Die Eingeschworenen Raubzug
Freunde waren und meldeten sich freiwillig, aber Ketil wollte erfahrene Leute, auf die er sich verlassen konnte, und natürlich wurde auch ich ausgewählt. Es war mein Wyrd.
KAPİTEL 11
Meine Augen schmerzten im Sonnenlicht, obwohl es durch die Staubwolken gedämpft wurde, die Haare und Kleider verdreckten und allen Farben ihren Glanz nahmen.
Das Bild der umhereilenden Händler und ihrer feilschenden Kunden, die Kutscher mit ihren ledernen Weinschläuchen und rollenden Fässern, die Schlachter mit Tierhälften über den Schultern und Straßenverkäufer mit Tabletts voller Süßigkeiten auf dem Kopf, die mit einem Tuch vor den Fliegen geschützt waren – das alles drehte sich vor meinen Augen und erneut stieg mir die bittere Galle in der Kehle hoch.
Ich ging nach Möglichkeit unter den Zeltdächern, um vor der Sonne geschützt zu sein. Es war heiß und die Luft war schwer vom Gestank der Färber, vermischt mit dem Gestank nach Pisse.
Ein Stück von mir entfernt ging Großnase und sah mitfühlend zu mir her. Er trug einen lächerlichen Strohhut und hoffte, dadurch sein Gesicht so weit verdecken zu können, dass etwaige Gefolgsleute von Vigfus ihn nicht erkennen würden. Es war mir schleierhaft, wie das gelingen sollte bei seinem Gesicht, das so rot war wie eine überreife Tomate, und mit einer Knollennase, die selbst im Dunkeln leuchtete.
Wir ließen die Marktstände hinter uns und allmählich
ließ das Gewühl nach. Wir schlängelten uns durch den chaotischen Straßenverkehr, bis die ausgefahrene Straße scharf abbog und in die Gegend zu den Färbern führte. Großnase nahm seinen Hut ab, rieb sich das schweißnasse wirre Haar und setzte ihn wieder auf. Ich wusste, das war ein Signal, hatte aber vergessen, wofür – dann sah ich die beiden Männer.
Sie standen am Eingang zu einer Gerberei. Der Gestank schien ihnen nichts auszumachen. Neben ihnen stand der Mann, dem wir gefolgt waren, groß und grobknochig, mit nackten Armen, grimmigem Gesicht und dem weißesten Haar, das ich je gesehen hatte. Steinthor kannte ihn als den weißen Gunnbjörn, ein Norweger mit dem Ruf eines beinharten Kämpfers.
Hinter mir befanden sich vier weitere Eingeschworene, die versuchten, sich unauffällig zu verhalten, was ihnen aber so miserabel gelang, dass ich schon zweifelte, ob es uns gelingen würde, noch näher heranzukommen. Ich steckte die Hand unter meine Kotte und lockerte den Sax auf meinem Rücken, dabei spürte ich, dass ich schweißnass war. Wenn es doch geregnet hätte und kälter gewesen wäre, dann hätten wir einen Grund gehabt, den Umhang zu tragen, unter dem man leicht ein Schwert hätte verstecken können.
Großnase nickte mir zu, dann ging er ohne Eile weiter. Er blieb stehen und schien plötzlich großes Interesse an einem blutigen Schweinekopf zu haben, den ein Schlachter, umsummt von einem Schwarm Fliegen, durch die Menge trug.
Ein Mann war zu Gunnbjörn getreten, nicht besonders groß und ziemlich dünn. Er hatte ein hageres Vogelgesicht und strähniges Haar, das an den Seiten seines ansonsten
kahlen Kopfes herunterhing. Sein Bart war lang, sorgfältig gekämmt und geteilt, die Enden mit violetten Bändern zusammengehalten, und mit ebensolchen Bändern waren seine Waden umwickelt. Dazu eine lose, rotseidene Kotte, eine weite, kornblumenblaue Hose und ein Gürtel aus schuppenartig übereinanderliegenden Silberplättchen verriet uns sofort, um wen es sich handelte, obwohl ich ihn nie zuvor gesehen hatte.
Vigfus, genannt Skartsmadr Mikill – der große Kleidernarr.
Gunnar Raudi kam angeschlendert, tat, als würde er mich zufällig in der Menge erblicken, sein Mund grinste fröhlich, doch seine Augen waren hart. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß, denn er hatte seine roten Locken unter einer Wollmütze versteckt und kam wahrscheinlich um vor Hitze.
»Vigfus«, sagte er und ich nickte. Er sah sich um, dorthin, wo Einar sich versteckt hatte, da man ihn erkennen würde, und senkte den Kopf.
Vermutlich hatte er eine Antwort bekommen, denn er holte tief Luft, rückte an seinem Gürtel und ging ohne Hast weiter auf die vier Männer zu, die im Eingang der Gerberei standen.
Ich folgte in einigem Abstand und wusste, die anderen waren hinter mir. Ich sah auch Großnase, der den Schlachter mit seiner blutigen Last als Deckung benutzte, um näher heranzukommen.
Plötzlich war alles in Bewegung. Es wirkte wie ein erneuter Überfall auf meinen schmerzenden Kopf, der sofort wieder zu pochen anfing. Benommen sah ich
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