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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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schrecklicher Schlag für ihre Enkel wäre und wahrscheinlich diesen labilen Mann dazu bringen würde, sich das Leben zu nehmen. Um das zu verhindern, wird sie alles tun, was man von ihr verlangt.
    Aber nicht, wenn sie vorher verstirbt.
    Ich las die entscheidenden Absätze noch einmal und spürte, wie ein kaum gekannter Zorn von mir Besitz ergriff. Es war immer eine meiner Regeln gewesen, nur gegen Drahtzieher selbst tätig zu werden, was vor allem bedeutete, dass keine Nebenfiguren sterben mussten. Aber allein der Gedanke, ein Problem mit Person A zu lösen, indem man Person B tötete, hatte mich immer angewidert. Schmalz umbringen? Wenn ich wirklich etwas Gutes tun wollte, dachte ich, sollte ich eher die Kerle erledigen, die drohten, ihren Sohn und ihre Enkelkinder zu ruinieren, nur um sich ihre Stimme zu sichern.
    Ich fragte mich, warum Horton nicht etwas weniger Extremes unternahm. Etwa einen Weg fand, den Sohn vorbeugend zu outen und damit die Erpressungsbombe zu entschärfen. Vielleicht meinte er, das würde ihn den Putschisten eher verdächtig machen als das friedliche Ableben einer netten Großmutter im Schlaf.
    Aber das war mir egal. Die Sache stank und mir gefiel nicht, wohin sie mich führte. Sollten die anderen machen, was sie wollten. Ich stieg aus.
    Ich verließ die Website und löschte die Browserchronik. Dann suchte ich mir ein Münztelefon, rief das Hilton an und fragte nach James Hendricks. Unter diesem Namen hatte Dox eingecheckt. »Alles klar?«, fragte ich.
    »Die Truppe ist eingetroffen, Partner. Zwölf-Vierunddreißig.«
    Das hieß, sie waren in Zimmer 901. Gewohnheitsmäßig verwendete ich mit Dox einen einfachen Code, wenn es um exakte Daten, Zeiten, Zimmernummern oder ähnliches ging. Wir addierten einfach drei zu jeder Ziffer. Es war nichts Großartiges und nicht schwer zu knacken, aber je mehr Sicherheitslevels man einbaute, desto besser.
    »Ich bin in zehn Minuten da«, sagte ich, hängte auf und wischte unauffällig den Hörer mit dem Taschentuch ab. Mitten im Schlund der Bestie zu sein, machte mich kribbelig.
    Ich ging rüber zum Hilton. In der Lobby wimmelte es nur so von Menschen, anscheinend wegen des Kongresses einer gewissen »Gesellschaft für die amerikanische Verfassung«. Ich konnte mich eines leisen Lächelns nicht erwehren.
Wenn die wüssten.
    Ich nahm den Aufzug zum zehnten Stock und ging dann über die Treppe zurück in den neunten. Ich kam in der Mitte eines schmalen Korridors von etwa hundert Metern Länge heraus. Blickte nach links und sah am hinteren Ende zwei Männer mit Anzug und Sonnenbrille, die aussahen wie Leibwächter vor einem VIP-Zimmer. Nichts Ungewöhnliches, leicht erklärbar durch den Empfang, den gerade eine der ausländischen Botschaften veranstaltete. Aber ich war nicht allzu enttäuscht, dass Nummer 901 im rechten Flügel lag. Ich ging bis zum Ende des Gangs, bog links ab und fand das Zimmer. Nach meinem Klopfen ging die Tür sofort auf – Treven. Er musste mich durch den Spion beobachtet haben. Ich nickte grüßend und trat ein. Dox und Larison saßen sich auf den beiden Einzelbetten des Zimmers gegenüber und aßen Sandwiches. Ich hörte, wie Treven die Tür hinter mir verriegelte.
    »Hunger?«, fragte Dox und hielt eine
Au Bon Pain
-Tüte in die Höhe. »Thunfisch, Truthahn oder Roastbeef.«
    Auf den Betten neben ihnen lagen zwei Pistolen. Eine Wilson Combat, die Dox gehören musste. Eine Glock, vermutlich von Larison. Ich fragte mich, ob Treven auch bewaffnet war. Der Anblick der Pistolen weckte gemischte Gefühle. Im Allgemeinen ist es zwar besser, bewaffnet zu sein, aber ich kannte Larison und Treven nicht gut genug, dass es mich kalt gelassen hätte, wenn sie in meiner Gegenwart Feuerwaffen trugen.
    »Wo habt ihr die Knarren her?«, fragte ich. »Wieder mal das geheimnisvolle Hinterwäldler-Netzwerk?«
    Dox grinste. »Diesmal bloß eine Waffenmesse in Chantilly. Weißt du, besser, man hat’s und braucht’s nicht, als umgekehrt. Ich hab auch für dich eine Wilson besorgt. Die
Hombres
hierstehen auf Glocks, aber du kennst mich ja.«
    Er reichte mir eine Tactical Supergrade Compact und zwei Reservemagazine. Die Magazine brachte ich in den Hosentaschen unter, dann überprüfte ich die Waffe und steckte sie in den Hosenbund. Es fühlte sich gut an. Wenn Larison und Treven bewaffnet waren, war ich das lieber auch.
    »Sandwich?«, fragte Dox.
    »Nein, ich bin satt«, sagte ich. »Ihr esst, ich rede.«
    Ich setzte mich neben Dox. Treven nahm zögernd

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