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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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weiterer Berittener auf, der in raschem Tempo auf ihn zukam, jedoch langsamer wurde und grüßend die Hand hob, als er in Rufweite kam. Johann zügelte sein Pferd erneut und wartete, bis der Reiter ganz herangekommen war. Es handelte sich um einen soldatisch wirkenden Mann mittleren Alters, auf dessen Waffenrock das Wappen derer von Küneburg aufgestickt war.
    Johann nickte ihm grüßend zu. «Seid Ihr auf dem Weg nach Kempenich?»
    Der Mann sah ihn überrascht an. «Das bin ich in der Tat. Woher wisst Ihr das?»
    Johann deutete auf das Wappen. «Die Tochter des Grafen von Küneburg hält sich dort auf. Da Ihr wohl einer seiner Männer seid, schloss ich, dass Ihr sie aufsuchen wollt.»
    «Da habt Ihr richtig geraten.» Der Mann verbeugte sich leicht. «Reinher von Heldweg ist mein Name. Ich bringe der Tochter des Grafen eine Botschaft, und ebenso Simon, dem Herrn von Kempenich.»
    «Johann von Manten», stellte Johann sich freundlich vor. «Will der Graf seine Tochter wieder nach Hause holen?»
    Reinher schüttelte den Kopf, und seine Miene wurde besorgt.«Das glaube ich nicht, Herr Johann. Die Situation auf der Küneburg ist derzeit alles andere als sicher. Ich fürchte, der Graf wird Elisabeth noch ziemlich lange in Kempenich bleiben lassen. Das ist sehr schade, denn sie ist ein wirklich liebes Mädchen. Die Gräfin ist äußerst betrübt, auf ihre Gesellschaft verzichten zu müssen. Und von Kunibert von Kronach haben wir auch noch keine Nachricht, dabei müsste wenigstens er   …» Er stockte. «Aber was erzähle ich Euch davon? Ihr könnt ja auch nichts daran ändern. Seid Ihr mit Elisabeth bekannt? Geht es ihr gut?»
    Johann nickte. «Sie ist wohlauf, das kann ich Euch versichern.»
    «Gut.» Reinher lächelte erleichtert. «Sehr gut. Hach, sie fehlt uns richtig. Sie ist ein Engel, findet Ihr nicht? So wohlerzogen und nie ein böses Wort! Und nun muss ich ihr unangenehme Nachrichten   …» Er hielt inne, denn er hatte wohl Johanns hochgezogene Brauen bemerkt. «Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?»
    «O nein, keinesfalls.» Johann schüttelte amüsiert den Kopf. «Doch Ihr habt mich sicherlich aus einem bestimmten Grund angehalten, nicht wahr?»
    «Ja, ja, natürlich.» Reinher nickte. «Ich hatte vor, Euch nach dem Weg zu fragen. Doch da Ihr ja von Kempenich zu kommen scheint, befinde ich mich wohl auf der richtigen Straße, nicht wahr?»
    «Das tut Ihr. Und Ihr könnt ihr folgen, bis Ihr an die Zollstation im Wald vor Kempenich gelangt. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung.»
    «Vielen Dank, Herr Johann.» Reinher hob noch einmal die Hand zum Gruß und ritt dann weiter.
    Johann blickte ihm kurz hinterher und setzte dann ebenfalls seinen Weg fort. Offenbar steckte Elisabeths Vater in größeren Schwierigkeiten, wenn er seine Tochter wochen- oder sogar monatelang fortschickte. Doch das sollte ihn eigentlich nicht kümmern. Die Herren der Mantenburg hatten mit den Küneburgern bisher noch nie etwas zu tun gehabt, weder verwandtschaftlich noch politisch. Und davon abgesehen würde er auch gar keine Zeit haben, sich mit den Problemen anderer Leute zu befassen, da er in nächster Zeit wieder einmal damit beschäftigt sein würde, vor der eigenen Haustüre zu kehren. Oder vielmehr vor der seines Vaters.
    Er wusste nicht, was ihn mehr reizte: der Gedanke an seinen alten Herrn oder Reinhers Bemerkung über die engelsgleiche Elisabeth.
    Die Wolken bedeckten mittlerweile den gesamten Himmel, und als Johann die große Handelsstraße verließ und auf einen schmaleren Weg abbog, trafen ihn die ersten Regentropfen.
    ***
    «Elisabeth, seid Ihr da?», erklang Hedwigs Stimme vor der Tür. Lautes Klopfen folgte ihren Worten.
    Elisabeth richtete sich erschrocken auf und sah sich um. Es war recht finster in ihrer Schlafkammer, denn der Himmel hatte sich bewölkt, und ein scharfer Wind peitschte Regen zu den Fenstern herein.
    Auch Luzia war von dem Klopfen erwacht und sprang erschrocken auf.
    «Ja, Frau Hedwig, ich bin hier», antwortete Elisabeth,schwang die Beine über die Bettkante und griff nach ihrem Kleid. «Ich hatte mich noch ein wenig ausgeruht.»
    «Aber ja, natürlich», kam es von Hedwig. «Ich wollte Euch auch nicht stören, sondern nur ausrichten, dass ein Bote von der Küneburg unten ist. Er hat einen Brief für Euch.»
    «Ein Bote meines Vaters?», fragte Elisabeth alarmiert. «Sagt ihm, ich komme sofort!» Sie drehte sich zu Luzia um, die sich bereits angezogen hatte und nun dabei war, mit der

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