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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Luft rang.Seine Hände krallten sich wieder, schwächlich jetzt, in die Folie, die sein Gesicht bedeckte. Und dann, im Todeskampf, musste ein tief liegender, rationaler Teil seines Gehirns das Kommando ergriffen haben, denn seine rechte Hand hörte auf, nach der Folie zu grapschen und glitt zur Hosentasche.
Messer!
schoss mir durch den Kopf und ich rammte ihm das Knie gegen den Ellenbogen, um ihn aus dem Konzept zu bringen – dann ein zweites Mal. Aber der Winkel war ungünstig, der Stoß verpuffte und er schaffte es, die Hand in die Tasche zu stecken. Ich wollte gerade den Griff wechseln, um ihm mit der linken Hand die Folie über Mund und Nase zu spannen, während ich mit der rechten seine Messerhand packte, aber Larison hatte gesehen, was vor sich ging und stürzte von der Außentür herbei. Er bekam Finchs Hand zu fassen, gerade als die Klinge seines Springmessers herausklappte. Larison wollte Finch das Handgelenk verdrehen, damit er das Messer fallen ließ, aber ich flüsterte drängend: »Nein! Keine Verletzung!« Finchs Arm zitterte vor Anspannung, während er versuchte, das Messer herumzudrehen, um Larison die Hand zu zerschneiden, aber Larisons Griff saß zu fest und Finch hatte seine letzten Reserven bei dem Versuch aufgebraucht, das Messer zu ziehen. Er erschlaffte, das Messer klapperte zu Boden und er sackte rückwärts gegen mich.
    »Zurück zur Tür«, fauchte ich. »Schnell.« Das Risiko war verschwindend gering, dass gerade in diesem Augenblick jemand hereinkam, aber Murphys Gesetz hatte es so an sich, minimale Risiken in unvermeidliche Ereignisse zu verwandeln, und dies war der einzige Moment, wo wir keinerlei Chance hatten, so zu tun, als würde gerade etwas anderes als ein Mord passieren. Larison sprang zurück zur Tür, während ich Finch zur Treppe schleifte. »Zwei Minuten«, sagte ich, damit Larison wusste, wie lange ich die Folie noch um Finchs Kopf gewickelt lassen wollte, um ihn mit Sicherheit zu erledigen.
    Ich zählte die Zeit herunter und als ich fertig war, löste ich diePlastikfolie und legte Finch am Fuß der Treppe hin. Ich untersuchte sein Gesicht nach Verletzungen, fand aber keine. Dann nahm ich die Farbdose und den Pinsel und stellte sie wieder dahin, wo ich sie gefunden hatte. Anschließend suchte ich die Bodenfliesen ab, ob Finchs Absätze irgendwelche Schleifspuren hinterlassen hatten. Ja, es gab tatsächlich welche, zwei Streifen von etwa einem Meter Länge, als ich ihn nach hinten gezerrt hatte. Ich schnappte mir einen Lappen aus dem Haufen mit Malerzubehör und wischte sie weg. Larison warf mir über die Schulter einen Blick zu, begriff aber offenbar, denn er sagte nichts.
    Ich las das Messer auf und steckte es Finch wieder in die Tasche. Kaum vorstellbar, dass jemand sein Fehlen bemerken würde, aber es ist immer besser, an einem Tatort so wenig wie möglich zu verfälschen. Nur die Overalls würde ich mitnehmen. Es konnte viele Erklärungen für ihr Verschwinden geben und ich wollte nicht riskieren, etwas zurückzulassen, das mit meinen Haaren oder Kleiderfasern verunreinigt war. Aus demselben Grund behielt ich das Tuch, das ich gerade benutzt hatte. Eine Untersuchung konnte ergeben, dass es Material von Finchs Absätzen enthielt.
    Ich ließ einen schnellen Blick durchs Treppenhaus huschen und bemerkte nichts, was deplatziert wirkte. Gut, außer Finchs Leiche auf der Treppe natürlich, aber die sah genauso aus, wie sie wirken sollte: Ein Mann wird von einem plötzlichen Anfall überwältigt, Atemnot oder eine Herzattacke, er stolpert, setzt sich auf die Stufen, bricht zusammen. Seine wahre Todesart mochte ein paar kleinere Petechien – geplatzte Blutgefäße – in Augen und Gesicht hinterlassen haben, aber sie waren sicher zu unbedeutend und unter den gegebenen Umständen kaum von forensischer Bedeutung. Ein ausgesprochen misstrauischer Verstand mochte sich darüber wundern, dass es direkt vor dem Hotel passiert war, wo er reserviert hatte und daher in einen Hinterhalt laufen konnte. Aber es war wie bei Autounfällen, diesich einfach deshalb in der Umgebung des Wohnorts des Fahrers häufen, weil er dort am meisten unterwegs ist. So war auch der Schauplatz von Finchs Zusammenbruch naheliegend und konnte leicht als irrelevant abgetan werden.
    Ich nickte Larison zu und wir machten uns davon. Draußen trennten wir uns. Larison bog rechts ab, ich überquerte die Straße und marschierte durch eine kleine Einkaufspassage, die jetzt dunkel und geschlossen war. Ich wäre lieber

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