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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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selben Moment schob er die Klinge hinter meinen Schild und riss sie mit einem Ruck zurück in dem Versuch, die Lederschlaufen zu zerreißen. Als das misslang, kam der Axtstiel noch einmal. Er traf mich gegen die Brust und ich schnappte vor Schmerz nach Luft.
    Er ging etwas zurück, dann kam er wieder auf mich zu, knurrend schwang er die Axt, jetzt tiefer, in dem Versuch, mir die Füße abzuhacken. Ich sprang zurück, stieß mit jemandem zusammen und warf mich mit dem Schild herum, egal, gegen wen.
    Er sah seine Chance, holte mit der Axt aus, den Mund in seinem zweifarbigen Bart weit aufgerissen, das Haar ein wildes Gestrüpp. Die Axt traf jemanden auf seiner rechten Seite und blieb stecken. Er fluchte und zog sie heraus, es hing ein Stück Stoff von einem Umhang daran – doch ich konnte ausweichen. Dann landete ich meinen ersten Treffer, der seinen Unterarm nur knapp verfehlte.
    Er sprang zurück und wir beide rangen nach Luft. Um uns herum herrschte ein einziges Chaos, aber die lange Dänenaxt hatte wie von Zauberhand dafür gesorgt, dass der Platz um uns frei blieb.
    »Nicht schlecht, Bärentöter«, höhnte er. »Für einen Jungen. «
    Ich holte tief Luft, meine Kehle brannte wie Feuer. Ich
wusste, ich war erledigt, denn er war besser als ich. Er wusste also, wer ich war. Er hatte es auf mich abgesehen. Mein verdammter Ruhm würde mein Tod sein.
    Wieder hob er die Axt. Er ließ sie herumwirbeln wie die Feuertänzer ihre brennenden Stäbe. Das sollte mich ablenken, aber diesen Trick hatte ich bei Skapti schon gesehen und stattdessen achtete ich auf seine Füße. Er machte einen Schritt vorwärts und bereitete sich auf den letzten Angriff vor, mit dem er die Sache zu Ende bringen wollte.
    In diesem Moment ertönte ein Horn. Er hielt inne. Das Horn ertönte noch einmal. Er grinste, gelbe Zähne im gelben Bart, hielt die Axt in einer Hand und deutete damit auf mich.
    »Jetzt nicht, Bärentöter, aber bald.«
    Dann schleppte er sich müde zur Bordwand und sprang vom Schiff auf den Anlegesteg. Dann lag ich auch schon auf den Knien und kotzte.
    Am Ende gab es acht Verwundete, aber keine Toten, und niemand war so schwer verletzt, dass er nicht darüber hätte schimpfen können. Die anderen hatten einen Mann verloren, er war in voller Rüstung in den Fluss gefallen. Ihre Verwundeten hatten sie weggetragen.
    Aber es gab einen Gefangenen. Wie sich herausstellte, war es einer von uns.
    Ich erkannte ihn: Hogni, der Einar so stolz erzählt hatte, er könne Skilaufen.
    Jetzt wurde er mit den Füßen zuerst an die Rah geknüpft, wo er sich langsam drehte, während ihm das Blut übers Gesicht lief, über sein Haar und aufs Deck, während die Männer immer noch keuchend ihre Wunden verbanden und ihn verfluchten.
    Einar ging auf und ab, sein Kettenhemd klirrte leise.
Er wirkte ganz ruhig, aber seine Ruhe war tödlich, wie die schwarze See kurz vor einem Sturm. Hild war verschwunden, offensichtlich von den Angreifern entführt, und Hogni, der Wache geschoben hatte, hatte sie an Bord gelassen. Einer der Angreifer war unvorsichtig gewesen und hatte laut scheppernd ein Fass umgestoßen, hieß es, und so wurden die Schlafenden geweckt.
    »Ich brauche dich nicht zu fragen, wer dahintersteckt«, knurrte Einar den Mann an, der vor ihm schaukelte. »Ich weiß es – und Vigfus wird dafür zahlen.« Er beugte sich vor, das kleine Messer in der Hand. »Ich muss nur noch wissen, wo er ist, und du wirst es mir sagen.«
    Eine schnelle Handbewegung, ein Aufschrei von Hogni, und ein Stück seines Fingers flog über Bord.
    »Du kennst mein Zaubermesser«, sagte Einar und ich wandte mich ab. Ich wollte nicht sehen, was jetzt folgen würde. Mir drehte sich der Magen um. In meinem Kopf dröhnte Thors Hammer und ich sah wieder die Dänenaxt vor mir, die auf meinen Schild einhieb.
    Ich war genauso dem Untergang geweiht wie Einar. Der Bär war eine Lüge gewesen. Der erste Gegner, den ich getötet hatte, war noch unerfahrener gewesen als ich, beim zweiten war es ein glücklicher Treffer mit einem kleinen Messer. Und Ulf-Agar hatte sich mit seiner eigenen Dummheit fast allein umgebracht. Ich hatte noch nie einen echten Kampf bestehen müssen und jetzt wusste ich, dass ich sterben würde, wenn ich es müsste, denn ich war einfach nicht gut genug. Und zu allem Überfluss haftete mir dieser verdammte Ruf des »Bärentöters« an, den besiegt zu haben jeder Krieger als hohe Ehre ansehen würde. Also würden sie jetzt auf Schritt und Tritt hinter mir her

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