Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
seinen Flugplan verraten?«, fragte Treven.
Ich nickte. Die Bedeutung lag auf der Hand. Entweder Horton versuchte, uns in eine ziemlich offensichtliche Falle zu locken. Oder er teilte uns mit, dass wir ihn ohne Widerstand umbringen konnten, wenn wir nur seine Tochter laufen ließen.
Es musste der zweite Grund sein. Er wusste, dass wir uns nicht mehr als unbedingt nötig exponieren würden. Nur einer von uns würde die Diamanten abholen kommen, während die anderen seiner Tochter mittlerweile eine ganz und gar nicht metaphorische Pistole auf die Brust setzen.
»Er sagte mir, seine Ankündigung sollte uns beruhigen«, meinte Larison. »Haben wir da etwas übersehen? Ich verstehe es nicht.«
Niemand antwortete. Ich glaubte nicht, dass wir das Rätsel lösen konnten. Wir würden einfach Horton fragen müssen. Undda begriff ich.
»Wir sollten gar nichts sehen«, sagte ich. »Er will nur eine Chance, mit uns zu reden. Wer immer die Diamanten abholt, Horton sucht ein Gespräch, nicht nur eine Übergabe.«
»Was hat er davon?«, fragte Dox.
Ich sah Kei an. »Ich weiß nicht. Aber wir müssen entscheiden, wer sich mit ihm trifft.«
Dox stand auf. »Verdammt, ich mache es.«
Ich fragte mich, ob er nur bluffte. Ich wusste, dass er Kei beschützen wollte und sich Sorgen wegen Larison machte.
»Nein«, sagte ich. »Ich will, dass Horton dieses spezielle prickelnde Gefühl hat, das man nur empfindet, wenn man weiß, dass ein ehemaliger Scharfschütze einen durch ein Zielfernrohr beobachtet.«
»Ich auch nicht«, wehrte Larison ab. »So gerne ich es tun würde. Von uns vieren fürchtet Hort mich am meisten. Weil er weiß, dass es für mich eine persönliche Angelegenheit ist. Wenn Sie ihn gefügig machen wollen, muss er sich vorstellen, dass seine Tochter mir hilflos ausgeliefert ist.«
Der Gedanke an Larison allein mit Kei gefiel mir nicht besonders, aber gegen seine Einschätzung der Lage war nichts einzuwenden.
Treven warf ein: »Ich mache es.«
Eigentlich hätte ich es vorgezogen, selbst zu gehen. Ich traute Treven nicht. Er war in der U-Bahn in L. A. außergewöhnlich still gewesen, als wir erstmals diskutierten, ob wir etwas gegen Horton unternehmen sollten. Und er hatte mich beschuldigt, ihn wegen der Falle in Verdacht zu haben, die Horton uns mit dem Zyanid gestellt hatte. Doch ich war mir nicht sicher und wollte auch keine neue Auseinandersetzung. Das Verhältnis zwischen uns mochte sich etwas entspannt haben, aber immer noch konnte eine kleine Meinungsverschiedenheit in ein Feuergefecht ausarten.
Seltsamerweise war ich relativ unbesorgt, dass Treven sich mit den Diamanten absetzen könnte. Hundert Millionen Dollar sind eine Menge Geld, sicher. Aber wenn Larison, Dox und ich hinter einem her waren, lebte man nicht lange genug, um es auszugeben. Besser, sich mit ebenfalls galaktischen fünfundzwanzig Millionen zufriedenzugeben und sie entspannt genießen zu können. Ich stellte mir vor, dass auch Larison diese Überlegung angestellt hatte und zum gleichen Ergebnis gelangt war.
»Sie müssen einen äußerst gründlichen Gegenaufklärungsgang durchführen«, sagte ich. »Wir wissen nicht …«
Er hob die Hand. »Wie er uns in Washington aufgespürt hat. Schon klar. Satelliten, Drohnen, Überwachungskameras etcetera. Ich werde vorsichtig sein.«
Ich nickte abermals. Mein kontrollbessener Führungsstil brach durch. Anscheinend konnte ich nicht anders.
»Er wird wissen wollen, wann wir seine Tochter freilassen«, sagte Larison. »Sagen Sie ihm, erst, nachdem die Diamanten von einem Experten geprüft wurden. Wenn er sich einbildet, er könnte wieder einen Sack voller Plastik abliefern, wird er dafür bezahlen.«
»Die Diamanten sind nur die Hälfte der Miete«, sagte Dox. »Wie will er seine Hunde zurückpfeifen, jetzt, wo er nur noch Zivilist ist? Und wie könnten wir jemals sicher sein, so oder so?«
Ich sah, dass Larison diese Gefahr kalt ließ. Er wollte nur die Diamanten. Das war keine neue Entwicklung, aber trotzdem beunruhigte sie mich. Ich spürte, dass wir seinetwegen irgendwann Maßnahmen ergreifen mussten, extreme Maßnahmen. Aber ich wusste nicht, was. Oder vielleicht wollte ich es einfach nicht wahrhaben.
Ich sah Treven an. »Horton wird Ihnen Garantien geben, den Fahndungsdruck abzubauen. Wir wissen nur noch nicht, welcher Art sie sein werden. Nehmen wir fürs Erste an, dass sie etwas taugen, weil er kein Risiko für seine Tochter eingehen will.Egal, was er sagt, antworten Sie ihm, dass Sie es
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