Die Eifelgraefin
erzählen.»
«Doch, das weißt du ganz bestimmt», widersprach er ihr. «Oder geht es dir vielleicht wie mir? In deiner Gegenwart fehlen mir einfach die rechten Worte.» Sein Blick wanderte zärtlich und aufmerksam zugleich über ihr Gesicht, so als wolle er sich jedes noch so kleine Detail einprägen.
Luzias Herz begann zu rasen und pochte heftig gegen ihre Rippen.
Roland fuhr mit dem Zeigefinger sanft über die Stelle an ihrem Hals, wo man ihren heftigen Pulsschlag sehen konnte. Dann nahm er ihre Hand und drückte sie gegen seine Brust, sodass sie seinen Herzschlag spüren konnte.
«Fast glaube ich, du bist ein Engel, der mir vom Himmel geschickt wurde», sagte er. «Schon als ich dich zum ersten Male sah, wusste ich, dass wir miteinander verbunden sind. Und auch wenn ich mit meiner Truppe bald wieder fortmuss, wünsche ich mir nichts mehr, als dass du ebenso empfindest, hehre Frau. Erlaubst du mir auch morgenwieder ein Treffen, Luzia? Einen Spaziergang, so wie heute?»
In Luzias Kopf drehte sich alles. Sie entzog ihm ihre Hand. Sie war sich bewusst, dass sie vorsichtig sein musste. Einem fremden Mann, einem Gaukler noch dazu, durfte sie nicht trauen. Womöglich versuchte er nur auf wesentlich findigere Art, das zu erreichen, wonach es den Fuhrknecht am Vortag gelüstet hatte. Doch in Rolands Augen las sie keinerlei Falschheit, sondern nur offene Bewunderung und ein flehentliches Bitten. Dennoch war sie auf der Hut.
«Aber nur, wenn du mir morgen alles von dir erzählst», antwortete sie deshalb und war erleichtert, als er wie befreit auflachte.
«Gerne, Luzia! Das will ich tun, auch wenn es über mich nichts Aufregendes zu berichten gibt. Aber du sollst alles erfahren, von der Stunde meiner Geburt an bis zu dem Moment, da ich dich zum ersten Mal sah.» Er ergriff erneut ihre Hand und hauchte einen leichten Kuss auf ihre Fingerspitzen. Die Berührung kribbelte auf ihrer gesamten Handfläche. Im nächsten Moment ließ er sie wieder los und sprang beschwingt auf. «Nun denn, lass uns zurückgehen, liebste Luzia. Ich möchte nicht, dass deine Herrin böse mit dir ist, weil du zu spät kommst.»
***
«Mein liebes Kind», sagte Bruder Georg, der sehr genau wusste, wie betrübt sein Schützling über die Nachrichten von der Küneburg war. «Auch ich hoffe, dass sich alles baldzum Guten wenden wird. Und Ihr wisst, dass der Herr, der Allmächtige, uns Kraft gibt, nicht wahr?» Er legte seine große knochige Hand über die von Elisabeth.
Sie nickte dankbar. «Ja, ich weiß, Bruder Georg. Und ich bin sehr froh, dass wenigstens Ihr an meiner Seite seid. Was sollte ich bloß ohne Euch tun?»
Der Benediktiner lächelte leicht. «Ich bin sicher, Ihr kämet auch ohne mich sehr gut zurecht, Elisabeth, denn Ihr seid ein kluges Kind. Doch auch ich bin froh, bei Euch sein und Euch Rat geben zu dürfen.» Er machte eine bedeutungsvolle Pause.
Elisabeth sah ihn aufmerksam an. «Ich bin Euch für Euren Rat immer dankbar, Bruder Georg, das wisst Ihr. Und ich habe den Eindruck, dass Ihr mir gerade jetzt einen solchen geben möchtet.»
Bruder Georg nickte, und seine Miene wurde wieder ernst. «Das möchte ich. Wenngleich es nichts mit dem Schreiben Eures Vaters zu tun hat oder», verbesserte er sich, «nicht direkt jedenfalls.» Er hielt kurz inne und schien nach Worten zu suchen.
Elisabeth sah ihn erwartungsvoll an.
«Ihr wisst», begann er schließlich bedächtig, «dass ich Euch kenne, seit Ihr auf der Welt seid, und dass Ihr mir sehr am Herzen liegt. Ich bin sehr stolz, in Eures Vaters Diensten stehen zu dürfen, und weiß, dass er für Euch nur das Beste wünscht.» Er rieb sich das Kinn und fuhr dann fort: «Ihr seid eine liebenswerte junge Frau, Elisabeth, und, das kann ich mit Fug und Recht behaupten, die wohlerzogenste, die ich kenne. Dennoch … oder gerade deswegen», fügte er an, «macht mir etwas große Sorgen.»
Erstaunt richtete Elisabeth sich auf. «Habe ich etwas Falsches getan, Bruder Georg? Ich bin mir dessen nicht bewusst. Falls aber doch, so bitte ich Euch, mir zu sagen, worum es sich handelt!»
«Nun ja, dazu komme ich jetzt», erklärte er. «Doch ich möchte nicht, dass Ihr meine Worte als Schelte anseht, denn ich bin mir absolut sicher, alles, was Ihr getan habt oder auch zukünftig tun werdet, ist einzig Eurem guten Herzen und Eurer Unbefangenheit zuzuschreiben.» Er schwieg kurz, lächelte dann und drückte erneut ihre Hand. «Ich konnte gestern auf der Festlichkeit beobachten, dass Ihr Euch
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