Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
zweifeln?»
    «Nein, Herrin.» Luzias Stimme klang zerknirscht.
    Elisabeth lachte leise. «Schlaf jetzt.»
    Ihren Atemzügen nach schien sich Luzia an ihre Anordnung zu halten. Doch Elisabeth fühlte sich mit einem Mal hellwach und dachte über Luzia nach. Was, wenn das Mädchen dem Werben dieses Gauklers doch noch nachgab? Oder wenn sie doch beschloss, ihm zu folgen? Hätte sie strenger zu Luzia sein und ihr den Umgang mit Roland nicht besser verbieten sollen?
    Wieder starrte Elisabeth zum Betthimmel hinauf und lauschte dem Wind. Sie würde Luzia nicht zurückhalten können, denn das Mädchen war ja keine Leibeigene. Und selbst wenn sie es gewesen wäre, würde es Elisabeth schwerfallen, zwei Liebende zu trennen. Wenn   … ja, wenn Roland tatsächlich auch in Luzia verliebt war und sie nicht nur als nette Abwechslung betrachtete.
    Sie stellte sich sein Gesicht vor. Er war noch jung, vielleicht ein oder zwei Jahre über zwanzig, schätzte sie. Und er besaß ein einnehmendes und offenbar sehr einfühlsames Wesen. Dass er Luzia noch nicht überredet hatte, ihm zu Willen zu sein, sprach für ihn, fand sie. Oder gegen ihn, wenn dies für ihn nur zum Plan gehören sollte.
    Elisabeth seufzte. Sie würde den jungen Gaukler wohl etwas mehr im Auge behalten müssen, um herauszufinden, was er tatsächlich dachte und fühlte. Luzia war ihr in der kurzen Zeit hier in Kempenich sehr ans Herz gewachsen, und sie wollte sie gerne vor einer schweren Enttäuschung oder gar Schlimmerem bewahren.
    Da sie sich noch immer hellwach fühlte, drehte sie sich wieder auf die Seite und tastete auf der Truhe neben demBett vorsichtig nach dem Kästchen mit dem Kruzifix. Sie nahm das merkwürdige Kreuz andächtig in die Hand – wie immer fühlte es sich warm und lebendig an. War es heute nicht sogar noch wärmer als sonst? Oder lag das nur an der Kälte in der Schlafkammer? Fast meinte sie, das Kruzifix habe einen eigenen Herzschlag.
    Elisabeth umfasste das Kreuz mit beiden Händen und sprach in Gedanken ein Gebet. Zunächst das Paternoster, dann ein Ave-Maria, und weil sie spürte, dass es sie beruhigte, wiederholte sie die beiden Gebete so lange im Wechsel, bis sie merkte, dass ihre Glieder schwer wurden. Zufrieden legte sie das Kruzifix neben ihrem Kopfkissen ab und schlief endlich ein.
    ***
    Am folgenden Morgen fühlte Elisabeth sich wie gerädert, obwohl sie sich einbildete, wie ein Stein geschlafen zu haben. Da sie ihre schlechte Laune nicht an Luzia auslassen wollte, schwieg sie während des Ankleidens und Frisierens. Das schien ihre Magd jedoch in Sorge zu versetzen.
    «Fehlt Euch etwas, Herrin?», fragte Luzia besorgt. «Ihr seid so blass.»
    Elisabeth schüttelte den Kopf.
    «Habe ich Euch verärgert?»
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    Luzia sah sie ratlos an. «Aber   … kann ich etwas   …?»
    «Nein, Luzia, es ist nichts», fuhr Elisabeth sie gereizt an. «Ich habe schlecht geschlafen, das ist alles.»
    «Oh.» Luzia, die solch einen ruppigen Ton von ihrerHerrin nicht gewöhnt war, zog den Kopf ein. «Tut mir leid.»
    «Du kannst ja nichts dafür», brummelte Elisabeth, dann seufzte sie. «Ich habe etwas geträumt, aber ich komme einfach nicht darauf, was es war. Das zerrt an meinen Nerven, verstehst du?»
    Luzia nickte und begann, da sie mit Elisabeths Haaren fertig war, die Schlafkammer aufzuräumen.
    Elisabeth ging derweil nervös vor dem Bett auf und ab. «Ich denke, ich werde nach der Morgenmahlzeit ein Bad nehmen, Luzia.»
    Überrascht blickte Luzia auf. «Aber es ist nicht Samstag, Herrin.»
    «Na und?» Elisabeth zuckte mit den Schultern. «Wer sagt, dass man nur samstags baden darf? Ich brauche einfach eine Ablenkung und   …» Ihr kam eine Idee. «Ich werde meine Haare schneiden.»
    «Eure Haare schneiden?» Entsetzt riss Luzia die Augen auf. «Ist das nicht eine Sünde?»
    Der Gesichtsausdruck ihrer Magd reizte Elisabeth zum Lachen. «Nein, Luzia, ganz sicher nicht. Und ich will sie ja nicht ganz abschneiden, sondern nur ein oder zwei Handbreit. Du hast doch selbst gesehen, dass meine Haarspitzen ganz trocken und gespalten sind. Das sieht nicht schön aus, und man kann nichts dagegen tun, außer sie abzuschneiden», erklärte sie. «Sie wachsen ja schließlich wieder nach.»
    Elisabeth setzte ihren Plan sogleich in die Tat um und schickte Luzia in die Küche, um dort Bescheid zu geben, dass der Badezuber aufgestellt und Wasser heiß gemacht werden sollte. Nach dem Frühstück trug sie Tücher, Rosenölund Kamm

Weitere Kostenlose Bücher