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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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in Richtung des Hotels. Am Ende der Sonnenfelsgasse, nur noch zwei Blocks davon entfernt, kam vor uns ein uniformierter Polizist um die Ecke gebogen. Ich war nicht übermäßig besorgt – es gab keinen Grund, warum er uns weiter beachten sollte, und Larison und ich hatten uns bereits auf die Tarnung ›angetrunkene Saufkumpane‹ geeinigt, falls wir angehalten werden sollten. Ich verwandelte mich in meine harmlose japanische Persönlichkeit und wollte einfach im Dunkeln an dem Polizisten vorbeigehen.
    Aber als er nur noch ein paar Meter entfernt war, rief er: »He!« Larison und seine verdammte, gefährliche Ausstrahlung. Der Polizist musste sie bewusst oder unbewusst empfangen haben.
    Ich winkte schwach und leicht torkelnd und wollte um ihn herumgehen, aber er gebot uns mit erhobener Hand, stehen zu bleiben. Scheiße.
    Der Polizist sagte auf Deutsch:
»Wo wollen Sie so spät noch hin?«
Ich schüttelte den Kopf. Selbst, wenn ich seine Worte verstanden hätte, was nicht der Fall war, hätte ich mich verstellt. Je kleiner die Kommunikationsbasis, desto eher würde er frustriert aufgeben oder das Interesse verlieren und weitergehen.
    »Sprechen Sie Deutsch?«
, fragte er und das verstand ich.
    Larison antwortete schleppend auf Spanisch:
»Solamente Español, y un poco de Inglés.«
Nur Spanisch und ein bisschen Englisch – es war dem Portugiesisch, das ich aus meiner Zeit in Brasilien sprach, ähnlich genug, dass ich es verstand.
    Der Polizist sah mich an. Ich fragte:
»Mit Schlag?«
    Ich hoffte, er würde das komisch finden und sich verziehen, aber das tat er nicht. Jetzt sagte er auf Englisch:
»You are at hotel? Here?«
Sie sind in Hotel? Hier?
    Die Sache ging rapide den Bach runter. Unsere Tarnung war bombenfest und wir hatten nichts Verbotenes getan, aber ich wollte nicht, dass ein Polizist uns genauer unter die Lupe nahm. Und wenn er uns noch länger aufhielt, kamen wir zu spät, um Finch im Hotel aufzulauern.
    »Hotel?«, sagte er wieder. »Hier?«
    Ich schüttelte den Kopf und erwiderte auf Englisch mit japanischem Akzent: »Sacher Vien.« Es handelte sich dabei um ein berühmtes Hotel in der Stadtmitte, wo allerdings keiner von uns abgestiegen war.
    Larison sagte:
»Voy a vomitar.«
Ich muss mich übergeben.
    Ich warf ihm einen schnellen Blick zu. Er presste eine Hand vor den Mund, als wollte er den Brechreiz zurückdrängen.
    Nein
, dachte ich.
Nicht den Polizisten ausschalten. Wenn wir das tun, können wir Finch vergessen …
    Larison stöhnte hinter vorgehaltener Hand. Der Polizist sagte: »Was denn?«
    Larison krümmte sich zusammen, sein Kopf schoss nach vorne, sein Hintern ruckte zurück. Erbrochenes sprühte aus seinem Mund und über seine Schuhe.
    Der Polizist sprang zurück und schrie: »Verdammt noch mal!«
    Larison richtete sich keuchend wieder auf, blies die Backen auf und massierte sich den Bauch. Die perfekte Pantomime eines Betrunkenen, der sich gleich noch einmal übergeben wird.
    »Hotel!« sagte der Polizist und deutete in die Richtung, in die wir gegangen waren. »
Go to Hotel.
Jetzt!
Now!
«
    »Ja«, sagte ich und dachte:
Gott sei Dank.
»Hotel.«
    Larison würgte wieder. Der Polizist wich zur Seite und gestikulierte wütend, dass wir weitergehen sollten. Ich nahm Larisonbeim Arm und zog ihn fort. Von hinten hörte ich den Polizisten angewidert etwas murmeln. Vermutlich in die Richtung:
Der Arsch kann von Glück sagen, dass er mir nicht die Schuhe vollgekotzt hat.
    »Saubere Arbeit«, sagte ich, als wir um die Ecke verschwunden waren. »Wie haben Sie das gemacht, sich den Finger in den Hals gesteckt?«
    »Ja. Als ich mir die Hand vor den Mund hielt.« Er hustete und spuckte aus.
    »Eine Sekunde lang dachte ich, Sie wollten ihn umlegen. Was ein Fehler gewesen wäre.«
    »Nein, ich dachte nur, mit vollgekotzten Schuhen würde er mich nicht in seinen Streifenwagen verfrachten. Ich wollte ihm klarmachen, dass er Wichtigeres zu tun hat.«
    »Wo haben Sie Spanisch gelernt?«
    »Im Einsatz. Lateinamerika.« Er drückte sich so vage aus, dass mir klar war, er wollte nicht darüber reden. Nicht, dass wir die Zeit dazu gehabt hätten.
    »Uns bleiben nur noch ein paar Minuten«, sagte ich. »Schnell, wischen Sie sich die Kotze von den Schuhen. Wir wollen nichts davon ins Hotel mitschleppen.«
    Er stieß die Schuhe ein paar Mal gegen eine Hauswand, dann stampfte er auf und wischte die Sohlen am Boden ab. Das und die zweihundert Meter, die wir noch zu gehen hatten, sollte eigentlich reichen.
    Treven

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