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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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hörten wir ihnen zu.
    »Das Licht brennt über dem Tor einer Holzwand, die ganz herum geht«, berichtete Geir und rieb seine triefende Knollennase. »Das Tor ist der einzige Zugang, es sei denn, man klettert über diesen sieben Fuß hohen Holzzaun. Das Ding ist gut befestigt, das muss man sagen.«
    Er schwieg, um seine Worte wirken zu lassen, bis Steinthor mit einem Grinsen herausplatzte: »Aber das verfluchte Tor steht sperrangelweit offen und heißt jeden willkommen. Der letzte Überfall ist offenbar schon so lange her, dass sie ihn vergessen haben.«
    »Ein großer Tempel aus Stein und sechs Außengebäude«, fügte Geir hinzu, »alles Flechtwerk aus Weide und Lehm. Und natürlich ein Stall. Vielleicht auch eine Schmiede – ich roch das eingedämmte Feuer und geschmiedetes Metall. Ein solider Backofen ist auch da, ganz geschlossen. Die anderen Gebäude können alles Mögliche sein.«
    Einar rieb seine Nase und blinzelte. Dann zuckte er die Schultern. »Nur ein Eingang, das macht die Sache einfacher.«
    Er stand auf und wir folgten ihm. In schnellem Schritt, fast rennend, folgten wir Geir und Steinthor durch das Farnkraut, und als wir uns der Wand mit dem Tor näherten, gerade als das erste Licht der aufgehenden Sonne auf die bemoosten Eckpfosten des Zaunes traf, beschleunigten wir unseren Schritt und stürmten durchs Tor, wo die Laterne müde Wanderer willkommen hieß.
    Wir trafen auf wenig Widerstand. Ketil Krähe stolperte aus Versehen über den Wächter, der in seiner braunen Kutte schlafend in der kleinen Hütte neben dem Tor lag. Ketil war hingegangen, um sich nach Beute umzusehen, konnte aber im Dunkeln nichts erkennen. Er merkte
gar nicht, dass jemand drin war, bis der Wächter sich mit mürrischer Stimme meldete. Die Hütte war so eng, dass man keinen Platz hatte, mit dem Schwert auszuholen. Ketil fuchtelte damit herum, der unsichtbare Wächter schrie wie am Spieß und schließlich blieb das Schwert in einem Balken stecken. Ketil fluchte, weil er es nicht herausziehen konnte.
    Inzwischen hatten alle den Lärm gehört, und als sie Ketils missliche Lage sahen, brüllten sie vor Lachen. Der Wächter stolperte aus der Hütte, wobei er Ketil beinahe umrannte. Halb wahnsinnig vor Angst versuchte er zu fliehen.
    In diesem Moment trat Valknut hervor und warf seine Handaxt, die links in die Stirn des Mannes eindrang, und es klang, wie wenn Dung gegen eine Wand klatscht. Er wurde von der Wucht zur Seite geschleudert und fiel auf den Rücken, wobei er gurgelte wie ein seltsames Tier mit langer Nase, während das Blut aus der Masse quoll, die eben noch sein Gesicht gewesen war, und sich in einer dunklen Lache um ihn sammelte.
    Rot vor Wut kam Ketil aus der Hütte geschossen und als er anfing, rechts und links Hiebe auszuteilen, hörte der Spott schnell auf. Doch als man Valknut für seinen Wurf gratulierte – der allgemein als ausgezeichnet bewertet wurde, weil er nicht einmal mit einer Wurfaxt ausgeführt worden war –, da wurde im Dunkeln wieder reichlich über Ketil gekichert.
    Wortlos setzte Valknut einen Fuß auf die blutüberströmte Brust des Toten und zog seine Axt aus dem Kopf, was ein leise schmatzendes Geräusch verursachte. Mit einem kurzen, ausdruckslosen Blick auf Ketil wischte Valknut Blut und Hirnmasse an der Kutte des Toten ab und
ging davon, in einer Hand die Axt, den Speer mit dem aufgerollten Banner in der anderen.
    Ketil merkte, dass ich ihn ansah, doch seine Miene sagte mir, dass es im Moment klüger sei, mein Interesse dem Steintempel mit dem Turm zuzuwenden. Und so lief ich los.
    Es schien eine einzige große Halle zu sein, die einen beeindruckenden gefliesten Boden hatte. Der Turm war nicht für Bogenschützen vorgesehen, sondern lediglich für eine Glocke. Auf dem Boden lagen bereits zwei Gestalten in braunen Roben und spuckten Blut auf die Steinfliesen. Ein halbes Dutzend weitere wurden am anderen Ende der Halle von den restlichen Eingeschworenen bewacht, während Einar mit Illugi Godi ein Gespräch unter vier Augen hielt.
    Es war ein merkwürdiger Ort und mir blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Es standen Bänke darin und ein Opferaltar, und hier befanden sich die meisten der Männer. Hinter dem Altar, hoch über ihren Köpfen war ein Fenster aus bunten Glasstücken, die so zusammengesetzt waren, dass sie einen Mann zeigten, der anscheinend einen leuchtenden Hut trug. Auch die Wände waren mit seltsamen Bildern bemalt. Die Morgensonne, die durch das Fenster fiel, bildete eine

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