Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
verantworten müsse. Aber es hatte sich nicht auf das bezogen, was er schon auf dem Gewissen hatte. Sondern auf das, was er erst im Begriff war zu tun. Und ich war ein Idiot, dass ich es übersehen hatte.
»Mal sehen, was er tun kann«, sagte ich. »Und morgen bringen Larison und ich Proben der Diamanten zu einem Juwelier. Wenn sie echt sind, sind wir alle wieder freie Menschen.«
Keiner erhob Einwände gegen die Arbeitsteilung. Alle verstanden, dass niemand mit den Diamanten allein gelassen werden durfte, und auch für das Echtheitszertifikat des Experten musste es einen Zeugen geben.
Eine teuflische Anspannung machte sich breit. Zu dieser Einsatzgruppe zu gehören, erinnerte mich an die alte Maxime über den Krieg: Leicht anzufangen, schwer zu beenden.
»Eines haben Sie vielleicht nicht bedacht«, sagte ich zu Larison.
Er sah mich an. »Und das wäre?«
»Mein Kontaktmann. Er sagte, wenn wir ihm Beweise beschaffen, kann er uns loseisen. Von der Todesliste des Präsidenten streichen lassen oder wo immer wir draufstehen.«
Larison schüttelte angewidert den Kopf. »Glauben Sie etwa, es wäre Zufall, dass Hort behauptet, dasselbe zu wollen? Einen Beweis, dass diese Anschläge unter falscher Flagge erfolgten?«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
»Hort hat die unheimliche Eigenschaft, alles, was
er
will, so klingen zu lassen, als wäre es genau das, was
Sie
wollen.«
»Aber wir wollen doch so oder so einen Beweis.«
»Dann beschaffen Sie ihn. Wie gesagt, ich steige aus.«
Mehr gab es nicht zu sagen. Wir legten uns wieder abwechselnd hin, aber ich fand wenig Schlaf. Ich versetzte mich in Larisons Lage und versuchte, uns aus seinem Blickwinkel zu sehen. Und dieses Bild hielt mich hellwach.
Kapitel
Sechsundzwanzig
Früh am nächsten Morgen machten Larison und ich uns auf, unseren Anteil der Diamanten prüfen zu lassen. Es war uns etwas unbehaglich dabei, mit Bauchtaschen im Gegenwert von annähernd fünfundzwanzig Millionen Dollar herumzulaufen, falls die Diamanten echt waren, aber zu diesem Zeitpunkt war es das Sicherste, wenn jeder sich um seinen eigenen Anteil kümmerte. Larison würde seinen bestimmt nicht aus den Augen lassen – er war schon einmal durch einen Austausch hereingelegt worden und wollte das nicht erneut riskieren.
Wir machten einen gründlichen Gegenaufklärungsgang, um jegliche Überwachungsmöglichkeit auszuschließen, und landeten schließlich am Beverly Wilshire, wo Horton und ich vor, wie es schien, ewigen Zeiten gefrühstückt hatten. In der Nacht zuvor hatte ich auf das Bulletin-Board eine gründliche Zusammenfassung von Trevens Gespräch mit Horton hochgeladen. Jetzt rief ich Kanezaki von einem Telefon in der Lobby aus an.
»Irgendwas herausgefunden?«, fragte ich, als er abnahm.
»Ja. Und es stimmt mit dem überein, was Horton Ihnen erzählt hat.«
»Inwiefern?«
»Zwei Dinge. Erstens, während einem seiner regelmäßigen Ausflüge außerhalb der Regierung leitete Gillmor ein von derDARPA finanziertes Unternehmen namens Novel Air Capability. Üblicherweise NAC genannt.«
»Okay.«
»Was ich Ihnen hier sage, ist topsecret …«
»Ich bitte Sie.«
»Tut mir leid. Gewohnheit, schätze ich. Egal, NAC hat einen Drohnenprototyp entwickelt. Sie nennen ihn die Viper.«
»Ein schauriger Name.«
»Tja, sie brauchten etwas, um mit Predator und Reaper mitzuhalten. Es handelt sich um ein extrem vielseitiges Fluggerät. Modulare Technik, in dreißig Minuten montiert. Es ist klein – mit zusammengefalteten Flügeln passt es in einen Laster von der Größe, wie ich ihn euch besorgt habe. Senkrecht startend und landend. Stealth-Bauweise. Vierundzwanzig Stunden Bereitschaft in der Luft. Kann zwei Hellfire-Raketen tragen und abfeuern.«
»Scheiße.«
»Das ist noch nicht alles. Die Fernsteuerung wurde radikal vereinfacht und mobil gemacht. Sie nennen sie das Vipernauge.«
»Warum überrascht mich das nicht?«
»Haben Sie schon einmal jemanden ein ferngesteuertes Modellflugzeug fliegen sehen?«
»Ja.«
»Ziemlich genau davon reden wir hier. Der einzige echte Unterschied ist, dass diese Maschine über Video und nicht auf Sicht gesteuert wird. Das liegt an der Reichweite der Viper und gibt dem Piloten eine Vogelperspektive von seinem Ziel. Die Fernsteuerung selbst sieht genauso aus wie ein robuster Laptop mit ein paar Joysticks. Man braucht keine Spezialausbildung, wie sie ein traditioneller Predatoroder Reaper-Pilot erhält. Um sich mit den Grundlagen des Systems vertraut zu
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