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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Bedrohung zu eliminieren, die Diamanten zurückzuholen und den Rest seiner Tage irgendwo zusammen mit Nico am Strand zu verleben, an einem Ort, wo die Brandung rauschte und die bösen Träume vielleicht irgendwann nachließen und ganz aufhörten. Was danach kam, zählte nicht. Wenn der Todwirklich das Ende bedeutete, dann würden Larisons Taten und alle Qualen mit ihm sterben. Wenn es eine Hölle gab, dann war das seine neue Adresse. Es kam darauf an, was er mit der Zeit anfing, die ihm noch blieb, alles andere waren kindische Hirngespinste.
    Eigentlich war es ein wenig traurig. Er respektierte Rain. Fühlte sich dem Mann sogar irgendwie seelenverwandt – ein unabhängiger, tödlicher Einzelgänger, professionell paranoid, persönlich distanziert.
    Aber was für einen Unterschied machte es schon? In seiner Lage stellten Gefühle eine Schwäche dar und in dieser Branche waren Schwächen tödlich.
    Trotzdem überraschte es ihn, ein ungewohntes Gefühl des Bedauerns bei dem Gedanken zu spüren, Rain und die anderen eliminieren zu müssen. Vielleicht wurde er alt oder es war das letzte Aufzucken eines Restes von Gewissen, das er schon lange für abgestorben gehalten hatte. Und wenn? Er hatte auf der Highschool Thoreau gelesen. Wie ging das gleich wieder? Ungefähr so:
Was ist der Sinn eines Gewissens, wenn man nicht darauf hört?
    Aber Thoreau war nie Soldat gewesen. Und wenn Larison eines von Hort gelernt hatte, dann war es, dass die Mission mehr zählte als der Mensch. Die Mission. Und die konnte im Moment nicht klarer definiert sein: Hort eliminieren und die Diamanten wiederbeschaffen. Nico schützen. Sich selbst schützen.
    Was den Rest anging … Nun, es gab nur selten eine Mission ohne Kollateralschäden. Es machte keinen Spaß, aber man drückte sich auch nicht davor. Letzten Endes, dachte er, tut ein Mann, was ein Mann tun muss.
    Entscheidend war, hinterher damit zu leben. Aber darin hatte er viel Übung.

Kapitel
Sechzehn
    Ich traf mit einem Amtrak-Zug aus New York in Washington ein, nachdem ich vorher von München zum Flughafen JFK geflogen war. Ich ziehe es vor, direkte oder vorhersehbare Routen zu vermeiden. Dox, Larison und Treven waren etwas weniger umständlich gereist und daher vor mir angekommen, aber das war ihr Risiko, nicht meines.
    Unser Treffen war im Capital Hilton in der Innenstadt angesetzt, einem von Dox empfohlenen, großen und angemessen anonymen Konferenzhotel, wo er Zimmer reserviert hatte. Ich ließ mich vom Taxi lieber am Hay Adams gegenüber dem Weißen Haus absetzen und ging die paar Ecken zum Hilton zu Fuß, statt dem Fahrer meinen echten Zielort zu nennen. Aber ich ging nicht direkt zu unserem Meeting, sondern gab dem seltsamen Wunsch nach, mich von der Masse der Touristen treiben zu lassen, die an dem hohen Eisenzaun um die ausgedehnte Rasenfläche vor dem Weißen Haus entlangströmten.
    Während ich so dahinschlenderte, öffneten sich meine Poren unter der nachmittäglichen Schwüle. Der Himmel war bedeckt, aber irgendwie verschärfte das Fehlen der Sonne die Hitze noch. Es fühlte sich an, als würde sie von überallher strahlen, nicht nur aus einer einzelnen, identifizierbaren Quelle. Selbst die Eichhörnchen am Lafayette Square wirkten lustlos, lethargisch, so apathisch wie die Menschen, die in der Nähe auf Parkbänkenlümmelten und mit hochgerollten Hemdsärmeln und gelockerten Krawatten unter dem nutzlosen Laubwerk vor sich hin trieften.
    Als ich den Park verließ, traf es mich wie ein Schlag, wie schwer gesichert die ganze Gegend war. Die Pennsylvania Avenue war für den Verkehr gesperrt, vermutlich aus Angst vor Autobomben. Es gab stählerne Schleusen, durch die sich Lieferfahrzeuge durchschlängeln und eine Inspektion über sich ergehen lassen mussten. Multiple Wachtposten. Ganze Schwärme von uniformierten Polizisten und Militärpersonal patrouillierten zu Fuß, auf Fahrrädern und in Autos. Die Fenster des weit entfernten Weißen Hauses selbst starrten blicklos durch die dicken Eisenstangen, die die Anlage von den Bürgern trennten, so ausdruckslos und undurchdringlich wie die taktischen Sonnenbrillen der Männer, die sie bewachten. Was einmal Residenz und Amtssitz gewesen war, hatte sich mittlerweile in einen reinen Bunker verwandelt.
    Ich ging Richtung Südwesten weiter und begab mich auf eine große Schleife, die mir reichlich Möglichkeiten verschaffte, mich zu überzeugen, dass mir niemand zum Hilton folgte. Außerhalb des militärisch gesicherten Bereichs um das

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