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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Geschichten aus seiner Jugend und aus Johanns Kindertagen zu erzählen.
    «Du kannst dir vorstellen, Simon, dass ich ihn von klein auf zum Manne erziehen wollte», wandte er sich an den Burgherrn. «Dein Vater hat es mit dir nicht anders gemacht, nicht wahr? Leider wollte seine leibliche Mutter   – Gott hab sie selig – ihn immerzu verhätscheln und verzärteln. Das bekommt einem Jungen nicht gut, sagte ich ihr und nahm ihn mit auf den Turnierplatz und zu den Schwertübungen, so oft ich konnte.» Er beugte sich leicht zu Elisabeth herüber. «Sehr zu seinem Vorteil, wie Ihr mir zustimmen müsst. Ihr solltet ihn heute mal auf dem Turnierplatz sehen. Ungeschlagen bisher, nicht wahr?» Er nickte Johann zu. «In wie vielen Kämpfen?»
    «Zwölf.» Johann verzog keine Miene.
    Notker lachte begeistert. «In zwölf Kämpfen ungeschlagen. Sagt, edle Jungfer, ist das nicht ein Mann nach Eurem Geschmack? Einer, der auch Eure Farben tragen dürfte   … wäret Ihr nicht bereits verlobt», fügte er zwinkernd hinzu.
    Elisabeth wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, doch Notker schien gar nicht darauf zu warten, denn er sprach bereits weiter: «Es war nicht immer ganz einfach mit ihm. Nicht wahr, Johann? Du hast ein hartes Lehrgeld bezahlt.» Wieder beugte er sich zu Elisabeth herüber. «Den Schmiss hab ich ihm verpasst.» Er wies mit dem Kinn auf Johann, und es war klar, dass er dessen Narbe auf der linken Wange meinte.
    Elisabeth schnappte entsetzt nach Luft und sah den Grafen mit großen Augen an. «Ihr habt   …?»
    «Natürlich.» Notker lachte erheitert. «Da war er – sechzehn oder siebzehn Jahre alt? Ein bisschen zu langsam und schwerfällig. Inzwischen ist er flinker. Vermutlich würde ich das heute nicht mehr fertigbringen, was, Junge?»
    Elisabeth graute bei der Vorstellung, dass der eigene Vater Johanns Gesicht derart entstellt hatte, noch dazu offenbar bei einem einfachen Übungsturnier. Sie warf Johann einen mitfühlenden Blick zu, den dieser jedoch gar nicht bemerkte. Er hatte sich ganz seinem Vater zugewandt und lachte ausgelassen über dessen letzten Scherz.
    Irritiert blickte sie auf ihre Hände. Offenbar amüsierte er sich genauso über diese Geschichte wie sein Vater.
    Eine unbändige Wut stieg plötzlich und unerwartet in ihr auf. Sie blickte unauffällig zwischen Vater und Sohn hin und her, die nun gemeinsam und äußerst gut gelaunt eine Geschichte zum Besten gaben. Sie biss die Zähne zusammen.Hedwig musste wohl recht haben, Vater und Sohn ähnelten sich sehr, aber nicht nur äußerlich.
    Elisabeth ertappte sich dabei, wie sie auf Johanns Narbe starrte und sich dabei vorstellte, wie sein Vater das Schwert schwang und Johann sich hinterher lachend das Blut vom Gesicht wischte, um sich sogleich wieder in den Kampf zu stürzen. Sie schüttelte sich innerlich. Sie würde Bruder Georgs Rat beherzigen und Johann von Manten aus dem Weg gehen.
    ***
    Da das Speisezimmer direkt neben der Küche lag und deshalb durch den Kamin gut beheizt werden konnte, hielten sich die Burgbewohner an diesem Abend noch lange dort auf. Elisabeth gesellte sich zwar alsbald zu Hedwig und den Mädchen, hörte jedoch trotzdem die Gespräche der Männer mit. So erfuhr sie, dass Graf Notker in Kempenich nur einen kurzen Zwischenhalt auf dem Weg nach Remagen machte, von wo aus er mit einem der Handelsschiffe nach Süden fahren wollte. Er war, ähnlich wie Elisabeths Vater, vom Erzbischof nach Böhmen gerufen worden. Da er die Verwaltung über seinen Grundbesitz jedoch, im Gegensatz zu Friedebold von Küneburg, bedenken- und gefahrlos seinem Sohn anvertrauen konnte, wollte er sich sofort auf den Weg machen.
    «Ich hätte natürlich gleich in Koblenz an Bord gehen können», sagte er gerade zu Simon. «Aber ich dachte, ich reite hier kurz vorbei, dann kann ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.» Er lachte fröhlich auf. «Du sagtestJohann doch etwas von dieser Wollweberin, die nach Saffig auf einen meiner Höfe heiraten will. Ich bin damit einverstanden und könnte dir im Austausch eine junge unverheiratete Frau aus einem meiner Dörfer anbieten. Sie hat zwar ein uneheliches Balg, ist aber fleißig und recht ansehnlich, sodass du sie bestimmt leicht verheiraten kannst.»
    Simon tippte sich nachdenklich ans Kinn. «Eine Bauernmagd?»
    «Nein, die Tochter eines Schankwirtes.» Notker sah Simon erwartungsvoll an.
    Hedwig, die dem Gespräch ebenfalls mit einem Ohr gefolgt war, mischte sich ein: «Simon, wäre das

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