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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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selbst wenn – was bezweckst du damit, dich in fremde Angelegenheiten einzumischen? Ich dachte, dir liegt nichts an Elisabeth.»
    Jäh blieb Johann stehen und starrte Martin wütend an. «Sie ist mit Dietrichs Sohn verlobt. Die Hochzeit soll schon in wenigen Tagen stattfinden.»
    Unbeeindruckt verschränkte Martin seine Arme vor der Brust. «Ein Grund mehr, dich nicht einzumischen. Wenn sie der Ehe zugestimmt hat, handelst du dir nur eine blutige Nase ein, wenn du dich dazwischenstellst.»
    «Er ist ein Schweinehund», knirschte Johann zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Martin legte lediglich den Kopf auf die Seite. «Du kennst ihn doch gar nicht. Möglicherweise ist er nach ihrem Geschmack   …»
    «Verflucht nochmal, er wird sie nicht heiraten!» Johann packte Martin grob am Kragen seines Hemdes und schüttelte ihn erzürnt.
    Statt sich zu wehren, begann Martin breit zu grinsen. «Und du glaubst, du könntest das bestimmen?»
    Der Blick, mit dem Johann ihn bedachte, war mörderisch.«Er bekommt sie nicht, und wenn ich ihm seinen dürren Hals umdrehen muss. Verdammt, sie hatte doch gar keine andere Wahl, als der Verlobung zuzustimmen. Ihr Vater wurde unter Druck gesetzt – wie hätte sie sich weigern können? Vielleicht hat dieser Albrecht sie sogar gezwungen   …» Seine Stimme versagte, und er ließ Martin abrupt los und ballte die Fäuste.
    Martin stieß sich vom Pult ab, trat neben seinen Freund und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. «Also gut. Gibst du jetzt endlich zu, dass du die Frau liebst?»
    Erneut flammte Zorn in Johanns Augen auf. «Verdammt, was hat das   …»
    «Hör endlich auf zu fluchen, Mann!», unterbrach Martin ihn ruppig. «Dies ist ein gottesfürchtiges Haus. Also, liebst du sie – ja oder nein?»
    Mit einem Mal schien alle Kraft aus Johann zu weichen. Er ließ sich auf einen der Hocker vor dem Pult sinken und ließ die Schultern hängen. «Ich kann nicht   …»
    «Ja oder nein?» Wieder verschränkte Martin die Arme vor der Brust und fixierte ihn auffordernd.
    Johann stützte die Ellbogen auf die Knie und presste das Gesicht in seine Handflächen. «Ja, Herrgott nochmal. Ich liebe sie. Reicht das jetzt?»
    Martin zog sich den zweiten Hocker heran und setzte sich seinem Freund gegenüber. «Nun, mir zumindest reicht es als Grund, dir zu helfen. Ob es van Thelen genügen wird, ihn aus seinem Schneckenhaus herauszuholen, kann ich allerdings nicht versprechen. Wenn ich   …» Er hob den Kopf, da sein Knecht Alban in der Tür erschienen war. «Was gibt es?»
    «Herr, da sind Männer an der Tür und wünschen Euch und Herrn Johann zu sprechen.»
    «Was für Männer?» Seit vor kurzem, während seines Aufenthalts in Kempenich, die Juden mit brutaler Gewalt aus Koblenz vertrieben worden waren, gab Martin besonders acht darauf, wen er ins Haus ließ. Er hatte Geschäfte mit jüdischen Geldwechslern und -verleihern gemacht und galt als Judenfreund. Niemand konnte wissen, wie sich das in der aufgeheizten Stimmung, die derzeit in Koblenz herrschte, auswirken konnte.
    Alban trat zur Seite, denn hinter ihm erklangen Schritte von schweren Reitstiefeln. «Graf Friedebold von Küneburg und zwei seiner Getreuen.»
    Martin und Johann erhoben sich überrascht, als die drei Männer die kleine Schreibstube betraten. Friedebold musterte erst den Kaufmann, dann den jungen Grafen sehr aufmerksam, dann nickte er. «Entschuldigt mein unangemeldetes Eindringen, Herr Wied, aber ich muss dringend mit Graf Johann von Manten sprechen.»

40.   KAPITEL
    Erschöpft rieb sich Luzia die Augen. Sie hatte bei ihrem Bruder in der Gesindekammer neben dem Pferdestall ausgeharrt, bis er eingeschlafen war. Nun dämmerte es bereits, und Elisabeth wartete wahrscheinlich schon auf sie. Gegessen hatte sie auch noch nichts, und falls die Köchin sich bereits schlafen gelegt hatte – sie ging immer mit den Hühnern zu Bett   –, war es fraglich, ob sie in der Küche noch etwas Essbares finden würde. Luzia überquerte den Burghof und steuerte auf den Palas zu. Als sie die Treppe erreichte, die zum Eingang hinaufführte, hielt sie plötzlich jemand grob am Arm fest. Sie schrie entsetzt auf und erkannte, dass es Albrecht war, der sie nun heftig an sich zog. «Wen haben wir denn da? So ein hübsches Mägdelein läuft ganz allein im Dunkeln herum? Wie wäre es, wenn ich dir ein bisschen Gesellschaft leiste?» Er sprach undeutlich, und sein Atem stank nach Wein.
    «Lasst mich los, Herr, bitte!» Sie versuchte sich zu

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