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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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für mich.«
    Ich lächelte. Es hatte etwas Befriedigendes, zu sehen, wie sich die Werkzeuge des Überwachungsstaats gegen ihn selbst wendeten.
    »Sie glauben, Gillmor ist der Pilot?«
    »Er hat die nötige Ausbildung. Er hat Zugang. Außerdem, ist Ihnen aufgefallen, dass der Präsident in seiner Ankündigung Gillmors Namen nicht genannt hat? Aus Sicherheitsgründen?«
    »Ja, darüber habe ich mich gewundert.«
    »Ich glaube, sie wollen nicht, dass der Bursche vor den Anschlägen in der Öffentlichkeit genannt wird. Er soll sich so frei bewegen können wie möglich, abhängig davon, bei wie vielen Schulen sie zuschlagen wollen. Das Positive daran, wenn man es so nennen kann, ist, dass nicht viele nötig sein werden, wenn ich die Stimmung im Land richtig einschätze. Wir stehen kurz vor einem Kipppunkt.«
    »Ja, das Gefühl habe ich auch.«
    »Außerdem«, sagte er, »wenn Sie entschlossen genug wären, eine Schule oder viele Schulen in die Luft zu jagen, wie viele Leute würden Sie damit beauftragen? Bei wem könnten Sie sich darauf verlassen, dass er nicht in letzter Minute die Nerven verliert? Ja, ich denke, es wird Gillmor sein. Und wenn das stimmt, sollten wir sein Telefon bis nach Nevada verfolgen können.«
    Ich dachte eine Weile nach. Einerseits wollte ich es nicht tun. Es war zu gefährlich. Zu viele Möglichkeiten für einen Hinterhalt. Zu viele Unbekannte, zu viele verborgene Motive.
    Aber andererseits …
    An jenem ersten Morgen hatte ich Horton die Wahrheit gesagt: Ich habe mehr Leben genommen, als ich zählen kann. Alsich jünger war, konnte ich mich noch vor den Gedanken an all die Mütter, Väter, Frauen, Geschwister, Kinder abschirmen. Ich ignorierte die Elemente in der Akte einer Zielperson, die mir Unbehagen bereiten konnten. Ich redete mir ein, dass sie schon irgendwie Dreck am Stecken haben musste, wenn sie solche Feinde hatte. Mein Mantra lautete unterbewusst: Wenn ich es nicht tue, tut es ein anderer. Rationalisierung war mein Betäubungsmittel. Und wie bei allen Drogen gewöhnt man sich mit der Zeit daran. Ich brauchte mehr und mehr davon, während die Wirkung immer stärker nachließ. Schließlich gab es keine Dosis mehr, die mir den Trost verschaffte, nach dem ich mich sehnte.
    Und heute, mit zu vielen Gestern und immer weniger Morgen, belastet mich das Wissen zunehmend, das ich früher so geschickt verdrängen konnte. Die Erkenntnis, dass meine kurzen Begegnungen mit jenen Fremden, die zu erledigen ich eingewilligt hatte, nichts hinterließen als Tränen und Traumata, die Trümmer miteinander verwobener Leben, für immer zerrissen und entstellt. Das Wissen, dass es keinen Weg gab, das Ausmaß an Schmerz zu rechtfertigen, das ich in die Welt gebracht hatte. Und dass diese Welt ein klein wenig besser gewesen wäre, hätte es mich nie gegeben.
    Ich konnte niemanden wiederauferstehen lassen, dem ich das Leben genommen hatte, oder den Schaden wiedergutmachen, den ich angerichtet hatte. Diese Seite der Bilanz war unveränderlich. Das Einzige, was ich vielleicht tun konnte, war, einen Ausgleich zu schaffen. Etwas zu unternehmen, um mehr Leben zu retten, als ich genommen, mehr Schmerz zu verhindern, als ich zugefügt hatte.
    Es war nicht viel. Aber was sonst konnte ich mir erhoffen?
    Voll Hass auf das Gefühl, manipuliert zu werden und mich zum Narren zu machen, sagte ich: »Wir werden einiges an Hardware brauchen.«
    »Natürlich.«
    »Und ein Privatflugzeug nach Lincoln. Selbst wenn wir die Zeit hätten, mit dem Auto zu fahren, wären wir im Moment zu überreizt dafür. Ich denke, wir würden uns unterwegs gegenseitig umbringen.«
    »Ich bringe Sie hin.«
    »Ich muss erst mit den anderen sprechen. Ich rufe später zurück.«
    Ich hängte auf und sah auf die Uhr. Beinahe zehn. Bald würden die Läden öffnen.
    »Kommen Sie«, sagte ich zu Larison. »Ich setze Sie unterwegs ins Bild.«
    Wir gingen zu Harry Winston am Rodeo Drive, dem Juwelierladen, auf den wir uns nach einer Internetsuche am Morgen geeinigt hatten. Wir wollten eine angesehene Firma und viel angesehener als Harry Winston ging es nicht. Keinem von uns gefiel es, die Hardware im Motel zu lassen, aber wir konnten nicht gut bewaffnet bei einem Juwelier auftauchen. Larisons gefährliche Ausstrahlung war schon problematisch genug. Wenn ein aufmerksamer Wachmann dann auch noch eine verräterische Beule an unserem Hosenbund oder am Knöchel entdeckte, würden wir eine Menge zu erklären haben. Zu viel.
    Unterwegs berichtete ich ihm, was

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