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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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wir drehen vorher noch eine kleine Runde über den Hof. Ich bin gerne in solch angenehmer Gesellschaft und   … nun ja, wenn ich morgen zu meiner Burg zurückkehre, erwarten mich dort nur Soldaten und Gesinde.»
    «Und Eure Kinder?» Neugierig sah Elisabeth ihn von der Seite an. Seine lange Hakennase und die auch heute im Nacken zusammengebundenen schwarzen Haare ließen ihnverwegen wirken. Doch um seinen Mund lag ein leidender Zug, der ihr Mitleid erregte.
    «Ja, natürlich, meine Söhne.» Er lächelte sie zaghaft an. «Aber sie sind meistens bei ihrer Amme, und ich bekomme sie kaum zu sehen.»
    «Sie sind noch sehr jung?»
    «Gerade zwei und drei Jahre», bestätigte er. «Ihre Mutter fehlt ihnen sehr. Ein Mann kann bei Kindern in dem Alter nicht allzu viel ausrichten, fürchte ich.»
    Elisabeth folgte ihm, als er sich langsam in Bewegung setzte und über den Hof schlenderte. «Erwägt Ihr, Euch wieder zu vermählen? Um der Kinder willen?»
    Es dauerte etwas, bis er antwortete: «Um der Kinder willen, vielleicht. Aber   …» In der Nähe des Gauklerkarrens blieb er stehen. «Nach Möglichkeit sollte es schon auch um meinetwillen sein. Findet Ihr nicht?»
    Verlegen blickte Elisabeth auf ihre Hände, die sie vor dem Bauch gefaltet hielt. «Das wäre gewiss erstrebenswert, Herr Einhard.»
    Schweigend gingen sie weiter, am Tor vorbei und dann langsam in Richtung Kräutergarten. «Möchtet Ihr Euch setzen?» Er wies einladend auf die Bank und ließ sich dann neben ihr darauf nieder.
    Still lauschten sie dem leisen Hall der Musik, der durch die nur mit Wachshaut verschlossenen Fenster des Palas drang. Sie wurde lauter und mischte sich kurz mit Stimmengewirr, als die Tür zum Wohnhaus aufging und zwei Knechte herauskamen und eilig in Richtung Viehhof eilten. Augenblicke später folgte ein weiterer Mann, den Elisabeth jedoch nicht weiter beachtete, da Einhard in diesemAugenblick zart ihre Hand berührte. «Ihr seid wunderschön, Elisabeth. Es ehrt mich, dass Ihr Euren Ruf aufs Spiel setzt und hier mit mir beisammensitzt.»
    «Meinen Ruf?» Irritiert sah sie in sein Gesicht.
    «Ach, nun ja.» Er hob die Schultern und lächelte beruhigend. «Ich werde es ja niemandem verraten. Doch ich bin sehr glücklich, dass Ihr hier seid und   …» Wieder ergriff er ihre Hände und zog sie ungestüm an sich.
    Elisabeth erschrak und stieß einen erstickten Laut aus, als er seine Lippen auf ihren Mund presste. Sie wehrte sich entsetzt und stieß ihn zurück. «Herr Einhard, was tut Ihr denn da?»
    «Verzeiht mir, Elisabeth. Verzeiht mir!» Einhard schlug die Hände vor sein Gesicht und schüttelte den Kopf. «Das war   … falsch von mir. Ich hätte nicht   …» Langsam ließ er die Hände sinken und sah sie um Vergebung heischend an. «Es ist einfach so über mich gekommen. Ihr seid so schön und so liebenswert. Und meine Trauer   …»
    «Schon gut, Herr Einhard.» Elisabeth atmete tief durch und entspannte sich wieder etwas. Der Mann vor ihr machte nun wirklich einen erbarmungswürdigen Eindruck. Eine Gefahr ging ganz offenbar nicht von ihm aus. Sie sagte: «Vergessen wir es einfach und gehen zurück ins Haus.»
    «Ja, Ihr habt recht.» Einhard nickte zerknirscht. «Ich will nicht, dass Ihr schlecht über mich denkt.»
    «Aber nein, Herr Einhard. Wie sollte ich.» Elisabeth lächelte etwas gezwungen, denn der Schreck saß ihr trotz seiner Entschuldigung noch immer in den Gliedern. Rasch stand sie auf und ging ein paar Schritte in Richtung Palas.
    «Wartet!», rief Einhard leise. Er war zur Wand des Brauhauses gegangen und hatte eine der dort blühenden Osterglocken gepflückt.
    Zögernd trat sie auf ihn zu und nahm die Blume entgegen. «Habt Ihr mir wirklich verziehen, Elisabeth?» Sein Lächeln war hoffnungsvoll. «Seht her, die Blüte ist so zart und schön wie Ihr.» Wieder nahm er ihre Hand, diesmal jedoch sehr sanft. «Wisst Ihr, Ihr hattet gar nicht so unrecht. Ich sollte alsbald wieder heiraten. Es ist nicht gut, allein zu sein – nicht für mich und nicht für die Kinder. Ihr seid nicht nur schön, sondern auch klug. Ich schätze kluge Frauen.» Er hob ihre Hand an seine Lippen. «Sagt   …» Er machte eine kunstvolle Pause, und sie ahnte bereits, was er sie fragen wollte. «Ist Euer Herz noch frei und ungebunden? Würdet Ihr eine Verbindung mit dem Hause Maifeld in Betracht ziehen, edle Jungfer?»
    «Ich weiß nicht, also   …» Elisabeth hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte. Der Mann, der vor ihr

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