Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
erlebt? Jedes Mal war ein Teil von Larison in Panik geraten, dass sein Geheimnis enttarnt wäre, weil jemand Bescheid wusste oder einen Verdacht hegte und sich über ihn lustig machte. Aber das war nie der Fall gewesen. Die Leute redeten einfach so. Und er hatte gelernt, den Reflex zu unterdrücken. Warum also der Ausrutscher letzte Nacht? Er glaubte, dass Rain etwas bemerkt hatte, war aber nicht sicher. Der Mann war ziemlich undurchschaubar.
    Aber was, wenn es stimmte? Erst Treven, dann Hort, jetzt Rain und Dox … die Zahl der Menschen, die über ihn Bescheid wussten, wuchs ständig. Die Sache geriet außer Kontrolle und wenn er jetzt keinen Riegel vorschob, war es zu spät.
    Auf einer gewissen Ebene war ihm klar, dass es keine Rolle spielen sollte. Die Einstellung zur Homosexualität veränderte sich, nicht einmal die Maxime, sie totzuschweigen, galt noch … aber der Gedanke, dass Menschen Bescheid wussten, ihn mit anderen Augen betrachteten, anders behandelten … er hasste es. Es war dasselbe, wie eine schreckliche, ausbeutbare Schwäche zu enthüllen.
    Und das war noch nicht alles. Immer mehr Menschen wussten, dass er keineswegs tot und vergessen war, sondern nochlebte und mit ihm gerechnet werden musste. Ihre Zahl stieg ständig. Es war möglich, dass Hort es neben Treven, Dox und Rain auch anderen erzählt hatte, und dann war die Katze bereits aus dem Sack. Aber Larison bezweifelte es. Hort hielt sich gerne bedeckt. Und wenn er anderen davon erzählt hatte, na und? Der Schaden war geschehen. Trotzdem musste er der Sache einen Riegel vorschieben, solange es zumindest theoretisch noch möglich war.
    Er sah aus dem Fenster hinaus auf die Stadtlandschaft und fühlte sich in der Falle. Was zum Teufel stimmte nicht mit ihm? Sein Verstand sagte ihm das eine. Sein Bauchgefühl wollte nicht mitmachen.
    Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte nicht sterben. Er wollte nicht geoutet werden. Aber er sehnte sich danach, wieder schlafen, sich ins Bett legen zu können, ohne Angst vor den Bildern zu haben, die er sah, wenn er die Augen schloss und allein und wehrlos seinen Träumen ausgeliefert war.
    Er hatte Angst, schwach zu sein. Und er befürchtete, dass die größte Schwäche von allen war, jetzt nicht die taktisch richtigen Maßnahmen zu ergreifen.
    Der Trick bestand darin, nicht lange darüber nachzudenken. Fahr zurück ins Motel, schnapp dir die Glock, warte auf die richtige Gelegenheit und nütze sie. Ja, genau so. Nicht nachdenken. Nur Mustererkennung, Reflex und fertig.
    Und nicht nur Treven, Rain und Dox. Auch Kei. Niemand durfte übrig bleiben, der etwas von ihm wusste.
    Bis auf Hort natürlich. Aber diesen losen Faden würde Larison in Kürze auch noch abschneiden. Und dann war er fertig. Befreit von allen Hemmschuhen. Frei.
    Es musste ihm nicht gefallen. Er musste es nur tun.

Kapitel
Siebenundzwanzig
    Treven und Dox warteten zusammen mit Kei im Motel. Kei saß auf einem der Betten, Dox auf dem anderen. Treven wurde immer kribbeliger, weil Rain und Larison so lange brauchten, und tigerte in dem engen Raum auf und ab.
    Er hasste das Warten. Wenn er allein war, reichte seine Geduld für Tage, sogar Wochen. Aber das hier war anders. Die ganze Operation war mit Problemen durchsetzt. Larison verhielt sich zunehmend labil. Die Lage zwischen ihnen war mehrmals so explosiv geworden, dass ein Überschreiten des kritischen Punkts tödlich geendet hätte. Und dann war da noch Hort, der mit seiner Nummer vor dem Weißen Haus plötzlich die Karten neu gemischt hatte.
    Er hoffte, dass es richtig gewesen war, den Mann am Leben zu lassen. Er redete sich ein, dass er logisch gehandelt hatte, aber ein Teil von ihm glaubte es nicht. Der Teil, von dem er wusste, dass er emotional reagierte. Treven sah Larison und Rain und Dox, und er wollte nicht so sein wie sie. Er brauchte eine Linie, die er nie überqueren würde, ein Gefühl von Befehlsstruktur und Loyalität innerhalb einer Einheit. Etwas, das den Unterschied zwischen einem Soldaten mit Gewissen und einem Auftragskiller ausmachte. Wo immer diese Linie verlief, er wusste, dass er im Moment auf ihrem schmalen Grat entlangtanzte. Seinen Kommandeur zu töten hätte bedeutet, sie ein für allemal zu überschreiten.
    Die Entscheidung quälte ihn. Hort war gefährlich. Vielleicht spürte er sie genau in diesem Moment mit Methoden auf, die keiner von ihnen so recht begriff. Natürlich dachten die anderen, Hort hätte sie in Washington mittels Satelliten und

Weitere Kostenlose Bücher