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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Hild, eingewickelt in meinen langen Umhang mit der Kapuze. Ihr hatten wir es zu verdanken, dass wir den Weg in diesen Fjord und zu diesem Fischerdorf überhaupt gefunden hatten. Es lag weiter im Osten und im Norden, als uns lieb war, tief in der Region Finnlands, die Karelien heißt.
    Ihr Heimatdorf mit der Schmiede lag etwa zwanzig Meilen flussaufwärts, also kannte sie die Umgebung. Und das war unser Glück, denn bei all seinem Wissen wäre selbst mein Vater nicht fähig gewesen, sich im Nebel hier zurechtzufinden.
    Wie ängstliche Schafe schlichen wir weiter. Diejenigen, die auf der Elk nicht an den Riemen saßen, waren bewaffnet und ständig auf der Hut, denn niemand konnte wissen, was uns hier erwarten würde.
    »Schiff voraus«, rief Storchenbein und schwang die Fackel hin und her, das Signal für die Mannschaft der Elk, rückwärts zu rudern.
    »Es ist eine Knarr«, sagte er im nächsten Moment und sah mich an. Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. Wir warteten ab, dabei glitten wir so langsam und flach übers Wasser, als sei es Eis, wir kräuselten kaum die Oberfläche.
    »Vigfus ist es nicht«, sagte Storchenbein einen Augenblick später und man hörte seine Erleichterung, »aber wem das Schiff gehört, weiß ich nicht. Die anderen daneben sind nur Fischerboote.«
    Wie sich herausstellte, gehörte die Knarr Slowarkan, einem Händler aus Aldeigjuborg. Einige der Eingeschworenen
stammten vom Volk der Rus aus Nowgorod und Känugard, und ihre Frauen und Kinder wohnten in der Stadt, die an der Mündung des Tanais-Flusses lag, von dem ich oft geträumt habe, seit jemand zu mir gesagt hatte, mein Vater sei »den Tanais hinuntergeschippert«.
    In meinen Tagträumen war der Tanais ein Fluss, der sich wie eine silberne Schlange durch ein sagenhaftes Land zog, ein Land voller Abenteuer und Reichtümer.
    Doch diesen Fluss gibt es gar nicht. Es ist lediglich der Name für viele Flüsse, die Wolga, den Sjas und die Mologa mit all ihren großen Trageplätzen, den Stromschnellen und Wasserfällen. Diese Wasserstraße verbindet Aldeigjuborg im Norden mit Känugard und mit dem Schwarzen Meer. Auf dem Tanais kam Glas aus Serkland, Seide aus dem fernen Cathay, Flaschen mit schlankem Hals aus der Gegend östlich des Kaspischen Meeres, gestickte Taschen aus den Steppenländern – und einst auch Silber aus Ländern jenseits der Steppe, aus einer Gegend namens Taschkent.
    Jetzt jedoch gab es kein Silber mehr, wie Slowarkan bedauernd feststellte, nachdem er gemerkt hatte, dass wir keine Bedrohung für ihn waren. Swjatoslaw, der mächtige Fürst der Rus, lag mit den Bulgaren und den Chasaren in Fehde und hatte diesen Zufluss unterbrochen. Man sagte sogar, wie Slowarkan düster hinzufügte, es sei noch schlimmer, denn die Silberminen von Serkland und Taschkent seien erschöpft, was vielleicht sogar das Ende der Welt bedeutete.
    Wir hörten ihm höflich zu, dann brachten wir unsere Ausrüstung an Land und bauten am Kiesstrand Hütten. Als die Sonne den Nebel vertrieben hatte, gingen wir strandaufwärts zu den paar Häusern, aus denen das kleine
Dorf bestand, um die Bewohner, die vor uns geflohen waren, zur Rückkehr zu überreden.
    Das Dorf war mehr als klein. Kleiner als sein Name – Kjartansfjord. Es war ein Fischerdorf, erfüllt vom schrillen Geschrei der Möwen und weiß von ihrem Mist. Die einzige Besonderheit war ein steinerner Anlegesteg, über dem die Seeschwalben kreisten und herabstießen. Der Strand war mit Netzen bedeckt.
    Ich wusste, dass Einar am liebsten gar nicht haltgemacht hätte. Er hätte es vorgezogen, im Schutz des Nebels weiter flussaufwärts zu fahren. Aber wir brauchten Verpflegung, Wasser und Bier. Und wir brauchten Zeit, damit alles wieder richtig trocknen konnte, um Reparaturen vorzunehmen und einiges an Ausrüstung zu ersetzen. Doch alles, was wir hier fanden, war etwas grobes, hartes Brot, ein paar neue Taue und Schiffsnägel – aber so viel Fisch, wie wir unterbringen konnten, nachdem die Bewohner erst einmal begriffen hatten, dass wir sie nicht ausrauben wollten.
    Am Ende allerdings waren sie es, die uns über den Tisch zogen, aber das passierte immer, sobald die Eingeschworenen sich aufs Handeln einließen.
    Slowarkans Ladung bestand aus Hacken, Äxten, Sägen und Spaten, alles praktische Dinge und wahrscheinlich gefragter als exotische Flaschen vom Kaspischen Meer – aber er hatte auch drei Dutzend Ballen guten Wollstoffs in verschiedenen Farben an Bord. Da Einar einen Haufen Silber

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