Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
hetzen. Aber das müssen wir nicht sofort klären. Wir haben auf der Fahrt noch Zeit genug dazu.«
Dox sagte: »Wow, eine Autoreise!«
Ich überprüfte die sichere Website. Kanezaki bestätigte, dass er uns planmäßig abholen würde.
»Mein Kontakt sollte in ein paar Minuten hier sein«, sagte ich. »An die Arbeit.«
Wir wischten alle Flächen ab, die wir möglicherweise berührt hatten, und lasen die Sandwichfolien und sonstigen sichtbaren Beweise unserer Anwesenheit auf. Nicht, dass jemand danach suchen würde. Trotz aller Anstrengungen hinterließen wir vermutlich einige Haare und DNA-Spuren, aber besser weniger als mehr davon.
Wir gingen zur Tür. Ich spähte durch den Spion – die Luft war rein. Ich wollte schon auf die Klinke drücken, als mir wieder die zwei Leibwächter am anderen Ende des langen Gangs einfielen. Ich zögerte.
Larison fragte: »Was ist?«
Ich drehte mich um. »Als Sie gekommen sind, standen da auf dieser Etage zwei Bodyguards am anderen Ende des Gangs herum?«
Sie schüttelten den Kopf.
Das war seltsam. Keiner von ihnen war der Typ Mensch, der so etwas übersehen hätte.
»Warum fragen Sie?«, wollte Larison wissen.
»Weil sie bei meiner Ankunft da waren. Zwei Leibwächter,die ihre Position eingenommen haben müssen, nachdem Sie alle schon hier waren, aber vor meinem Eintreffen.«
Niemand sagte etwas, also fuhr ich fort: »Könnte natürlich Zufall sein. Einfach ein VIP, der nach euch und vor mir ankam. Aber trotzdem.«
Ich verstummte und dachte nach. Wie immer ging ich von der schlimmsten Annahme aus und das bedeutete in diesem Fall, dass Horton uns irgendwie zuvorgekommen oder den anderen gefolgt war und bereits seine Leute im Hotel postiert hatte.
Versetze dich in ihre Lage. Sie würden erwarten, dass ihr die Treppe nehmt, nicht den Aufzug. Was von ihrem Standpunkt aus perfekt wäre. Waffen mit Schalldämpfer, keine Zeugen, alle losen Enden schnell, lautlos und sauber abgeschnitten.
»Wir machen es folgendermaßen«, sagte ich. »Treven und ich treten als Erste in den Korridor. Wenn die zwei Typen, die ich gesehen habe, nur der Personenschutz irgendeines Diplomaten sind, okay, dann halten wir den Aufzug für Dox und Larison zurück und fahren alle gemeinsam runter. Wenn sie aber keine Leibwächter sind und wir ein Problem haben …«
Ich überlegte kurz. Ich wollte Treven neben mir haben, nicht hinter mir, das passte also. Aber …
Ich sah Dox und Larison an. »Wenn wir ein Problem haben, lassen Treven und ich uns fallen, um euch beiden freies Schussfeld zu verschaffen. Was immer geschieht, wir werden den Aufzug benutzen. Im Moment gefällt mir der Gedanke an die Treppe nicht. Alle einverstanden?«
Sie nickten. Ich sah noch einmal durch den Spion, dann drückte ich die Klinke mit dem Jackettärmel herunter und öffnete die Tür. Die drei anderen traten vor mir hinaus, und ich schloss die Tür so leise wie möglich hinter mir. Anschließend übernahm ich wieder die Spitze.
Ich sah Treven an. »Nicht so streng«, sagte ich leise.
Er runzelte die Stirn. »Was meinen Sie?«
»Ich meine, dass sie angespannt wirken. Selbst wenn die Typen echt sind, halten sie nach Schwierigkeiten Ausschau. Ich will nichts tun, was sie an uns erinnern könnte. Und wenn sie nicht legitim sind, sollten wir auf jeden Fall den Eindruck vermeiden, dass wir ihnen auf die Schliche gekommen sind. Solange, bis wir blank ziehen und ihnen die Schädel voll Blei pumpen. Okay?«
Sein Stirnrunzeln vertiefte sich.
»Verdammt noch mal«, sagte ich, »das ist doch keine Kritik. Entspannen Sie sich einfach und folgen Sie meinem Beispiel, ja? Entspannen.«
Wir bogen um die Ecke auf den Hauptkorridor ein. Ich sah die beiden Leibwächter an derselben Stelle stehen wie zuvor. Meine Pulsrate schaltete einen Gang höher.
»Ich hab’s ihm gesagt«, meinte ich in Erinnerung an eine banale Sportunterhaltung, die ich einmal belauscht hatte. »Ich sagte: ›Was zum Teufel haben sie sich dabei gedacht, gegen Kentucky Raumdeckung zu spielen?‹ Ich meine, wer spielt denn Raumdeckung gegen Kentucky?« Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, was das bedeuten sollte.
Eins musste man Treven lassen, er griff das Stichwort sofort auf und spielte mit. Er lachte und sagte: »Ganz meine Meinung. Jedenfalls wenn man vermeiden will, dass sie einem den Arsch versohlen, sage ich immer.«
Die beiden Leibwächter lösten sich von der Wand und kamen auf uns zu. Oder vielmehr die beiden Nicht-Leibwächter. Mein Herz hämmerte
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