Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
diesen.«
»Aber Hortons ganzer Plan besteht darin, die Angelegenheit als das zu entlarven, was sie ist. Mehr oder weniger.«
»Das ist etwas anderes. Zumindest hoffe ich das. Horton ist kein Niemand mit einem Handy und einer Verschwörungstheorie. Er ist ein Insider und seinen Ruf hat er sorgfältig selbst geschmiedet. Dieser Ruf – sein Markenzeichen – ist im Grunde gegen den Strich gebürstet. Er unterläuft ›Ich kann nicht glauben, dass ein Amerikaner so etwas tun würde‹ mit ›Ich bin Amerikaner, außerdem ein Held, und Sie wissen, dass ich aufrichtig bin‹. Horton ist ein Kommunikations-Genie. Glauben Sie mir.«
Ich konnte mich eines leisen Lächelns nicht erwehren. »Ich schätze, Sie müssen es wissen.«
»Stimmt, da haben Sie recht.«
»Okay. Gehen wir davon aus, dass Ihre Informationen korrekt sind. Können sie die Sache stoppen?«
»Vielleicht. Mit Ihrer Hilfe.«
»Wieso hatte ich geahnt, dass Sie das sagen würden?«
»Weil es wahr ist.«
»Warum können Sie nicht einfach die Polizei in Lincoln anrufen?«
»Und was soll ich denen sagen? Ich habe gehört, jemand will ihre Schule bombardieren?«
»Ja, genau.«
»Mal angenommen, sie würden mich ernst nehmen, und angenommen, man würde mich nicht dafür in einem Geheimgefängnis verschwinden lassen – die Verschwörer nähmen sich einfach ein anderes Ziel vor. Vergessen Sie nicht, das sind nur vier Leute mit Maschinenpistolen und einer monströs einfach zu transportierenden Drohne. Es bedarf kaum der Vorbereitung und benötigt so gut wie keine Planung. Die ganze Geschichte ist ein Spontananschlag – wenn es sein muss, suchen sie sich einfach eine andere Schule aus. Und abgesehen von den Schützen – die sie nach dem ersten Anschlag nicht mehr benötigen, weil die
Allahu Akbar-
Zeugen bereits existieren und den richtigen Kontext herstellen –, können sie die Sache je nach Bedarf wiederholen. Wir müssen sie auf frischer Tat ertappen.«
»Na schön, dann schicken Sie Ihre Leute hin.«
»Wen denn? So viel Einfluss habe ich nicht bei der paramilitärischen Abteilung. Außerdem, wer würde lediglich auf mein Wort hin einen Fallschirmjägereinsatz über Lincoln, Nebraska, befehlen?«
»Herrgott, hören Sie auf, mich zu manipulieren.«
»Vielleicht manipuliere ich Sie, aber ich sage Ihnen die Wahrheit.«
Verdammt, er klang genau wie sein Mentor, mein verstorbener Freund Tatsu. Einen Moment lang machte mich das traurig. Tatsu wäre stolz auf seinen Protegé gewesen.
»Wie lautet Ihr Plan?«, fragte ich und hasste es gleichzeitig, nachzugeben.
»Sie und Ihre Jungs können die Attentäter erledigen, bevorsie in die Schule eindringen. Sie sind nicht gut ausgebildet, sie erwarten keinen Widerstand. Eine Schule ist so ziemlich das Maximum, das sie bewältigen können.«
»Was ist mit der Viper?«
»Wenn ich den Piloten orten kann, legen Sie ihn auch um.«
»Dahinter steht ein großes Fragezeichen. Und verzeihen Sie, ich hänge ungern in der Nähe von Bodenzielen herum, die für einen doppelten Hellfire-Angriff vorgesehen sind.«
»Ich habe ein paar Ideen und verfolge einige Spuren. Ich erwarte nicht, dass der Pilot weit von der Schule entfernt sein wird. Je geringer die Flugdistanz der Viper, desto unwahrscheinlicher ist es, dass jemand sie sieht. Außerdem werden sie die Raketen möglichst nahe beim Ziel abfeuern wollen. Damit die Leute nicht zwei Rauchund Feuerstreifen schon aus ein paar Kilometer Entfernung heranschießen sehen.«
»Aber Sie haben gesagt …«
»Ja, letzten Endes kann man alles wegerklären. Aber wozu mehr erklären, als unbedingt nötig.«
»Es macht nicht den Eindruck, als hätten Sie viel, auf dem Sie aufbauen können.«
»Noch nicht. Aber eines noch. Wenn Sie unter den gerade beschriebenen Parametern der Pilot wären, was würden Sie sonst noch brauchen?«
Ich dachte nach. »Einen … ruhigen Ort. Abgelegen, einsam. Wo ich parken, die Drohne montieren und starten kann, ohne dass mich jemand dabei beobachtet. Und wo ich sie ungestört fernsteuern kann.«
»Bingo. Und was glauben Sie, wie viele Orte es in der Nähe von Lincoln gibt, auf die diese Beschreibung zutrifft?«
»Eine Menge, vermutlich.«
»Ja, das ist das Problem. Aber ich befasse mich damit. Außerdem gibt es noch einen Punkt, der das Spiel zu unseren Gunsten wenden könnte.«
»Und der wäre?«
»Ich habe einen Freund bei einer der Telefongesellschaften.«
»Einen Freund?«
»Wie immer Sie es nennen wollen. Er überwacht Gillmors Handy
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