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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Leibwächtervor der Tür ausdenken, warum er zurückbleiben sollte, statt sich an das Sicherheitsprotokoll zu halten und ihn zu begleiten. Ihm blieben nur ein paar Minuten für das alles und der Zeitdruck würde ihn daran hindern, sich etwas einfallen zu lassen, das wir nicht vorausgesehen hatten. Abgesehen davon, sich einfach an die Anweisungen zu halten, wäre der nächstliegende Zug gewesen, seine beiden Bodyguards in gebührendem Abstand folgen zu lassen, damit sie sich Dox schnappten, sobald er sich zu erkennen gab. Ich glaubte nicht, dass er das tun würde – damit konnte er nicht viel gewinnen, aber sehr viel verlieren –, aber wenn doch, würden wir uns nicht zu erkennen geben und von vorne anfangen, sobald er auf sein Zimmer zurückkehrte.
    Wir hätten uns keine Gedanken machen müssen: Shorrock kam allein. Ich sah, wie er den Blick durchs Kasino schweifen ließ, aber es waren zu viele Spieler an den Automaten, als dass er Dox und mich hätte ausmachen können. Als er vorbei war, stand ich auf und machte mich auf den Weg zur Herrentoilette. Ich spürte einen leichten Adrenalinstoß im ganzen Körper und atmete bewusst tief und langsam, um ihn unter Kontrolle zu halten.
    Die Toilette war geformt wie ein L, wobei die Waschbecken sich an der waagrechten Linie, die Urinale und Kabinen an der senkrechten befanden. Alles schien leer zu sein. Ich streifte meine Hirschlederhandschuhe über und überprüfte rasch die Kabinen, ob nicht doch jemand drin war. Dox würde inzwischen Shorrocks Geld kassieren und ihm erklären, dass er den USBStick nicht bei sich trug – sondern ihn hinten an den faltbaren Windeltisch in der hintersten Kabine geklebt hatte, der großen, behindertengerechten. Die ich jetzt leise betrat. Ich verriegelte die Tür hinter mir.
    Die Kabine war absolut blickgeschützt: Hohe, weiße Marmorwände, die auf Stützen gerade mal zwei Zentimeter über dem Fliesenboden ruhten, gut schließende, holzgetäfelte Türen,keine Ritzen oder Spalten, durch die man von draußen hätte hineinspähen können. Ich schloss die Augen, holte tief Luft, hielt kurz den Atem an und stieß ihn dann langsam wieder aus. Ich brauchte nur ein paar Sekunden allein mit ihm. Es war albern, dass ich die bis jetzt nicht gefunden hatte, aber nun schien es endlich so weit zu sein.
    Ich ließ die Augen geschlossen und konzentrierte mich auf mein Gehör. Ein Augenblick verging, dann hörte ich die Schritte eines einzelnen Mannes hinter dem Knick des L. Wenn es nicht Shorrock war, blieb er wahrscheinlich bei den Waschbecken oder den Urinalen stehen. Aber die Schritte klangen schnell, zielstrebig. Und sie gingen weiter, vorbei an den leeren Kabinen, kamen näher, immer näher.
    Drei Sekunden
, dachte ich.
Danach spielt es keine Rolle mehr, ob jemand hereinkommt. Nur drei Sekunden.
    Die Schritte hielten vor der Tür an. Jemand zog am Griff, der Riegel klapperte.
    »Hey«, rief eine Stimme. »Ist jemand da drin?«
    Shorrock war Geheimdienstprofi. Selbst verwirrt und am Rande einer Panik konnte ihn etwas alarmieren, das deplatziert wirkte. Ich musste alles so lange wie möglich normal erscheinen lassen.
    »Ja, hier ist jemand drin«, sagte ich. »Ist das etwa die einzige Kabine?«
    »Beeilen Sie sich bitte, ja? Das ist ein Notfall.«
    Wenn er klar hätte denken können, würde er behauptet haben, behindert zu sein, damit er dem vermutlich nicht behinderten Insassen der Kabine Schuldgefühle einflößte und dieser sich beeilte. Aber anscheinend stand er ausreichend unter Stress, dass er nicht überlegt handeln konnte. Was bedeutete, dass er auch andere Dinge übersehen oder erst dann bemerken würde, wenn es zu spät war.
    Ich drückte den Spülknopf und das Wasser rauschte. Ichmachte mir keine Sorgen, dass er mich von einem der Restaurants oder anderen Schauplätze erkennen würde, wo ich ihm nahe gekommen war – die Leute nehmen mich normalerweise nicht wahr, es sei denn, ich sorge dafür. Aber selbst wenn er mich erkannte und sich wunderte, würde seine momentane Verwirrung und Abgelenktheit mir in die Hände spielen.
    Ich entriegelte die Tür und öffnete sie, wobei ich die linke Hand leicht hinter dem Rücken verborgen herabhängen ließ und die andere dicht am Körper hielt, während ich die Tür nach rechts außen aufstieß. Handschuhe konnten an diesem Ort so fremdartig wirken, dass sie eine sofortige Reaktion auslösten, und ich wollte verhindern, dass er sie bemerkte, bevor es zu spät war.
    »Okay«, sagte ich. »Die Kabine

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