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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Sir! Ich liebe diese Arbeit!«
    »… und sobald sie geht, piepst du mich an. Dann treffen wir uns auf der Kasinoetage. Es gibt da eine Reihe Telefonzellen gleich rechts vom Eingang zum
Blush
-Nachtclub, wenn man davor steht. Sobald sie weg ist, verstanden?«
    »Verstanden«, sagte er plötzlich ganz geschäftsmäßig.
    Ich legte auf und holte drei Mal tief und langsam Luft, zwang mich zur Ruhe, um die Sache aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Wenn mir nur eine einzige Variable entging, würde ich alles vermasseln. Aber die Chance war da. Dox hatte über Shorrocks ›Standfestigkeit‹ gewitzelt und genau diese, oder besser gesagt: ihre Anwendung am falschen Ort, war genau das, was wir uns jetzt zunutze machen konnten. Was für eine Schande musste es für diesen anständigen, verheirateten, gottesfürchtigen Geheimdienstmann mit höchster Sicherheitsfreigabe bedeuten, wenn seine derzeitige Aktivität – ein hübscher kleiner Promiporno, wenn man Dox glauben durfte – publik wurde. Ich überlegte, dass von allen Gefühlen die Schande sich am meisten nach Einsamkeit sehnt, und genau Shorrocks Einsamkeit war es, die wir jetzt brauchten.
    Ich dachte über die Annäherung nach und erkannte schnell, dass ich mit ein bisschen Glück nicht einmal das Zyanid brauchen würde. Ich beschloss, es auf die altmodische Tour zu versuchen – schwieriger, aber auch sicherer. Ich schloss die Augen und begann, jeden einzelnen Schritt zu visualisieren, jede Variable, jede Wenn-Dann-Entscheidung.
    Als ich damit fertig war, nahm ich eine Rolle Sporttape aus meiner Kulturtasche und umwickelte mir die Unterarme undHandgelenke bis hinunter zum ersten Daumengelenk. Dann streifte ich ein langärmliges weißes T-Shirt über, zog ein blaues Oxford-Hemd an und darüber einen marineblauen Blazer, dessen Ärmel einen Tick zu lang waren. Getapte Handgelenke und lange Ärmel erwecken am Kartentisch vielleicht Verdacht, aber ich wollte ja nicht zocken, jedenfalls nicht in dem Sinn, den man in Vegas darunter verstand.
    Vierzig Minuten später vibrierte mein Handy – Shorrock musste das Mädchen für eine Stunde gebucht haben und es gibt wenige Freiberufler, die so pünktlich sind wie ein Callgirl aus Vegas. Ich stopfte ein Paar Hirschlederhandschuhe in eine der Taschen des Blazers und das Sporttape in die andere, dann ging ich nach unten.
    Dox erwartete mich schon und ich bemerkte mit Befriedigung, dass auf der Kasinoetage immer noch viel los war und es jede Menge Deckung gab. »Gehen wir spazieren«, schlug ich vor und bei einem Rundgang um das ganze Hotelgelände erklärte ich ihm den Plan und die Rolle, die er darin spielen sollte.
    Danach kehrten wir zurück zu der Reihe von Telefonkabinen neben dem Eingang zum
Blush
. Ich stellte mich dicht neben Dox, während er Shorrocks Zimmer anwählte, und er hielt das Telefon so, dass ich mithören konnte. Es klingelte zwei Mal, dann ein leicht nervöses: »Ja?«. Ich fragte mich, ob Shorrock befürchtete, dass das Mädchen oder ihr Zuhälter noch einmal anrief, oder ob er unter postkoitalen Schuldgefühlen litt.
    »Mister Shorrock«, sagte Dox in seinem gedehntesten Südstaatenakzent.
    »Ja?«
    »Ich will gleich zur Sache kommen. Meine Partnerin hat soeben Ihr Zimmer verlassen. Während sie dort war, hat sie eine Kamera unter dem Fernsehgerät im Wohnraum platziert. Wir haben mit dieser Kamera ein Video von Ihren Eskapaden auf der Couch aufgenommen.«
    »Was?«
    »Dürfte ich Ihnen empfehlen, einfach zum dem fraglichen Fernsehgerät zu gehen und seine Unterkante abzutasten? Sie werden die Kamera finden und dann erkläre ich Ihnen, wie wir die Angelegenheit regeln können, ohne dass jemand unser kleines Video zu sehen bekommt.«
    »Das … das ist lächerlich. Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Sir, wenn Sie bitte einfach die Kamera holen würden? Ach, übrigens, von hinten ist auch eine meiner Lieblingsstellungen. Gute Arbeit, Sir, wirklich gute Arbeit.«
    Eine hübsche Variante, dachte ich, die nicht in meinem Drehbuch gestanden hatte. Der Trick war, der Zielperson häppchenweise entscheidende Informationen zu servieren und sie so zu der Überzeugung zu bringen, dass man noch viel mehr in der Hand hatte. Das und die wachsende Panik würde ihn daran hindern, klar zu denken und Fragen zu stellen, die die Show schlagartig beenden konnten, etwa:
Ach ja. Und wie hieß das Mädchen gleich wieder?
Was Dox natürlich wissen müsste, wäre er wirklich ihr Zuhälter.
    Eine sekundenlange Stille entstand,

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