Die Eifelgraefin
ihr Nadel und Stoff aus der Hand und legte beides beiseite. «Nicht mehr lange, und wir beide werden Mann und Frau sein, Elisabeth.» Seine Stimme nahm einen schmeichlerischen Ton an. «Und ich darf Euch gestehen, dass ich es kaum erwarten kann.» Sanft nahm er ihre Hand und streichelte über ihre Finger. «Ihr seid schön, Elisabeth, und gescheit. Die rechte Mischung, wie mir scheint, und wir werden ganz sicher ausgezeichnet miteinander auskommen.» Er führte ihre Finger an seine Lippen. Seine Augen fixierten sie dabei noch immer. «Es war sehr klug von Euch, in das Verlöbnis einzuwilligen», fuhr er fort.
Elisabeth versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, doch er hielt sie eisern fest. Verärgert starrte sie ihn an. «Hatte ich denn eine andere Wahl?»
Er lächelte süffisant. «Nein.» Langsam stand er auf und zog sie mit sich hoch. «Die hattet Ihr nicht. Dennoch werdet Ihr erkennen, dass eine Ehe mit mir nicht die schlechteste Wahl ist.» Er ließ ihre Hände los und umfasste stattdessen ihr Gesicht. «Vorausgesetzt natürlich, Ihr tut, was ich von Euch verlange. Eine gehorsame Ehefrau ist die Zierde eines jeden Mannes, ist es nicht so?»
Elisabeth erstarrte, als seine Lippen ihren Mund berührten, sanft zwar, aber dennoch besitzergreifend. Als er sich von ihr löste, lächelte er wieder. «Ein klein wenig Widerborstigkeit spüre ich noch, Elisabeth. Aber es wird mir ein Vergnügen sein, Euch auch diese noch auszutreiben.» Heiter zwinkerte er ihr zu und ging dann zurück zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und verbeugte sich artig. «Gehabt Euch wohl, meine Liebe.» Damit verließ er die Kemenate.
Elisabeth ließ sich wieder auf die Bank sinken und schloss die Augen. Sie wusste, dass sie sich beherrschen musste. Ihr Vater hatte der Verlobung, wenn auch widerwillig, seinen Segen gegeben. Er hatte es nur getan, um den Frieden zu bewahren und weil er keine andere Wahl hatte. Das Erbe seines Sohnes war bereits verloren, nur durch die Ehe seiner Tochter mit dem zukünftigen Grafen von Küneburg konnte er noch ein gewisses Maß an Stellung für sich und seine Familie bewahren.
Die Urkunde, die Dietrich aufgetrieben hatte, machte ihn zum Erben des Titels – das Trierer Schöffengerichthatte dies bereits anerkannt. Nun wartete Dietrich nur noch auf die passende Gelegenheit, auch Erzbischof Balduin die Urkunde zu zeigen und ihm seine Ansprüche zu unterbreiten.
Im Grunde war unter diesen Umständen eine Eheschließung zwischen Elisabeth und Albrecht gar nicht mehr vonnöten, denn Elisabeths Mitgift fiel, würde Dietrichs Anspruch auf den Titel von seinem Lehnsherrn bestätigt, automatisch an ihn. Die Hochzeit war nur eine Rückversicherung für ihn, denn Balduin schätzte Graf Friedebold sehr und würde Dietrichs Rechte mit Sicherheit mehr als sorgfältig prüfen. Außerdem gab diese Ehe Dietrich die Gelegenheit, seinen verhassten Stiefbruder zu erniedrigen. Vermutlich war das allein für ihn schon Grund genug, diese Verbindung anzustreben.
Nachdenklich blickte Elisabeth auf ihre Handarbeit, ein besticktes Tischtuch. Sie wusste, dass Johann die Pest überstanden hatte. Simon hatte es ihrem Vater zusammen mit etlichen weiteren Nachrichten mitgeteilt. Doch sie hatte sich verboten, an ihn zu denken. Ganz gleich, wie sehr sie es sich wünschen mochte, er konnte ihr nicht helfen. Sie hatte auf ihrer Heimreise lange darüber nachgedacht. Seine Angst vor Gefühlen und seine Weigerung, diese zuzulassen, würden ihn immer von ihr fernhalten. Wahrscheinlich war es besser so, denn sie glaubte, einfach nicht die Kraft zu haben, jemals den Wall, den er um sich errichtet hatte, zu überwinden.
Elisabeth schauderte bei dem Gedanken an den Zorn ihres Vaters, mit dem er sie auf der Küneburg empfangen hatte. Natürlich hatte er erfahren, dass sie wegen Johannin das Pesthaus gegangen war, dass sie sich seinetwegen in Lebensgefahr begeben hatte. Er hatte ihr Torheit und Unverstand vorgeworfen und gefährlichen Leichtsinn. Und sie hatte sich in Grund und Boden geschämt, als er sie gefragt hatte, ob sie sich Johann hingegeben habe. Ihre Beteuerungen, dass dies nicht der Fall gewesen sei, hatten ihn nur wenig besänftigt. Obwohl er vormals nie über Graf Notker von Manten oder dessen Sohn gesprochen hatte, waren ihm deren Namen und Ruf offenbar durchaus bekannt.
Seither hatte Graf Friedebold kaum mehr ein Wort mit Elisabeth gewechselt. Daher nahm sie an, dass er ihr nach wie vor zürnte. Selbst während des Verlöbnisses
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