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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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geschehen?»
    Elisabeth schüttelte den Kopf und presste gleichzeitig die Lippen fest aufeinander. Besorgt beugte sich Luzia zu ihr vor. «Bitte, Herrin, Ihr weint doch. Kann ich irgendwas für Euch tun?» Ihr kam ein schrecklicher Gedanke. «Habt Ihr eine Nachricht von zu Hause erhalten?»
    Wieder schüttelte Elisabeth den Kopf. «Nein, Luzia», sagte sie erstickt. «Es ist schon gut. Ich kann jetzt nicht   …» Sie schluckte hart. «Entschuldige mich.» Hastig stand sie auf und rannte aus dem Raum.
    Luzia lief ihr eilig nach und holte sie schließlich in der Schlafkammer ein. Sie beobachtete, wie ihre Herrin zum Fenster ging, sich schwer atmend auf dem Sims abstützte und hinausblickte. Unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte, durchquerte sie ebenfalls den Raum und blieb neben Elisabeth stehen.
    Eine Zeit lang schauten sie schweigend über die Wiesen und Wälder, auf denen sich die Schatten der rasch dahinziehendenWolken mit Flecken hellen Sonnenscheins abwechselten. Luzia bemerkte erneut Tränen auf Elisabeths Wangen und legte ihr sanft eine Hand auf den Arm.
    «Herrin, wollt Ihr mir nicht sagen, was Euch bedrückt?»
    Elisabeth wandte ihr das Gesicht zu und schien mit sich zu kämpfen. Dann schluchzte sie leise auf.
    Betroffen nahm Luzia ihre Herrin in den Arm und hielt sie fest.
    Elisabeths Schultern zuckten heftig, als ihr Kummer aus ihr herausbrach. Sie weinte lange an Luzias Schulter, und erst als sie sie sanft zum Bett führte und sie bat, sich zu setzen, beruhigte sie sich wieder ein wenig. Und dann begann sie zu erzählen.
    Luzia lauschte den Worten ihrer Herrin mit wachsendem Erstaunen, das sich jedoch bald in Mitgefühl wandelte, wusste sie doch selbst recht genau, wie sich Liebeskummer anfühlte.
    «Verzeih mir, Luzia.» Elisabeth rieb sich mit dem Ärmel ihres Kleides über Augen und Nase. «Ich benehme mich unmöglich.»
    «Aber nein, Herrin, bestimmt nicht!» Energisch schüttelte Luzia den Kopf. «Ich hatte mir ja schon so etwas gedacht, wisst Ihr. Aber ich glaubte, er würde Euch den Hof machen.»
    Überrascht hob Elisabeth den Kopf. «Woher wusstest du es?»
    Luzia verzog verlegen den Mund. «Ich sah Euch einmal im Kräutergarten beim Brauhaus.»
    «O lieber Gott im Himmel!» Entsetzt schloss Elisabeth die Augen.
    «Ich habe aber niemandem davon erzählt, Herrin», beteuerte Luzia rasch. «Ehrlich nicht.»
    «Danke.»
    «Aber das ist doch selbstverständlich. Ihr seid doch meine Herrin, und es geht niemanden etwas an, was Ihr   …»
    «Nein, Luzia.» Elisabeth schaffte ein zaghaftes Lächeln. «Danke, dass du hier bist und mir zugehört hast. Du bist wirklich eine gute Freundin.»
    Luzia wurde vor Freude rot. «Ich, äh, also ich kann Euch sehr gut leiden, Herrin.»
    Elisabeth blinzelte die erneut aufsteigenden Tränen weg. «Ich dich auch.» Sie nahm Luzia in den Arm und drückte sie an sich.
    Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, stand Luzia resolut auf. «Jetzt solltet Ihr aber Euer Gesicht waschen und die Haare ordnen. Ihr werdet bald unten im Speisezimmer erwartet, und Herr Simon und die edlen Jungfern sollen doch nicht Eure verquollenen Augen sehen, oder? Dann stellen sie nur unnötige Fragen.»
    Dankbar nahm Elisabeth das Leinentuch entgegen, das Luzia ihr hinhielt, und ging zur Waschschüssel. «Wie recht du hast.»
    ***
    «Du bis’n dämlicher Ochse – weiss’u das?» Martin beugte sich über den Tisch in der Schankstube, die sie bei ihrem Eintreffen in Mayen am späten Abend noch aufgesucht hatten. Beinahe wäre er mit Johanns Kopf zusammengestoßen, den dieser in seinen Händen abgestützt hatte.
    Martin stieß ihn unsanft an. «Hörs’ du mir überhaupt zu? Die Tisch   …» Er setzte erneut an. «Tischplatte kann dir auch nich’ hel   … helfen.» Er winkte der Schankmagd mit seinem leeren Bierkrug zu, und diese brachte flink zwei frischgefüllte Krüge.
    «Ist bald Zeit zu schließen», sagte sie. «Wir wollen keinen Ärger mit den Nachtwächtern.»
    «Ja, ja, schon gut.» Martin nickte ungeduldig. «Nur n   … noch dies’ eine Bier.» Er grinste breit und wandte sich dann wieder Johann zu, der sich noch immer nicht gerührt hatte und auf die Tischplatte starrte. «Warum wills’ du bloß mit aller Gewalt die Maria heiraten?»
    Johann hob den Kopf und sah ihn aus glasigen Augen an. «Du weißt genau, warum», nuschelte er undeutlich. «Ich kann Elisabeth das nicht antun.»
    «Aber der armen Maria, hä?»
    Johann trank seinen Krug in einem Zug leer.

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