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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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jetzt.»
    Mit hängenden Schultern ging Luzia zum Ausgang und blickte sich dort noch einmal um. Elisabeth nickte ihr energisch zu und beugte sich dann wieder über Johann. Bedrückt verließ Luzia das Gesindehaus und traf im Viehhof auf Bruder Georg, der ihr mit grimmiger Miene entgegentrat. «Wo ist Elisabeth? Etwa noch da drinnen?» Er wies auf das Gesindehaus. Als sie nickte, stieß er einen leisen Fluch aus und bekreuzigte sich sogleich. «Was ist nur in sie gefahren?», rief er erregt. «Sich in eine solche Gefahr zu begeben. Liebe Zeit, sie kann doch gar nichts ausrichten! Dieses törichte Weib. Weiß sie nicht, was sie ihrer Familie damit antut?»
    «Bruder Georg, bitte!» Luzia fasste ihn am Arm. «Lasst sie. Ihr könnt sie nicht zwingen, das Gesindehaus zu verlassen.»
    «Natürlich kann ich das!», knurrte der Mönch. «Und ich werde es auch.»
    «Nein, Bruder Georg, das werdet Ihr nicht.» Luzia schüttelteden Kopf und sah ihn eindringlich an. «Sie wird nicht auf Euch hören.»
    «Sie ist verrückt geworden!»
    «Nein. Nein, Bruder Georg, Ihr wisst genau, dass sie das nicht ist.» Luzia wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. «Sie liebt Johann von Manten.»
    «Er wird sterben!»
    Luzia nickte betrübt. «Das weiß sie auch. Aber wollt Ihr sie wirklich zwingen, ihn allein zu lassen?»
    Plötzlich ließ Bruder Georg die Schultern sinken, und alle Kraft schien aus seinem Gesicht zu weichen. «Sie macht es sich damit nur noch schwerer. Und was soll ich ihren Eltern sagen, wenn auch sie von der Pestilenz befallen wird?»
    Luzia erwiderte seinen resignierten Blick voll Mitgefühl. «Ihr liebt sie sehr, nicht wahr?»
    «Als wäre sie meine Tochter.» Müde rieb er sich über die Augen. «Warum ausgerechnet dieser Mann?»
    Luzia ging langsam neben ihm her über den Viehhof in Richtung Tor. «Ich glaube nicht, dass er ein schlechter Mensch ist, Bruder Georg, ganz gleich, was über ihn erzählt wird. Er hat sich nie   …» Sie suchte nach Worten. «…   unehrenhaft verhalten, oder?»
    Überrascht hob Bruder Georg den Kopf. «Er hat ihr den Kopf verdreht und sie dazu gebracht   …»
    «Nein.» Luzia schüttelte energisch den Kopf. «So ein Mann ist er nicht, Bruder Georg.»
    «Woher willst ausgerechnet du das wissen?»
    Sie hob die Schultern. «Ich weiß es einfach. Und wenn Ihr genauer hingesehen hättet, würdet Ihr es auch wissen.» Am Tor blieb sie stehen. «Ich muss nach meinem Bruder sehen.Und   …» Sie zögerte. «Bruder Georg, darf ich in der Kapelle eine Kerze anzünden?»
    «Eine Kerze?» Etwas irritiert sah er sie an. «Natürlich darfst du das.» Er seufzte. «Ich denke, das werde ich auch tun.»
    Luzia nickte und ging schweigend zum Palas. Bruder Georg blieb jedoch noch eine lange Weile am Tor stehen und blickte nachdenklich auf das Gesindehaus zurück.
    ***
    Simon tobte, als er bei seiner Rückkehr am späten Abend erfuhr, dass Elisabeth sich seit den Nachmittagsstunden im Gesindehaus aufhielt. Gleichzeitig war er zutiefst entsetzt, dass sein guter Freund Johann von Manten nun ebenfalls zu den Pestkranken zählte. Doch wie Elisabeth es erwartet hatte, forderte er sie nicht auf, zurück ins Wohnhaus zu kommen. Im Gegenteil, nachdem er erfahren hatte, dass die Magd, die man zu Gertruds Pflege aus Kempenich geholt hatte, ebenfalls die ersten Symptome zeigte, ließ er beide ebenfalls ins Gesindehaus bringen und ordnete an, dass ab sofort niemand, der mit Erkrankten in Berührung gekommen war, das Wohnhaus mehr betreten dürfe. Für Luzia bedeutete das, den Palas verlassen zu müssen. Ihren Bruder brachte sie deshalb bei Thea in der Küche unter, die sich bereit erklärte, sich um den Jungen zu kümmern.
    Während sie noch ein paar Kleider und andere Gegenstände zusammenpackte, fiel ihr plötzlich auf, dass das Summen des Kruzifixes nicht mehr zu hören war. Deshalböffnete sie die Truhe, in der es verborgen lag, und zog es heraus.
    Sie wickelte es aus und betrachtete es dann verwundert. Sowohl das Summen als auch das Leuchten hatten aufgehört, und es glühte auch nicht mehr. Jetzt fühlte es sich fast kühl an, doch je länger Luzia es in der Hand hielt, desto wärmer schien es zu werden. Während sie überlegte, was das wohl zu bedeuten haben mochte, hörte sie Thea bereits nach ihr rufen. Etwas ratlos blickte Luzia auf das Kruzifix, dann kam ihr jedoch ein Gedanke, und sie hängte sich das Kreuz an der Silberkette, die Elisabeth in Koblenz gekauft hatte, um den Hals.

37.  

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