die Augen. «Ich hoffe, diese Angelegenheit hat sich nach dem heutigen Tage erledigt.»
Elisabeth lächelte bitter. «Johann ist auf dem Weg nach Mayen zu seiner Braut. Ihr braucht Euch also gewiss keine Sorgen zu machen.» Sie wandte sich wieder dem Wandteppich zu. «Lasst mich jetzt allein.»
27. KAPITEL
«Herrin, wann möchtet Ihr …?» Luzia blieb in der Tür zur Kemenate stehen und verstummte. Elisabeth saß kerzengerade am Fenster und hielt ein Bündel farbiger Fäden in der Hand. Doch sie rührte sich nicht, und über ihre Wangen liefen Tränen.
Luzia schloss sorgsam die Tür hinter sich und ging auf ihre Herrin zu. «Was ist mit Euch? Ist etwas
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