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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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nicht etwas für den Wirt in Münstermaifeld? Ist ihm nicht kürzlich die Frau gestorben?»
    Simon nickte zustimmend. «Das könnte man versuchen. Er sitzt jetzt mit seinen drei Bälgern alleine da. Wie heißt die Frau, und wie alt ist ihr Kind?»
    Notker grinste zufrieden. «Die Frau heißt Aleidis. Das Kind ist ein Mädchen, knapp sechs Jahre alt. Wie heißt es nochmal?» Er blickte fragend auf Johann.
    «Enneleyn», antwortete dieser und warf seinem Vater einen spöttischen Blick zu.
    «Richtig, Enneleyn. Nun, wie sieht es aus, Simon? Kommen wir ins Geschäft?»

14.   KAPITEL
    Unruhig drehte Elisabeth sich im Bett von einer Seite auf die andere. Sie war nach dem langen Abend schnell eingeschlafen, jedoch bald wieder aufgewacht, und nun wollte sich der Schlaf einfach nicht wieder einstellen. Sie hörte Luzias tiefen gleichmäßigen Atem und starrte auf den rötlichen Schein, den das Kohlebecken verströmte, das Hedwig ihr hatte herauftragen lassen. Es war zwar zu klein, um den gesamten Raum zu beheizen, dennoch verströmte es ein wenig Wärme und ein angenehmes Licht.
    Beruhigend wirkte es allerdings nicht auf Elisabeth. Die Gedanken drehten sich in ihrem Kopf immerzu im Kreise. Sie dachte an den Brief ihres Vaters und daran, dass er bald fortgehen würde. Daran, dass auch Notker von Manten vom Erzbischof nach Böhmen gerufen worden war. Das Gesicht des Grafen erschien vor ihrem inneren Auge und verschmolz mit dem von Johann. Unwillig versuchte sie, die Bilder abzuschütteln.
    Sie war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass weder der jüngere noch der ältere Herr von der Mantenburg ein schicklicher Umgang für sie war. Johann mit seinem wetterwendischen Verhalten irritierte sie, und sein Vater war ihr zutiefst suspekt.
    Seufzend kuschelte sie sich unter ihre Decke. Wie viel angenehmer war die Gesellschaft Kuniberts bei ihrem letztenTreffen gewesen! Und ihn vermochte sie wesentlich leichter einzuschätzen als die beiden Männer, in deren Gesellschaft sie den heutigen Abend verbracht hatte.
    Elisabeths Gedanken wanderten wieder zu ihrem Vater und zur Küneburg. Wie sehr sie ihr Zuhause vermisste! Sie presste die Lippen zusammen, als das Heimweh sie plötzlich mit Macht überkam. Die Tränen, die in ihren Augen brannten, ließen sich nur mit Gewalt zurückhalten. Wie sehr wünschte sie sich, dass wenigstens Kunibert bald von seiner Reise zurückkehren würde. Wenn sie erst verheiratet wären   …
    Elisabeth versuchte sich vorzustellen, wie es sein würde, Kuniberts Ehefrau zu sein. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Immerzu drängten sich die Gedanken an ihren Onkel Dietrich in den Wirrwarr in ihrem Kopf.
    Sie schluckte und merkte, dass ihre Kehle ganz trocken geworden war, deshalb tastete sie nach dem Krug mit Apfelsaft, den Luzia vor dem Zubettgehen heraufgebracht hatte. Sie goss sich etwas davon in ihren Trinkbecher und merkte, dass der Krug fast leer war. Durstig trank sie die wenigen Schlucke, stellte Krug und Becher zurück und setzte sich im Bett auf. Sie fühlte sich hellwach. An Schlaf war nicht zu denken.
    Leise stand sie auf, wickelte sich in ihre Decke und trat an eines der Fenster, öffnete es vorsichtig ein Stückchen und sog gierig die kalte Luft ein. Der Wind war etwas schwächer geworden, und der Regen hatte vorübergehend nachgelassen. Die Luft roch jedoch selbst hier oben feucht und erdig.
    Vom Turm auf der rechten Seite hörte sie leise Stimmen, vielleicht war gerade Wachablösung. Sie zog sich vom Fensterzurück und schloss es wieder sorgfältig. Dann ging sie zum Bett zurück – sie war so unruhig! Ans Hinlegen war gar nicht zu denken. Aus einem Impuls heraus warf sie die Decke aufs Bett und griff nach ihrem weißen Unterkleid, schlüpfte hinein und zog den dunkelgrünen Surcot mit den Höllenfenstern darüber. Bruder Georg hatte sie gescholten, dass die tiefen Seitenausschnitte des Kleides skandalös seien, da sie zu viel von dem enggeschnürten Unterkleid preisgaben. Doch Elisabeth gefiel das Kleid ausnehmend gut, weshalb sie es für den morgigen Tag herausgelegt hatte.
    Sie tastete nach ihrem Haar, das sie des Nachts offen trug, und flocht es rasch zu einem lockeren Zopf, dann nahm sie den leeren Saftkrug und verließ auf Zehenspitzen ihre Schlafkammer. Die Wendeltreppe lag beinahe ganz im Dunklen. Nur ab und an flackerte ein Tranlicht in einem der Wandhalter und warf einen winzigen Lichtkreis. Elisabeth tastete sich Stufe um Stufe hinab bis in die Steinkammer. Dort blieb sie

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