Die Eifelgraefin
steifen Rücken und die hochgezogenen Schultern. Er fluchte innerlich, denn wieder einmal hatte sie es geschafft, dass er sich wie ein Idiot vorkam.
Obwohl er wusste, dass es die Situation nur noch schlimmer machte, legte er ihr eine Hand auf die Schulter und drehte sie mit sanfter Gewalt zu sich herum. «Streitsüchtig und stur», brummte er. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann von solchen Wesenszügen begeistert sein könnte. Ihr schlagt mir verdammt auf den Magen, Elisabeth.»
«Lasst mich los», forderte sie tonlos.
Johann nickte. «Das werde ich, keine Bange. Doch eines möchte ich noch klarstellen.»
Als sie ihm in die Augen blickte, hatte sie das Gefühl, in dem tiefen Blau zu versinken. Seine Lippen näherten sich gefährlich ihrem Gesicht, doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck plötzlich. Resigniert schüttelte er den Kopf und ließ sie abrupt los. «Ihr habt recht, ich sollte jetzt gehen. Lebt wohl, Elisabeth.» Mit hölzernen Bewegungen ging er zur Tür und nahm sein Bündel auf, das er dort abgelegt hatte.
Elisabeths erste Reaktion war Zorn. Dann spürte sie Erleichterung, doch nur für einen Moment. Schließlich überwog wieder die Wut, diesmal auf sich selbst. Als Johann Anstalten machte, die Tür zu öffnen, ging sie mit raschen Schritten zu ihm und hielt ihn zurück. «Bleibt», sagte sie laut, und diesmal war sie es, die ihn zu sich herumdrehte. «Was wolltet Ihr mir sagen?»
«Nichts», antwortete er ruhig. «Jedenfalls nichts, was Eurem Glück oder dem meinen förderlich wäre.»
«Sagt es trotzdem.»
«Nein.»
«Und Ihr behauptet, ich sei stur?» Sie nahm all ihren Mut zusammen und trat so nah an ihn heran, dass sich ihre Körper berührten.
«Es ist besser so, glaubt mir», sagte er rau.
«Besser für wen?»
«Besser für …» Er brach ab und wurde sich plötzlich bewusst, wie absurd die ganze Situation war. «Verfluchtes Weib», grollte er und zog sie an sich.
Elisabeth hatte nicht gewusst, dass ein Kuss zugleich zärtlich und fordernd sein konnte. Die unterschiedlichsten Empfindungen stürmten auf sie ein, und Schauer erfassten ihren gesamten Körper. Sie taumelten gegen den Mauervorsprung am Kamin. Er drängte sie gegen die Wand, doch sie spürte die kalten, rauen Steine nicht einmal. Seine linke Hand umfasste ihren Nacken, seine rechte wanderte von ihrer Schulter über ihren Arm bis hinunter zu ihrer Hüfte und dann in die weite Öffnung der Höllenfenster ihres Surcots.
Schwer atmend löste er seine Lippen von ihrem Mund, hielt sie jedoch weiterhin mit seinem Körper gefangen. «Ihr macht mich verrückt, Elisabeth. Das ist nicht gut. Weder für Euch noch für mich», flüsterte er schroff.
«Warum nicht?» Ihr Herz pochte so laut, dass sie glaubte, er müsse es hören können.
«Ihr …» Sein Blick wanderte zu ihren Lippen. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte sich nicht davon losreißen.Hungrig küsste er sie noch einmal, seine Hand streichelte unter ihrem Surcot über ihre Hüfte und hinauf zur Taille. Seine andere Hand ließ ihren Nacken los und legte sich fordernd auf ihre Brust.
Sie protestierte nicht. Sie wusste, sie hätte es tun müssen, doch seine Berührungen jagten ihr eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Noch immer hielt sie sich an seinen Schultern fest, doch nun hob sie die rechte Hand und strich ihm zärtlich über die lange, leicht gebogene Narbe auf der Wange.
Sie spürte, wie sein Körper plötzlich erstarrte.
«Nein», sagte er und zog sich etwas zurück. «Das werde ich nicht tun. Ich weiß sehr genau, was man über mich sagt, aber dies hier werde ich nicht tun, Elisabeth. Ihr würdet Schaden dabei nehmen, und das …»
«Was?», fragte sie atemlos.
Er blickte sie einen langen Moment an, und in seinen Augen standen so viele unausgesprochene Gefühle, dass sie glaubte, darin wie in einem Strudel mitgerissen zu werden.
«Das kann ich nicht zulassen», vollendete er den Satz und ließ sie ganz los. Er schnappte sich rasch das Bündel und riss die Tür auf. «Lebt wohl.»
Als er hinaustrat, blickte er direkt in Bruder Georgs finsteres Gesicht. Der Mönch hatte vor der Tür gestanden und maß ihn mit zornigen Blicken. «Was hattet Ihr da drinnen zu suchen?», fuhr er ihn an.
«Nichts», sagte Johann schlicht und schob sich an ihm vorbei. Doch der Bruder erwischte ihn am Ärmel. «Ich warne Euch», raunte er Johann zu. «Wenn Ihr Elisabethwehtut, werde ich Euch finden, egal, wo Ihr Euch verkriechen
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