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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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anscheinend gewartet, bis er die besseren Karten hatte und dann Larisons Blatt übertrumpft.
    »Als ich Sie überprüfen ließ«, sagte ich, »behauptete meine Quelle, Sie wären tot.«
    Er lächelte kalt. »Leicht übertrieben.«
    »Sie haben es selbst inszeniert?«
    Ein junges Pärchen kam Händchen haltend auf uns zu. Die harten deutschen Konsonanten ihrer Unterhaltung hallten von den eng stehenden Häusern wider. Larison verstummte. Vielleicht verstanden sie kein Englisch, aber zumindest würden sie die Sprache erkennen, und warum riskieren, dass sie sich an zwei Amerikaner in der Nähe der Stelle erinnerten, wo bald eine Leiche aufgefunden werden würde?
    Als sie außer Hörweite waren, sagte Larison: »Um den Feindseligkeiten zu entgehen, die zu erwarten waren. Aber Hort durchschaute die Sache.«
    »Trotzdem, eine unglaubliche Leistung, dass Sie es geschafft haben, sie sich vom Leib zu halten. Die gesamte US-Regierung muss Jagd auf Sie gemacht haben.«
    »Es war … interessant. Ich musste in Bewegung bleiben. Eine Menge Busfahrten, ein bisschen Trampen. Selten mehr als eine Nacht in derselben Stadt.«
    »Ja, das habe ich auch schon gemacht. Irgendwelche schönen Landstriche gesehen?«
    Einen Moment lang antwortete er nicht. Seine Augen wanderten und sein Mund entspannte sich etwas, wie in leisem Staunen, vielleicht sogar Andacht.
    »Die ›verlorene Küste‹ hat mir gefallen«, sagte er. »Vielleicht kehre ich eines Tages dahin zurück.«
    Irgendetwas war dort geschehen, aber ich bezweifelte, dass er es mir erzählen würde. So, wie ich Larison inzwischen kannte, war es vermutlich ein düsteres Geheimnis. Ich fragte lieber nicht nach.
    »Die Videos«, sagte ich. »Sind Sie auch drauf zu sehen?«
    Wir gingen weiter, zunächst schweigend. Endlich sagte er: »Ich bin nicht auf alles stolz, was ich getan habe. Und Sie?«
    Unwillkürlich begann ich, über die Frage nachzudenken. Ernsthaft nachzudenken.
    »Es gibt einige … Dinge«, sagte ich. »Dinge, die mich belasten. Was ein Freund von mir den ›Preis‹ nennen würde, den es zu zahlen gilt. Wissen Sie, was ich meine?«
    Er nickte. »Natürlich.«
    »Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber wenn ich zurückblicke und dabei ehrlich zu mir bin, was meistens der Fall ist, dann scheint mir, ich habe in der Welt wesentlich mehr Schlechtes getan als Gutes.«
    Ich fragte mich, warum ich ihm das anvertraute. Ich hatte noch nie daran gedacht. Jedenfalls nicht in diesen Worten. Lag es daran, was Horton am Morgen beim Frühstück zu mir gesagt hatte?
    Ich dachte, Larison würde es an sich abperlen lassen. Stattdessen sagte er: »Ich habe … Träume. Wirklich schlimme Träume. Sie drehen sich um all die Scheiße, die ich getan habe, die Scheiße, die auf diesen Videos zu sehen ist. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal schlafen konnte, ohne zu fürchten, was mir in meinen Träumen begegnen würde. Oder wann ich das letzte Mal eine Nacht durchschlafen konnte, ohne schweißgebadet aufzuwachen und nach der Waffe auf dem Nachttisch zu greifen. Die Wahrheit ist …«
    In der Dunkelheit sah ich seine Zähne in einem Lächeln aufblitzen, das sich zu einer Grimasse verzerrte.
    »Die Wahrheit ist«, fuhr er fort, »ich bin ganz schön kaputt. Aber was soll man machen? Ein Hai muss immer weiterschwimmen, sonst stirbt er.«
    Ich dachte an Midori, die Mutter meines Sohnes. »Wissen Sie, ich habe einmal dasselbe zu einer Frau gesagt, der ich mich zu erklären versuchte.«
    »Ach ja? Hat sie es verstanden?«
    Ich erinnerte mich an unsere letzte Begegnung in New York und was sie mir unmittelbar zuvor anzutun versucht hatte.
    »Eindeutig nein«, sagte ich und wir mussten beide lachen.
    Mein Telefon summte. Dox. Ich nahm ab und fragte: »Wie ist die Lage?«
    »Unsere Speisenden haben das Restaurant verlassen. Eine kleine, familiäre Umarmung zum Abschied und unser Mann ist jetzt allein und zu Fuß in deine Richtung unterwegs, geschätzte Ankunftszeit zehn Minuten. Du hattest anscheinend recht, dass er nicht um die Häuser ziehen wird.«
    »Gut. Sorg dafür …«
    »Schon erledigt. Unser Freund auf dem Roller kreuzt in deiner Nähe auf der Straße herum. Er wird den Speisenden im Auge behalten. Wenn du vom Rollermann angepiepst wirst, ist noch eine Minute Zeit. Und ich werde in der Nähe sein, aber nicht zu nahe, falls du mich brauchst. Viel Glück.«
    »Gut, alles klar.« Ich legte auf und sagte zu Larison: »Weniger als zehn Minuten. Gehen wir in Stellung.«
    Wir marschierten

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