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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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dass er sie küsste?
    Plötzlich fühlte sie sich vollkommen kraftlos und lehnte sich gegen die eiskalte Steinmauer. Wieder hatte er sie benutzt wie ein Spielzeug! Wieder hatte er   …
    Sie schüttelte den Kopf. «Nein», sagte sie laut und erschrak über den Hall ihrer Stimme im Zwinger. Nein, sie hatte es gewollt. Selbst wenn sie gekonnt hätte, wäre sie ihm nicht ausgewichen. Was hatte er getan, dass sie derart auf ihn reagierte? Und er auf sie? Denn eines war sicher, dies war kein einfacher Kuss gewesen, um sie zu provozieren. Nein, sie hatte mehr gespürt. Ein drängendes Verlangen, das ihr Angst machte, weil es auch in ihr selbst glomm.
    Sie rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht; sie musste sich vergewissern, noch bei Sinnen zu sein. Sie konnte doch nicht darüber nachdenken, überlegte sie. Nicht jetzt jedenfalls. Ihre Gefühle waren viel zu aufgewühlt.
    Vorsichtig stieß sie sich von der Mauer ab und ging so ruhig und aufrecht wie möglich zurück zum Palas.

21.   KAPITEL
    Kempenich, 6. Januar im Jahre des Herrn 1349
    «O wie wundervoll!» Beinahe ehrfürchtig strich Luzia über das dunkelblaue Kleid, das Elisabeth ihr soeben geschenkt hatte. Und nicht nur das! Auch ein gelbes Kleid, einen neuen Mantel, Unterwäsche und ein breites dunkelgraues Schultertuch hatte sie ihr gegeben. Die Wäsche war ganz neu, die Kleider jedoch hatten alle vorher Elisabeth gehört, und sie hatte sie heimlich für Luzia abgeändert. «Aber das ist doch viel zu viel, Herrin!», protestierte sie, als Elisabeth ihr zu guter Letzt noch eine passende Gugel zu ihrem neuen braunen Mantel übergab.
    «Das ist es auf keinen Fall», widersprach Elisabeth energisch. Es machte ihr große Freude, ihre Magd zu beschenken. «Ich möchte einfach, dass meine Leibmagd gut gekleidet ist und nicht frieren muss. Bei nächster Gelegenheit werden wir nach Kempenich hinuntergehen und dir auch noch neue Schuhe und ein paar Winterstiefel anfertigen lassen.»
    «Aber das ist doch viel zu teuer», wandte Luzia erneut ein.
    Elisabeth schüttelte den Kopf. «Ganz und gar nicht. Aber wenn du möchtest, kann ich dir einen Teil der Kosten von deinem Lohn abziehen.»
    «Meinem Lohn?» Luzia machte große Augen und reizte Elisabeth damit zum Lachen.
    «Aber ja, dein Lohn. Wir haben bisher noch nicht darüber gesprochen, aber selbstverständlich wirst du für deine Dienste bei mir ordentlich bezahlt.» Sie ging zu einer ihrer Kleidertruhen und entnahm ihr eine gefüllte Geldkatze. Diese drückte sie der verblüfften Luzia in die Hand. «Für jede Woche, die du bisher für mich gearbeitet hast, bezahle ich dir einen Silberpfennig. Es sind Trierer Münzen, doch du kannst sie auch hier benutzen oder gegen Kempenicher Münzen eintauschen. Zukünftig können wir nach Wochen oder einmal im Monat abrechnen, ganz wie du willst.»
    Luzia öffnete die Geldkatze und starrte ungläubig auf den Inhalt. «So viel Geld!» Sie ließ einige der Münzen durch ihre Finger rieseln.
    «Kannst du zählen?» Elisabeth lächelte. «Es sind genau achtzehn Pfennige.»
    «Achtzehn! Ich habe noch niemals so viel Geld besessen. Nein, noch überhaupt keines.» Luzia wirkte noch immer fassungslos. «Was soll ich damit tun?»
    «Nun, das liegt ganz bei dir», gab Elisabeth lächelnd zur Antwort. «Es gehört dir. Du kannst es sparen, dir etwas Schönes dafür kaufen, was du willst.»
    «Aber ich habe doch alles, was ich brauche.» Luzia blickte wieder auf den Kleiderberg auf dem Bett. «Sogar noch viel mehr, als ich je besessen habe.» Sie verschloss die Geldkatze wieder. «Ich werde es sparen, Herrin. Auch wenn ich nicht weiß, wozu ich so viel Geld einmal brauchen sollte.»
    «In Ordnung. Dann darfst du die Geldkatze gerne inmeiner Truhe aufheben.» Elisabeth wies auf die Truhe unter dem ersten Fenster von links. «Und nun sag mir, ob du dich bereits entschieden hast. Wirst du mich zur Küneburg begleiten, wenn ich dorthin zurückkehre? Ich weiß, ich bin jetzt nicht mehr verlobt und habe selbst noch keine Ahnung, wie mein Leben weitergehen wird. Dennoch würde ich mich freuen, wenn du mit mir kommen würdest.»
    «Ich   …» Luzia ließ sich ratlos auf die Bettkante sinken. «Ich weiß es nicht. Einerseits würde ich gerne, weil   … Ihr seid eine sehr gütige und großzügige Herrin. Aber wisst Ihr, ich vermisse meine Familie so sehr. Ich weiß einfach nicht, ob ich das auf Dauer aushalte. Wie gerne wäre ich noch vor Weihnachten nach Blasweiler gelaufen, aber dann hat es zu

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