Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
davonzukommen. Über den Rest konnten wir uns später den Kopf zerbrechen.
Die Garage war vollgeparkt, wahrscheinlich wegen des Kongresses, und ein Angriff wäre aus jeder Richtung möglich gewesen. Überall konnten Gefahren lauern – hinter jedem geparkten Wagen, jeder Stützsäule. Als wir das rückwärtige Ende erreichten, fühlte sich die Betonwand in meinem Rücken so erfrischend an wie ein kaltes Glas Wasser nach einem Treck durch die Wüste.
Larison blickte sich um. »Ihr Kontaktmann ist nicht da.«
Ich sah auf die Uhr. »Geben wir ihm noch ein paar Minuten. Könnte ein Stau sein, könnte alles sein.«
»Mir gefällt das nicht«, sagte Treven. »Wenn das wieder eineFalle ist, sitzen wir fest. Suchen wir uns einen Wagen, schließen ihn kurz und machen, dass wir von hier wegkommen.«
»Wenn es sein muss«, gab ich zurück. »Aber wenn wir nicht die Schranke durchbrechen wollen, brauchen wir ein Auto, in dem der Parkschein liegt. Außerdem müssten wir eines finden, das alt genug ist, um es kurzzuschließen, und das schränkt die Auswahl ziemlich ein. Und ja, natürlich könnten wir behaupten, wir hätten den Parkschein verloren, aber diesen Dialog würde ich uns gerne ersparen, wenn er sich vermeiden lässt. Warten wir noch ein paar Minuten.«
Wie auf ’s Stichwort quietschten Reifen auf dem glatten Beton am anderen Ende der Garage. Ein silberner Minivan. Getönte Scheiben.
Komm schon
, dachte ich.
Kanezaki
.
Der Van näherte sich. Kanezaki? Die Leuchtstoffröhren spiegelten sich auf der Windschutzscheibe, ich konnte nichts erkennen.
Ich spürte, wie die Luft vor Anspannung knisterte, während der Van näherkam. Wir hatten sicher alle dasselbe Bild vor Augen: Wie die Schiebetür aufglitt und wir von Maschinengewehrfeuer durchsiebt wurden.
Der Van schwenkte herum und kam direkt vor uns zum Stehen. Man konnte durch die getönten Fenster nicht das Geringste erkennen. Keiner von uns hatte bis jetzt seine Waffe gezogen, aber wir waren bereit …
Das Fenster der Beifahrertür glitt herunter und eine attraktive, junge, asiatische Frau mit schulterfreiem Top, Shorts und Pferdeschwanz beugte sich herüber. »Ich bin Toms Schwester«, sagte sie. »Wie ist das Wetter?«
Ich war so verblüfft, dass es mir fast die Sprache verschlagen hätte. Sie hatte ihre Vertrauenswürdigkeit bewiesen und wollte sich jetzt meiner versichern. War sie eine Agentin? Hatte Kanezaki sie ausgebildet? Und warum war sie an seiner Stelle gekommen?
»Äh, regnerisch …«, meinte ich. »Rain.« Ich hoffte, das war die Antwort, die sie erwartete.
Sie nickte. »Steigen Sie ein.«
Die Schiebetür glitt auf. Zwei kleine Mädchen in Kindersitzen saßen in der mittleren Reihe. Sie waren von einer sehr anziehenden asiatisch-kaukasischen Mischung und beäugten uns neugierig.
»Sind Sie … wo ist Tom?«, fragte ich.
»Er wurde aufgehalten. Hören Sie, ich bin ein bisschen in Eile, okay? Muss die Mädels hier bis sechs zum Training bringen und ich hatte nicht erwartet, einen Umweg über die Innenstadt zu fahren.«
»Gut.« Ich warf den anderen einen Blick zu. Ihren Gesichtern war anzusehen, dass sie die Szene genauso surreal empfanden wie ich.
Larison brach das Schweigen. »Kommen Sie«, sagte er zu Treven. »Wir gehen nach hinten.«
Irgendwie gelang es ihnen, sich in die letzte Sitzreihe zu zwängen. Dox nahm den Mittelsitz in der zweiten Reihe, zwischen den beiden Mädchen. Ich stieg vorne ein.
Kanezakis Schwester fuhr zum Ausgang. Es gab automatische Schranken, an denen sie eine Kreditkarte hätte verwenden können, aber entweder war sie zu schlau dafür oder Kanezaki hatte sie entsprechend instruiert. Vielleicht war es auch einfach Glück. Wie auch immer, sie nahm die Spur mit einem Zahlhäuschen, in dem eine gelangweilte Latina saß.
»Ich glaub’s einfach nicht«, sagte sie zu der Latina, »aber ich bin in die falsche Garage abgebogen.«
Ich blickte stur geradeaus, aber aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie der Angestellten ihr Ticket gab. Wir warteten.
»Okay, kein Problem«, sagte die Latina. Die Schranke hob sich.
»Danke«, erwiderte Toms Schwester und wir fuhren hinaus in die Saunahitze.
»Wie soll ich Sie nennen?«, fragte ich.
Sie setzte eine Sonnenbrille auf und bog rechts auf die LStreet ab. »Ich heiße Yuki-e. Die meisten Leute nennen mich Yuki.«
Ich bemerkte eine Tätowierung an ihrer rechten Schulter. Zwei
Kanji
-Zeichen: eines für Liebe, das andere für Krieg. Liebe zum Krieg? Militanz? Es war kein
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