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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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zum »Spielen«, wie die Marketingleute der Kasinoindustrie es verniedlichten. Ich fand, es bestand eine gute Chance, die Sache heute Nacht abzuschließen.
    Larison und mir gelang es, jeweils in Begleitung einer austauschbaren Platinblonden vom Escortservice, Tische im
Alex
zu ergattern, und was noch besser war, Larison hatte direkte Sichtverbindung zu dem privaten Speisesaal, in dem Shorrock bewirtet wurde. Nach der Hälfte des langen Menüs fühlte ich das Handy in meiner Tasche vibrieren – Larison signalisierte mir, dass Shorrock auf dem Weg zur Toilette war. Ich entschuldigte mich rasch und kam vor ihm dort an, genau wie geplant. Der Raum war leer und selbst die Kabinentüren standen alle ein Stück offen. Mein Puls schaltete einen Gang höher. Das war es.
    Ich stellte mich an das Urinal ganz rechts, als würde ich gemütlich pinkeln, und wartete ab. Einen Moment später hörte ich, wie die Tür hinter mir aufging. Ich konzentrierte mich ganz auf mein Gehör und widerstand der Versuchung, mich umzusehen.Schritte kamen näher. Und plötzlich war er da und ging zu dem Urinal ganz links, gemäß der unausgesprochenen Etikette in der Herrentoilette, dass man so viel Platz zwischen sich und den anderen lässt, wie aufgrund der Anordnung möglich ist.
    Larison würde inzwischen Dox, der unmittelbar vor dem Restaurant wartete, ein Signal gegeben haben, damit ich die Zyaniddose an ihn loswerden und verschwinden konnte, sobald es vollbracht war. Es bestand kaum ein Risiko, dass jemand aus dem Restaurant so schnell unter Verdacht geraten würde, aber falls doch, wollte ich nicht mit der Mordwaffe in der Hand dastehen.
    Ich warf Shorrock einen Seitenblick zu und sah, dass er leise schwankte und sein Gesicht vom Alkohol gerötet war. Das Handy in meiner Tasche vibrierte – wieder Larison, das Signal, das noch jemand auf dem Weg war. Aber verflixt, ich brauchte nur eine Sekunde. Ich schob die Hand in die Hosentasche, schloss sie um die Zyaniddose. Ich hatte sie schon fast herausgezogen, aber einen Sekundenbruchteil, bevor ich auf Shorrock zugehen wollte, hörte ich die Tür wieder aufgehen. Ich erstarrte und ließ die Dose zurückgleiten. Schritte, dann stellte sich ein weiterer Gast zwischen mich und Shorrock und zog den Reißverschluss herunter.
    »Hey, Tim«, sagte der Typ. »Na, schmeckt das Essen?«
    »Einfach überirdisch«, erwiderte Shorrock. »Ich kann gar nicht glauben, dass noch drei Gänge kommen. Ich bin schon jetzt pappsatt.«
    »Glauben Sie mir, Sie müssen unbedingt noch Platz lassen für die pochierten Apfel-Windbeutel. Dafür könnte man sterben.«
    Ich ignorierte die darin liegende Ironie, starrte unverwandt die Marmorwand vor mir an und gab mich der unrealistischen Hoffnung hin, Shorrock könnte sich so mit Wein abgefüllt haben, dass er länger pissen musste als der andere Typ. Aber es sollte nicht sein. Shorrock schüttelte ab, zog den Reißverschluss hoch und ging zu den Waschbecken. Einen Moment lang hörteich Wasser rauschen, dann sagte er: »Bis gleich.« Dann war er verschwunden und mit ihm die Gelegenheit.
    Ich gab die Hoffnung nicht auf. Garantiert hatten die Manager, die Shorrock umgarnen wollten, ihm nicht nur das ChéfMenü spendiert, sondern auch die zugehörige Weinkollektion – was zu weiteren Besuchen auf der Toilette führen würde. Und so kam es dann auch – einmal im
Alex
und später noch zwei Mal im Nachtclub, dem
Tryst
. Aber beide Male befanden wir uns nicht allein auf der Toilette, im
Alex
war ein weiterer Gast dabei und im
Tryst
hatten sie einen Toilettenaufseher.
    Nach dem
Tryst
improvisierten wir und beschatteten Shorrock und seine Gesellschaft im Kasino des Hotels. Dox positionierte sich an einem Spielautomaten, von dem aus er Shorrock am Black-Jack-Tisch im Blick hatte und mir signalisieren konnte, wenn er Anstalten traf, zur Toilette zu gehen. Alles lief glatt, sogar besser als ich es mir hätte vorstellen können – bis auf die Tatsache, dass ich ihn wieder nicht allein erwischte.
    Doppelt frustrierend war, dass wir, obwohl wir seine Zimmernummer kannten, dort nicht an ihn herankamen. Die beiden Typen vom Secret Service hatten sich ziemlich zurückgehalten, vielleicht, weil Shorrock nicht in derselben Liga spielte wie beispielsweise der Verteidigungsminister, vielleicht auch, weil sie sich auf das umfassende Sicherheitsnetz des Hotels verließen. Möglicherweise verlangte Shorrock von seinen Bodyguards auch, dass sie ihm ein bisschen Raum zum Atmen ließen. Aber einer

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