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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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  –, der ihn beauftragt hat. Es existiert das Kreuz, das Jost erhielt, und der Rahmen, der seit jener Zeit im Besitz meiner Familie ist. Aber von einem dritten Mann in diesem Bund war mir nie etwas bekannt.»
    «Das ist wirklich merkwürdig», stimmte Bruder Georg zu. «Ich habe deshalb nachgeforscht. Ein Bruder mit dem Namen Radulf wird in Arnolds Ahnentafel nicht erwähnt. Zwar hatte er mehrere Geschwister, aber einen Hinweis auf Radulf gibt es nicht.»
    «Also hat er nie gelebt?» Luzia versuchte ratlos, die Zusammenhänge herzustellen.
    Bruder Georg rieb sich das Kinn. «Es gab ihn sicher, sonst würde Arnold sich nicht auf ihn beziehen. Möglicherweise handelt es sich um einen Halb- oder Stiefbruder. Ich kann versuchen, das herauszufinden. Da allerdings die männliche Linie der Herren von Wied im Jahr 1244 ausgestorben ist, dürfte es schwierig sein, überhaupt Hinweise auf etwaige Nachfahren zu finden.»
    «Dann glaubt Ihr also, es gab noch einen dritten Mann,der ebenfalls mit unseren Familien durch diesen Freundschaftseid verbunden ist?», fragte Elisabeth. «Wie aufregend!»
    «Vielleicht ist es auch nur ein weiterer Hinweis darauf, dass die Familien von Küneburg und Wied von jeher eng miteinander befreundet waren», schränkte Bruder Georg ein. «Die Kempenicher übernahmen jedenfalls ihren – oder den ihnen von jenem Radulf übertragenen – Teil der Abmachung, ließen den Leibeigenen Jost Bongert frei und verpachteten ihm einen Hof zu Blasweiler mitsamt etwas Land.»
    «Seither besteht die freundschaftliche Verbindung zwischen unserer Familie und der Kempenicher Herrschaft», bestätigte Luzia.
    «Also gut, nun haben wir also den Beweis», stellte Elisabeth fest. «Aber das erklärt noch immer nicht, weshalb unser Kruzifix leuchtet und summt. Und warum es uns vor Kuniberts Tod gewarnt hat.»
    «Halt!» Bruder Georg hob die Hand. «Wir können nicht sicher ein, dass es sich bei dem Phänomen tatsächlich um eine Warnung gehandelt hat. Es kann auch ein Zufall gewesen sein.»
    «Und wie erklärt Ihr Euch dann, dass das Summen und Leuchten schlimmer wird, wenn wir Kuniberts Brief in die Nähe des Kreuzes halten?», widersprach Elisabeth.
    «Ein guter Einwand», befand der Benediktiner. «Wir müssen es weiter beobachten, das steht fest. Summt es noch immer?»
    «Nein», antwortete Luzia. «Seit einiger Zeit hat es aufgehört. Und ich hatte auch keine seltsamen Träume mehr.»
    «Ich auch nicht.» Elisabeth griff nach dem Brief und betrachtete ihn stirnrunzelnd. «Er ist in Latein abgefasst. Seid Ihr sicher, dass Arnold das Kruzifix an keiner Stelle mehr erwähnt?»
    «Ganz sicher», bestätigte Bruder Georg. «Ich habe jedes Wort des Briefes übersetzt und studiert. Es gibt auch keine versteckten Anspielungen oder verschlüsselten Botschaften, wenn Ihr das meint.»
    «Schade.» Enttäuscht gab sie ihm den Brief zurück.
    «Ich werde dennoch weiterforschen», versprach der Benediktiner. «Vielleicht findet sich ja doch noch irgendwo ein Hinweis.»
    ***
    Müde streifte Johann seine Schecke ab und drückte sie einem Knecht in die Arme, dann betrat er das Speisezimmer, in dem er seine Stiefmutter vermutete. Überrascht blieb er im Türrahmen stehen, als er eine weitere Person am Tisch erkannte. «Guten Abend, Jutta. Martin, was machst du denn hier?»
    Der Kaufmann nickte ihm zu und hob statt eines Grußes seinen Weinpokal an.
    «Herr Wied war so freundlich, mir einige Dinge aus der Stadt mitzubringen», klärte die Gräfin Jutta von Manten Johann mit einem Lächeln auf. Sie war eine schlanke Frau mit seidigem kastanienbraunem Haar und klugen braunen Augen, die ihren Stiefsohn liebevoll musterten. «Du weißt doch, wie ungern ich reise, wenn ich schwanger bin.» Als sie die düstere Miene ihres Stiefsohnes sah, hob sie beschwichtigendbeide Hände. «Keine Vorhaltungen, bitte! Dein Vater freut sich schon sehr auf das Kind.»
    «O ja, gewiss», antwortete er giftig. «Und wenn du die Geburt nicht überlebst, nimmt er sich eben eine neue Frau, nicht wahr?»
    «Vermutlich.» Juttas Miene blieb gelassen. Doch dann stand sie auf, trat zu ihm und legte ihm beide Hände auf den Arm. «Lieber Johann, ich weiß, dass du um mich besorgt bist. Doch weder konnte ich deinen Vater daran hindern, seine ehelichen Rechte einzufordern, noch habe ich das Recht, mich dem Willen Gottes zu widersetzen. Wenn er mir nach drei Fehlgeburten doch noch einmal die Gnade eines lebenden und gesunden Kindes schenkt, werde ich froh sein.

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