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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Der Präsident hatte im Rosengarten eine Pressekonferenz einberufen und wir vermuteten, dass Horton etwas damit zu tun hatte.
    Wir hatten die Futons hereingeschleppt und die Nacht abwechselnd geschlafen. Kei hatten wir ein Bett überlassen, der Rest von uns benutzte die Futons und Schlafsäcke und das übrige Bett, wobei mindestens einer von uns immer wach blieb. Larison schien nicht viel zu schlafen und wenn doch, stöhnte er, und einmal schrie er sogar auf. Ich kannte mich aus mit schweren Nächten und hatte daher so eine Ahnung, welche Schrecken ihn im Traum heimsuchten.
    Kei hatte sich kooperativ verhalten. In Gegenwart von uns allen war sie weniger gesprächig, vielleicht merkte sie, dass wir einzeln oder zu zweit leichter manipulierbar waren als
en masse
. Ich war froh über die Ruhepause. Ich wollte nicht, dass sie Dox einwickeln konnte.
    Um neun Uhr unserer Zeit, Mittag in Washington, traten zwei Männer aus dem Weißen Haus – der Präsident in seinem üblichen, dunklen Anzug, und Horton, entschlossen wirkend, in voller Uniform, die Brust mit der kompletten bunten Lamettaauswahl tapeziert. Sie gingen auf das versammelte Pressekorps zu, dann blieb Horton zurück, während der Präsident ans Rednerpult trat.
    »Guten Tag«, sagte der Präsident. »Ich möchte zwei kurze Verlautbarungen machen.
    Zunächst habe ich angesichts der beispiellosen Serie von Angriffen auf das amerikanische Heimatland in jüngster Zeit – und der anhaltenden Notstandssituation – als Oberkommandierender der Streitkräfte Einheiten der Nationalgarde angewiesen, Schlüsselpositionen in amerikanischen Städten zu besetzen. Diese Einheiten der Nationalgarde werden eng mit den eigens verstärkten Polizeibehörden zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass alles Menschenmögliche getan wird, um weitere Anschläge aufzudecken und zu verhindern. Und, sollte es zum Schlimmsten kommen, die Rettungskräfte zu unterstützen.
    Zum zweiten freue ich mich Ihnen mitteilen zu können, dass die Position des Leiters der Nationalen Antiterror-Zentrale nach dem tragischen Tod von Tim Shorrock neu besetzt wurde. Aus Sicherheitsgründen unterliegt der Name seines Nachfolgers jedoch der Geheimhaltung.«
    Ich fragte mich, warum Shorrocks Name dann nicht auch geheim gehalten worden war. Vielleicht handelte es sich um eine Reaktion auf die jüngsten Ereignisse. Oder die reflexartige Geheimniskrämerei der Regierung. Oder beides.
    »Allerdings«, fuhr der Präsident fort, »steht mein neuer Berater für Terrorismusabwehr hier direkt neben mir. Ich freue mich, bei dem Kampf meiner Regierung gegen die anhaltende terroristische Bedrohung auf den Rat und die Unterstützung von Colonel Scott Horton zählen zu können. Colonel Horton kann auf eine lange und herausragende Karriere im Dienst unserer Nation zurückblicken und seine reichhaltige Erfahrung im Bereich der Nationalen Sicherheit wird von unschätzbarem Vorteil für mein Kabinett sein. Bitte richten Sie alle eventuellen Fragen an Colonel Horton.«
    Der Präsident trat beiseite. Ein paar Reporter schrien Fragen, aber er ignorierte sie. Horton übernahm das Rednerpult.
    »Meine Damen und Herren«, sagte er und ließ den Blick über die Menge schweifen. »Ich will mich kurz fassen.«
    Vielleicht lag es an dem feierlichen Ernst in Hortons Miene – der, so vermutete ich, von der Belastung durch das Wissen um die Situation seiner Tochter herrührte. Möglicherweise auch an seiner straffen, militärischen Haltung, seinem Bariton und diesem kultivierten Südstaaten-Akzent. Was auch immer, selbst im Fernsehen war spürbar, wie die kollektive Aufmerksamkeit des Pressekorps sich erwartungsvoll auf ihn richtete.
    »Wie der Herr Präsident soeben gesagt hat«, fuhr Horton fort, »werden im Augenblick Einheiten der Nationalgarde in alle größeren Städte Amerikas verlegt. Er hat von einem Notstand gesprochen. Und selbst wenn ich den Begriff der Sachlage für angemessen halte, so glaube ich doch, dass er falsch verwendet wurde. Denn sehen Sie, der Notstand, dem wir uns gegenwärtig gegenüber sehen, hat seine Ursache viel weniger in einer terroristischen Bedrohung, als in der Überreaktion unserer Regierung auf diese Bedrohung.«
    Ich dachte:
Was zum Henker tut er da?
Darüber hinaus stockten alle Denkprozesse.
    Stille breitete sich unter den Reportern aus. Sie starrten Horton wie gelähmt an. Keiner machte sich Notizen. Ich betrachtete den Präsidenten, der ein paar Schritte seitlich hinter Horton stand. Sein Gesicht

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