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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Tradition besagt: Wer ein Kettenhemd besitzt und es nicht ohne Hilfe an-und ausziehen kann, der sollte lieber keins besitzen. Du hast ihn damit beleidigt.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte ich niedergeschlagen.
    »Ich glaube, das weiß er auch«, erwiderte Illugi Godi, »aber das hilft nicht viel. Irgendetwas ärgert ihn, und wenn er nicht irgendwie damit fertigwird, werdet ihr immer wie Katz und Hund sein. Wenn du nicht mit ihm kämpfen willst, würde ich ihm an deiner Stelle aus dem Weg gehen.«
    Mein Vater kam vorbei, gerade als Illugi ging, und da er mich fragend ansah, erzählte ich ihm, was vorgefallen war. Er strich sich über das Kinn und schüttelte den Kopf. »Illugi ist ein guter Kerl, seinen Rat kannst du annehmen. Aber wie wir alle hier hat auch er seine Gründe, dass er bei den Eingeschworenen ist.
    »Und was für Gründe?«, wollte ich wissen. Er kniff ein Auge zu und blinzelte mich listig an.
    »Du fragst ziemlich viel. Er glaubt, dass dieser weiße Christus Asgard belagert und dass unsere Götter in großer Gefahr sind, weil sie schlafen.«
    »Und du? Was für Gründe hast du?«
    Sein Gesicht wurde finster. »Du bist zu neugierig.« Dann zwang er sich zu einem Lächeln und hielt mir einen runden Lederhelm hin. »Einer von Steinthors Ersatzstücken. Er hat ihn seit letztem Jahr, kann ihn aber nicht selbst tragen.«

    Der Helm schien mir ganz in Ordnung – ein wenig zu groß, ohne Kinnriemen, aber mit einem schönen Nasenstück. »Warum kann er ihn nicht tragen?«
    Mein Vater tippte auf das Nasenstück aus Metall. »Er ist Bogenschütze, und dieses Teil nimmt ihm die Sicht. Bogenschützen tragen immer Helme ohne Nasenstück. Und auch keine Kettenhemden, denn selbst an halben Ärmeln könnte die Bogensehne hängen bleiben. Darum bleiben sie immer am Rande des Kampfgeschehens und suchen sich ihre Opfer von dort aus.« Er spuckte aus. »Niemand mag Bogenschützen – es sei denn, es sind die eigenen.«
    Wir drückten uns die Hand, Unterarm an Unterarm.
    »Pass auf dich auf, Junge«, sagte er und ging zurück zum Schiff.
    Einar stand da, in Helm und Kettenhemd. Er hatte den Speer in der Hand und zwei Schwerter im Gürtel, den Schild hatte er über die Schulter gelegt. Er blickte auf die Schar der Männer.
    Er gab dem hageren Valknut einen Speer, an dem ein zusammengerolltes Banner befestigt war. »Bewegt euch zügig und leise. Bleibt zusammen – jeder, der unterwegs stehen bleibt, weil er pissen oder scheißen muss, riskiert, zurückgelassen zu werden, und wir werden nicht umkehren, um ihn zu suchen. Wir schlagen schnell und entschlossen zu, holen uns das, weswegen wir gekommen sind, und hauen sofort wieder ab.«
    Noch einmal sah er in die Runde, nickte, dann begab er sich an die Spitze des Zuges und führte uns in gleichmäßigem, schnellem Schritt durch den Wald in das noch dunkle Landesinnere, dem ersten Silberstreifen der Morgendämmerung entgegen.

    Es ging zügig bergauf. Niemand sprach, es war ganz still, bis sich die Anstrengung durch keuchendes Atmen bemerkbar machte. Das Klirren der umgehängten Schilde auf den Kettenhemden, das Rascheln des Farnkrauts unter unseren Sohlen und hier und da ein Klirren oder Knarren der Ausrüstung waren neben dem leisen Keuchen die einzigen Geräusche, die diese Gruppe von fünfzig schwer bewaffneten Männern verursachte.
    Nach einer Stunde ließ Einar uns anhalten. Der Himmel war ein milchiges Weiß, das dort, wo wir standen, in Grau überging. Irgendwo in der Ferne mühte sich die blasse Wintersonne ab, über den schmalen schwarzen Rand der Welt zu klettern. Die Bäume am Horizont waren schwarze Skelette – doch in der Ferne sah man noch etwas anderes.
    Etwas Großes, Dunkles. Ganz offensichtlich ein Gebäude mit einem Turm. Und jetzt sah man auch das schwache Glimmen eines roten Lichts. Alle sahen es und fingen lautlos an, Riemen enger zu ziehen, die Schilde von der Schulter zu nehmen und die Waffen in Anschlag zu bringen.
    Auf Einars Geheiß ließen wir uns alle auf ein Knie nieder, dann schickte er Geir und Steinthor in die Dunkelheit. Eine kurze Zeit noch sahen wir ihre Umrisse vor dem grauen Morgenhimmel, doch vom Turm aus würde man sie nicht sehen. Ich fuhr mir über die trockenen Lippen. Mein Atem ging stoßweise. Dieses Gebäude dort sah mächtig und stark aus, und als das Licht heller wurde, sah man weitere kleine Gebäude, die sich in seinem Schatten duckten.
    Geir und Steinthor kamen genauso lautlos zurück, wie sie gegangen waren. Aufmerksam

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