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Die eingeborene Tochter

Die eingeborene Tochter

Titel: Die eingeborene Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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sexy Stimme, das kitzelt mich richtig.«
    Billy keuchte, hängte fast auf, zwang sich aber zu sagen: »Ich mag dieses purpurne Nachthemd…«
    »Du willst, daß ich das anhab?«
    »Bitte.«
    »Sicher, Honey.«
    »Da ist noch was, Beverly. Ich bin ein Diener des Herrn. Ich tu sonst sowas nicht, es ist eher eine Art Experiment.«
    »Weiß ich alles, Reverend. Ihr Burschen macht mehr Experimente als die ganze Physikabteilung von Princeton.«
    Er vereinbarte, sich mit ihr bei der First Ocean City Church der Offenbarung des heiligen Johannes zu treffen, denn nur dort konnte er herausfinden, ob Beverly wirklich die Mutter aller Greuel war. Als er dort ankam, stand sie im Trenchcoat, Handtasche am Schulterriemen, auf den großen Marmorstufen. Billy kam näher.
    »In einer Kirche hab ich’s noch nie gemacht«, sagte sie.
    Er zuckte zusammen. Das Foto war geschönt. Falten. Wimpern wie der Schnurrbart einer Ratte. »In ’ner Gruft und einmal in ’nem Riesenrad, aber in ’ner Kirche noch nie.« Steckte sich eine blonde Locke in den Mund und saugte dran. »Ich steh auf deine Augenklappe. Geil.«
    Er führte Beverly in den Vorraum, machte die Lichter an und wies auf das traurige Gemälde – der gekreuzigte Heiland. An seinen Füßen wie eine verunglückte Parodie der Geschenke der drei Weisen ein Haufen Schädel.
    »Weißt du, wer das ist?«
    »Sicher, Reverend.« Die Hure schlüpfte aus dem Trenchcoat stand plötzlich in Purpur und Scharlach vor ihm. »Hab an, was du wolltest.«
    »Ich weiß das zu schätzen. Sag mir aber, wer das ist.«
    »American Express, MasterCharge oder Visa?«
    »Visa.« Billy zog die Kreditkarte aus der Brieftasche. »Wer ist das?«
    »Das ist Jesus.« Beverly nahm die Karte und zog ein Lederetui – ähnlich wie das, wo Billy seine Manschettenknöpfe aufbewahrte. »Standard oder mit Gefühl?«
    »Standard. Weißt du, warum er an jenem Kreuz hängt?«
    »M-hmm. Fünfundachtzig Dollar, okay?«
    »Okay.« Billy führte sie in das schweigende Kirchenschiff. »Glaube an ihn, Schwester!« Er schaltete den Leuchter ein. Licht flutete durch den Raum. »Sein Blut kann dich erlösen.«
    »Sicher.« Beverly marschierte durch den Mittelgang.
    Die Braut des Antichrist, dachte Billy.
    »So. Worauf stehst du? Fußboden? Oder ein Kirchenstuhl?« Sie öffnete das Etui und holte fünf Fläschchen hervor. Die Flüssigkeiten darin schimmerten in verschiedenen Blautönen. »Ich denke, der Altar bietet gewisse Möglichkeiten.« Auf einem Kirchenstuhl in der ersten Reihe stellte sie die Fläschchen wie Geburtstagskerzen auf und begann, die Kappen abzuschrauben. »Gib mir einen Finger.«
    »Hmm?«
    »Einen Finger, Honey.« Sie zog eine Nadel und ein dünnes Glasröhrchen aus dem Etui. »Keine Sorge, ich will dir nicht weh tun. Bin Profi.«
    Sie war wirklich verblüffend geschickt. Ein sicherer Stich, hellrot floß Blut ins Röhrchen. Sorgfältig ließ sie je drei Tropfen in jedes Fläschchen fallen. »Sei nicht beleidigt, Reverend.« Sie verschloß die erste Flasche und hielt sie ins Licht. »Bei all den Experimenten, die ihr Leute dauernd macht, kann ich nicht vorsichtig genug sein.« Das zweite Fläschchen, das dritte, das vierte… »Okay, Reverend, kein Kondom nötig – außer es ist Teil des Experiments, natürlich.«
    Wollust hatte in Billys bisherigem Leben kaum eine Versuchung dargestellt, aber nun nahm diese Sünde geometrische Eigenschaften an, wurde zur Probe, festigte sich zu einem göttlichen Zeichen. Wer, wenn nicht Babylon, die große Hure, zöge ihr Nachthemd von Purpur und Scharlach aus, breitete es über den Altar, streckte die Brüste wie umgedrehte Kelche gegen den Himmel? Doch war es des Beweises nicht genug, bis er dem Wink ihres Fingers folgte und die verlangte Schändlichkeit beging; denn wer, wenn nicht die Mutter aller Greuel, geböte einem Gottesmann bei ihr zu liegen? Zähneknirschend ließ er sie Reißverschluß und Gürtel lösen, Hosen und Boxershorts bis zu den Knien herunterziehen.
    »Willst du Jesus Christus aufnehmen?« fragte er.
    »Klar – von dir nehm ich alles auf.«
    »Du willst?«
    »Bestimmt!«
    Was nun folgte, war durchglüht vom Heil der Erlösung, ihr süßer Geruch wurde Weihrauch, die bebend weißen Formen eine Kirche, die weichen Lenden zu einem neugeborenen Lamm. So viele Arten und Materien gab es, jemanden zu taufen! Mit Jordanwasser, wie’s Johannes übte, mit heiligem Geist, wie Jesus selbst…
    Eine Prachtmaß Täufersaft entströmte Billy, und Beverlys Erlösung

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