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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Beine. Sie waren gerade vier Schritte gegangen, als ich, fast schluchzend vor Ärger und Frust, dass sie mir wieder entkommen sollten, meinen Sax hinter ihnen herschleuderte.
    Er wirbelte durch die Luft und traf Gunnbjörn am Rücken. Es knackte, er schrie auf und brach zusammen, wobei er Vigfus mit umriss.
    Gunnbjörn schlug um sich, er versuchte, nach seinem Rücken zu tasten, und schrie keuchend um Hilfe. Vigfus sah ihn an, fluchte, rappelte sich hoch und hinkte davon, worauf er bald in der Menschenmenge verschwunden war. Ich versuchte, ihm zu folgen, aber der Schmerz in meinem Knöchel ließ mich zusammenzucken und ich fiel der Länge nach hin. Einar und die anderen fanden mich auf der Straße liegend, die ich vor Wut mit den
Fäusten bearbeitete, das Gesicht voll Rotz und Blut und Schweiß.
    Gunnar Raudi bedeutete zwei Männern, mir aufzuhelfen. Einar hockte sich neben Gunnbjörn, der stöhnte und noch immer versuchte, nach seinem Rücken zu tasten.
    »Zieh es raus«, stöhnte er. »Ich spüre meine Beine nicht. Zieh es raus.«
    Es gab nichts herauszuziehen. Der Sax war kein Wurfmesser, der Griff hatte ihn am Rückgrat getroffen und ihn lebensgefährlich verletzt.
    Überraschend vorsichtig drehte Einar ihn um und sprach schnell mit ihm, denn es würde nicht lange dauern, ehe jemand kam, schwer bewaffnet vermutlich, um nachzusehen, was hier los war.
    »Gunnbjörn«, sagte er, »du bist erledigt.« »Scheint so«, sagte der andere mühsam mit zusammengebissenen Zähnen. Sein Gesicht war so weiß wie das Haar, das ihm feucht am Schädel klebte.
    »Ich kann dich sterben lassen wie ein Mann«, sagte Einar, »mit einer guten Klinge in der Hand und einem Platz in Walhall.«
    Mit letzter Kraft nickte Gunnbjörn.
    »Oder ich kann dich hier liegen lassen«, fuhr er fort, »auf dieser Straße, wo du wahrscheinlich lange genug leben wirst, dass man dich auf ein Bett trägt und dich noch ein wenig pflegt, bis du als ein Niemand stirbst.« Er wartete und zuckte die Schultern. »Vielleicht bleibst du sogar am Leben. Das habe ich auch schon gesehen. In Miklagard sah ich mal einen Mann, der hatte einen hübschen kleinen Sitz mit einem Sonnendach, auf dem Sklaven ihn herumtrugen, nachdem seine Beine unter ein Schiff geraten waren, das er an Land ziehen wollte.«

    Nachdem Einar ihm klargemacht hatte, wie es um ihn stand, beugte er sich näher zu ihm herab und ließ Gunnbjörns eigenes Messer über ihm tanzen, den Griff verführerisch nahe an dessen Hand. »Sag mir, wo Vigfus mit dem Mädchen hinwill«, sagte er.
    Gunnbjörn stöhnte.
    »Er hat dich hier liegen lassen, ihm war es egal, wie du stirbst«, erinnerte Einar ihn.
    Gunnbjörns Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich habe eine Mutter, Hrefna Ulfsdottir. In Solmundsteding im Vestfold …«
    »Ich schicke ihr Nachricht, dass du einen guten Tod gestorben bist. Zusammen mit dem Geldbeutel unter deiner Achsel.«
    Gunnbjörn schloss die Augen, er sah wohl schon die Raben. »Seesturm. Das Grab von Seesturm. Sie suchen Attilas Schatz. Das Mädchen weiß, wo. Einen, vielleicht zwei Tage nach Nordwesten, sagt sie.«
    Einar drückte Gunnbjörn den Messergriff in die Hand und im selben Moment durchschnitt er ihm die Kehle. Dann gingen wir, während sich das Blut als rote Pfütze unter seinem Kopf sammelte und die Straße sich leerte, denn niemand beantwortete gern nähere Fragen über einen Toten.
     
    Es fühlte sich an wie mäßiger Seegang. Unter einer erbarmungslosen Sonne marschierten wir durch die glühende Steppe, wobei jeder Schritt durch das gelbe Gras eine kleine schwarze Staubwolke aufwirbelte, während wir uns der nächsten grünen Linie am Horizont näherten.
    Allmählich wurde diese Linie kräftiger, die Konturen wurden schärfer und durch den Hitzeschleier konnte
man Baumgruppen von Kiefern, Erlen und Birken erkennen. Die weite, wogende Steppe war übersät mit diesen kleinen Hainen, die sich wie durstige Tierherden um einen Wasserlauf scharten, der träge in Richtung Dnjepr schlich. Unter den Bäumen duftete es nach Harz, der Boden war weich von Nadeln und Humus und meist war die Hitze hier noch drückender. Aber die Baumgruppen boten auch Schutz vor dem, was wir am meisten fürchteten: die Reiter der Petschnegen.
    Es war, wie Valknut nie müde wurde zu erklären, eine aberwitzige Idee, sich zu Fuß in die Steppe zu begeben, mit nicht mehr als zwei Tagesrationen Fladenbrot, etwas ranzigem Käse und ein paar Streifen Dörrfleisch, wie es die russischen Reiter

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