Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Kanezaki herausgefunden hatte. Es überraschte mich nicht, dass er nichts von dem Vorschlag wissen wollte. Gerne hätte ich diesen seltsamen Augenblick von gestern Nacht angesprochen, als Dox ganz unschuldig etwas gesagt hatte, das wie eine Anspielung auf Homosexualität klang. Aber ich wusste nicht, wie.
Keine Sorge, mir ist das völlig gleichgültig?
Oder:
Keine Sorge, ich erzähle niemandem davon?
Was, wenn ich mich irrte? Und was sollte überhaupt dabei herauskommen? Aber der Gedanke, dass Larison ein Geheimnis hatte und den Verdacht hegte, dass Dox und ich darüber gestolpert waren, machte mir Sorgen. Er war ein Typ, der mehr als fähig dazu war, zu töten, damit sein Privatleben privat blieb.
Wir erreichten das Geschäft kurz nach zehn. Ein Gemmologe namens Walt LaFeber bediente uns. Er ließ uns vor einem Glastisch in einer Ecke des Ladens Platz nehmen, während er sich auf die andere Seite setzte. Auf dem Tisch befanden sich ein Mikroskop und eine Anzahl anderer Instrumente.
Ich zog den Umschlag heraus, in den wir zwanzig Steine verschiedener Größe gesteckt hatten, und leerte ihn vorsichtig auf den Tisch. LaFeber griff nach einem der größeren Steine und berührte ihn mit etwas, das wie ein Amperemeter aussah.
»Was ist das?«, fragte ich.
»Ob Sie es glauben oder nicht«, sagte er, »es heißt einfach Diamantentester. Diamanten sind ausgezeichnete Wärmeleiter und das Gerät misst die Wärmeleitfähigkeit. Ihrer macht soweit einen guten Eindruck.«
Er untersuchte den Stein noch mit mehreren anderen Methoden, die, wie er uns währenddessen erklärte, Farbe, Härte, spezifisches Gewicht und verschiedene innere Charakteristika feststellten.
Nach etwa zehn Minuten sagte er: »Gratuliere, das ist ein ziemlich guter Stein.«
»Ist er echt?«, fragte Larison. »Ein echter Diamant?«
»Aber ja. Ganz echt.«
»Wie viel ist er Ihrer Ansicht nach wert?«, wollte Larison wissen.
»Aufgrund der Größe – beinahe fünf Karat –, Struktur, Form und Farbe würde ich sagen, in der Gegend von zwanzigtausend Dollar. Möglicherweise auch mehr. Ein sehr schöner Stein.«
»Zwanzigtausend ist eine hübsche Gegend«, sagte ich und sogar Larison lächelte.
LaFeber prüfte den Rest der Steine. Sie waren nicht alle so gut wie der erste, aber er schätzte auch den schlechtesten davon auf über fünftausend Dollar. Es sah so aus, als hätte Horton geliefert.
Der Service war kostenlos. Schon eigenartig. Wir hatten Steine im Wert von rund einer Viertelmillion Dollar prüfen lassen und mussten nicht einmal etwas dafür bezahlen. Ich nahm an, es war eine der Methoden, wie die Reichen immer reicher wurden.
Wir bedankten uns bei LaFeber und traten hinaus ins Sonnenlicht des Rodeo Drives, ohne die Passanten wahrzunehmen, die um uns herumfluteten. Einkaufen, so schien es, war das Letzte, was die Leute aufgeben würden, selbst angesichts andauernder Terrorangriffe.
Wir gingen auf dem Wilshire Boulevard nach Westen. Ich dachte daran, dass ich jetzt um die fünfundzwanzig Millionen Dollar reich war. Aber der Gedanke fühlte sich unwirklich an. Nicht nur wegen der Summe. Sondern weil ich erst überleben musste, um sie ausgeben zu können. Und weil ich im Augenblick nicht behaupten konnte, dass die Aussichten dafür allzu rosig standen.
Larison und Rain bestiegen einen Bus auf dem Wilshire Boulevard und fuhren nach Koreatown, wo sie in einen Metro-Zug wechselten. Das war die falsche Richtung zu ihrem Motel in Santa Monica, aber sie wollten nicht das geringste Risiko eingehen, besonders jetzt, da sie die Diamanten hatten. Nicht heute, vielleicht niemals wieder. Was Larison ganz recht war. Er lebte jetzt seit Jahren in einem milden Stadium der Paranoia. Er akzeptierte es. Er war daran gewöhnt. Ständig über die Schulter sehen zu müssen, um am Leben zu bleiben, war ihm so selbstverständlich wie die Notwendigkeit, sich die Zähne zu putzen. Das gehörte einfach zum Leben.
Rain war eine gute Tarnung. Larison machte die Leute nervös, aber wenn der Blick eines Zivilisten auf Rains asiatische Gesichtszüge fiel, war er sofort beruhigt. Larison konnte beinahe sehen, wie die unbewussten Rädchen sich in ihren Köpfen drehten:
Sieht nicht muslimisch aus. Friedfertiger Japaner. Kein Problem.
Larison konnte kaum glauben, dass sich die Diamanten tatsächlich in seinem Besitz befanden. Darauf hatte er jahrelang hingearbeitet, dafür hatte er geplant, dafür hatte er es mit der gesamten us -Regierung aufgenommen. Gut, Hort lebte noch
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