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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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seine Nachteile gehabt. Erstens hätte ich genaue statt eher versteckte Anweisungen per Telefon geben müssen. Zweitens wäre ihnen mehr Zeit geblieben, einen Hinterhalt zu legen, falls sie das vorhatten. Insgesamt schätzte ich meine Chancen am besten ein, wenn ich sie unter Zeitdruck setzte.
    Ich brauchte weniger als zehn Minuten, um zum
Saboru
zurückzukehren. Ich drehte zwei Observierungsrunden, die erste aus der Entfernung, bei der zweiten ging ich direkt an dem Lokal vorbei. Sepiafarbenes Licht schimmerte durch die Fenster, aber die Bambuspflanzen verhinderten einen Blick ins Innere. Ich blieb einen Moment lang an der düsteren Straßenecke stehen, sah mich nach links und rechts um und überlegte. Die Zikaden waren zeitweilig verstummt und das einzige Geräusch kam von den
Suzumushi
– japanischen Singgrillen –, die der hundertjährige Besitzer des
Saboru
in einem Käfig neben dem Eingang hielt, um sich an ihrem abendlichen Gesang zu erfreuen. Ich entdeckte keine Ausländer und nichts, was fehl am Platz zu sein schien. Ich vermutete, meine Anrufer warteten bereits drinnen.
    Ich überquerte die Straße und trat ein, während ich den Blick durch den gedämpft beleuchteten Innenraum gleiten ließ. Eine junge Bedienung wollte mich zu einem freien Tisch führen, aber ich lehnte dankend ab, während ich die Gäste musterte, nein, meine Freunde würden mich bereits erwarten. Das Erdgeschoss war ungefähr halb voll mit der üblichen Ansammlung von
Sarariman
-Typen und beturnschuhten Studenten. Ein leises Hintergrundmurmeln aus Gesprächen und J-Pop-Musik aus den in den Ecken der niedrigen Decke angebrachten Lautsprechern erfüllte den Raum. Keine Ausländer, nichts Ungewöhnliches. Ich stieg über die Holztreppe in den ersten Stock hinauf. Wieder nichts. Dann in den Keller. Ich bückte mich auf der Treppe, um sehen zu können, was mich erwartete, bevor ich unten ankam.
    Ich erkannte sie sofort, in einer Ecknische mit dem Rücken zur Backsteinwand, beide groß und fit aussehend. Einer war in den Dreißigern, mit blonden Haaren und ausladendem Unterkiefer, durch und durch amerikanisch. Der andere schien etwa zehn Jahre älter zu sein, hatte kürzere, dunkle Haare und dunkle Haut, schwer einzuordnen. Ich fragte mich, mit wem ich am Telefon gesprochen hatte und spürte aus irgendeinem Grund, dass es der Dunkle gewesen war. Er strahlte etwas Gefährliches aus, eine explosive Qualität, die quer durch den Raum zu spüren war, obwohl er vollkommen still saß. Ihre Hände lagen mit den Handflächen nach unten auf der narbigen Tischplatte. Ein gutes Zeichen, oder zumindest das Fehlen eines schlechten. Sie blieben reglos sitzen und beobachteten mich. Ihre unverwandten Blicke waren das einzige Anzeichen, dass zwischen uns irgendeine Verbindung existierte.
    Ich blieb in Bewegung und durchmaß den höhlenartigen Raum mit Blicken, um sicherzugehen, dass niemand da war, der aussah, als gehöre er nicht hierher. In der gegenüberliegenden Ecke gab es noch einen freien Tisch. Ich neigte den Kopf in diese Richtung, um ihnen zu bedeuten, dass sie mir folgen sollten,ging hinüber und blieb mit dem Rücken zur Wand vor der Sitzbank stehen. Ich wollte nicht an dem Tisch sitzen, den sie ausgewählt hatten oder ihnen den Blick zur Treppe ermöglichen, während ich ihn nicht hatte. Und ich wollte sie von Kopf bis Fuß begutachten können, sehen, wie sie sich bewegten, genau wie sie es gerade mit mir gemacht hatten.
    Sie standen auf und kamen langsam herüber, ohne plötzliche Bewegungen, die Hände immer deutlich sichtbar. Wir setzten uns wortlos und musterten uns gegenseitig. Eine Bedienung kam vorbei und reichte uns Speisekarten in japanischer Schrift. Der dunklere Bursche warf einen Blick darauf, dann sah er mich mit einer Spur von Lächeln an. »Was würden Sie empfehlen?«
    Ich hatte recht gehabt: dieselbe leise, raue Stimme, die ich am Telefon gehört hatte. »Es heißt, der Kaffee des Hauses ist recht gut«, erwiderte ich.
    Er sah den blonden Typen fragend an, aber der zuckte nur die Achseln. Ihr unterschiedliches Verhalten machte mich neugierig. Der Blonde wirkte berechtigterweise angespannt, genau wie ich es war. Der dunkle Typ andererseits schien unerklärlich gelassen zu sein, fast so, als ob er sich amüsierte.
    Ich bestellte drei Kaffee und drei Gläser Wasser und die Bedienung entfernte sich. Ich nickte dem dunklen Typen zu. »Wie soll ich Sie nennen?«
    »Larison.«
    Ich wandte den Kopf zu dem anderen und er sagte:

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