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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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den Schandpfahl am Rande des Marktes. Dann sprang er aus dem Sattel und reichte Martin die Zügel. «Warte hier. Ich schaue mal, ob ich etwas erfahre.» Unter Einsatz seiner Ellenbogen schob er sich durch die Menge, und Martin verlor ihn bald aus den Augen. Dafür konnte er jedoch beobachten, dass einer der Mönche auf etwas kletterte – vielleicht ein Weinfass – und gebieterisch die Arme hob. Nach und nach verstummten die Menschen um ihn herum, doch hier hinten, rund um Martin, herrschte noch immer wildes Stimmengewirr, sodass er die Worte des Predigers – denn um einen solchen schien es sich zu handeln – nicht verstehen konnte.
    Plötzlich brach in der Nähe der Mönche ein Tumult aus. Mehrere bewaffnete Stadtsoldaten stürmten auf den Marktplatz, stießen die gaffenden Menschen zur Seite und trieben die Mönche mit Püffen und Schlägen auseinander.
    Die Menge begann sich zu bewegen und wogte auch auf Martin zu, sodass er Mühe hatte, die Pferde ruhig zu halten. Da kam Johann zurück und schwang sich in den Sattel. «Bettelbrüder», sagte er. «Franziskaner. Hast du gehört, was ihr Anführer gesagt hat?»
    Martin schüttelte den Kopf.
    Zwischen Johanns Augen hatte sich eine steile Falte gebildet. «Er hat verkündet, dass das Jüngste Gericht kurz bevorstehe und Gott die Sünden der Menschheit mit einer tödlichen Pestilenz strafen werde.»
    «Mit einer Pestilenz?» Verwundert hob Martin die Brauen.»
    Johann nickte besorgt. «Er sprach von schwarzen Eiterbeulen und Fieber.»
    «Das hört sich nicht gut an.»
    «Einer der Soldaten sagte mir, sie hätten vor zwei Tagen schon einmal Prediger aus der Stadt geworfen, die zusammen mit einer Gruppe Geißler durch die Lande ziehen.»
    Martin rieb sich mit besorgter Miene das Kinn. «Es ist bald Ostern. Derlei Gesindel findet sich oft zu den Feiertagen ein. Konntest du erfahren, wohin die Geißler gegangen sind?»
    «Nicht genau, aber angeblich sind sie auf der Straße in Richtung Kempenich geflohen.»
    «Dann hätten wir ihnen doch begegnen müssen.»
    Johann schüttelte den Kopf. «Das war vor zwei Tagen, und wer weiß, welche Umwege sie gemacht haben. Simon ist kein Freund solcher Fanatiker. Ich denke, ich reite zurück nach Kempenich und gebe ihm Bescheid. Und danach meinem Vater, damit er ebenfalls vorgewarnt ist, falls sichauch bei uns Geißler oder Endzeit-Prediger herumtreiben sollten.»
    Martin nickte. «Ich werde mich im Koblenzer Hafen erkundigen, was es mit den Gerüchten auf sich hat. Wenn die Pestilenz, die vergangenes Jahr in Italien grassierte, sich bis zu uns ausbreitet, werden es die Schiffsleute wissen.»
    Damit trennten sie sich, und Johann verließ Mayen auf der Straße nach Kempenich. Normalerweise gab er nicht viel auf das Geschwätz von Bettelmönchen, doch in diesem Falle hatte er eine böse Ahnung. Elisabeths Verlobter war an dieser Pestilenz mit Fieber und schwarzen Beulen gestorben – und ihr Vater war noch nicht aus Böhmen zurück und hatte auch keine Nachricht geschickt   …

28.   KAPITEL
    Elisabeth war mit Luzia, Bruder Georg und den beiden Edeljungfern auf dem Rückweg von einem Spaziergang in den Ort. Sie plauderten angeregt über das bevorstehende Oster- und Tauffest, zu dem die ersten Gäste bereits für Karfreitag erwartet wurden. Die Feierlichkeiten würden natürlich erst am Ostersonntag mit einer heiligen Messe in der Kapelle beginnen.
    Sie besprachen gerade den Blumenschmuck für den Altar, den Herzelinde und Gertrud eigenhändig aus Gänseblümchen und Osterglocken anfertigen wollten, als hinter ihnen schneller Hufschlag laut wurde. Ein Reiter kam den Weg heraufgeprescht und konnte der kleinen Gruppe gerade noch ausweichen. Hastig zügelte er sein Pferd und verbeugte sich im Sattel.
    «Herr Reinher!» Überrascht und erfreut zugleich trat Elisabeth an das Pferd heran. «Was führt Euch zu uns? Bringt Ihr Nachrichten von zu Hause?»
    Reinher von Heldweg nickte lächelnd und zog einen Brief unter seiner Reitschecke hervor. «Besser noch, edle Jungfer. Es ist eine Nachricht von Graf Friedebold.»
    «Vater hat geschrieben? Geht es ihm gut?» Elisabeth riss ihm den Brief aus der Hand und öffnete ihn. «Der Brief ist doch von Mutter.» Ihre Augen flogen über die Zeilen, und je mehr sie las, desto heller wurde ihre Miene. «Er kehrt zurück!»Sie drehte sich zu Bruder Georg und Luzia um. «Bald», fuhr sie fort. «Mutter schreibt, er sei auf der Jagd nach einem Bären verletzt worden und müsse sich erst auskurieren.» Sie

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