Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Rauch, glaube ich. Als ob etwas brennt.«
    »Ja«, sagte ich. »Ein Mann vom Wartungsdienst kam gerade vorbei. Er sagte, es gäbe ein Problem mit dem Lüftungssystem, kein Grund zur Beunruhigung.«
    Dox, Larison und Treven drängten in den Aufzug und ich folgte ihnen. Die zwei Inder wirkten plötzlich winzig. Sie pressten sich gegen die Rückwand, aber es war trotzdem eng. Ich drückte mit dem Knöchel auf den Knopf zur Tiefgarage und die Türen schlossen sich.
    »Danke«, sagte Dox mit einem Lächeln, das nach meinen Begriffen komplett irre wirkte. »Hätte nur sehr ungern auf den nächsten gewartet.«
    Eine Weile sagte niemand etwas. Lediglich der unpassende Klang von Aufzugmusik wurde durch unsichtbare Lautsprecher hereingepumpt.
    »Sind die Herrschaften … auch auf dem Kongress?«, fragte der erste Inder. Er sah Larison an. Offensichtlich schrie ein tief liegender Teil seines Mittelhirns:
Gefahr!
Aber er war ein durch und durch moderner Mensch und außerdem in einem Aufzug eingesperrt, also versuchte er, mit einem offensichtlichen Raubtier Konversation zu machen, statt Fersengeld zu geben, wie seine wesentlich vernünftigeren Vorfahren es getan hätten.
    »Nicht direkt«, erwiderte Larison.
    Der Aufzug hielt im vierten Stock. Die Spannung wurde explosiv, während wir darauf warteten, dass die Türen sich öffneten. Die Inder mussten es einfach bemerken und ich fragte mich, was sie wohl dachten.
    Die Türen gingen auf. Zwei hübsche Frauen in Röcken undStilettos, beide mit den Schildchen der Gesellschaft für die amerikanische Verfassung um den Hals, musterten unsere Versammlung. »Schon gut«, meinte die eine. »Wir warten auf den nächsten.«
    Ich wusste, dass mir vielleicht noch eine Sekunde blieb, bevor Dox die zwei Inder gegen die Rückwand quetschte, um Platz für die Damen zu schaffen. »Danke«, sagte ich und drückte den Schließen-Knopf. Die Türen glitten zu und wir setzten uns glücklicherweise wieder in Bewegung.
    »Selbstverständlich sind wir Unterstützer der Verfassung«, sagte Dox. »Es ist ein erhabenes Dokument, aller Bewunderung wert. Aber tragischerweise sind wir nicht lange genug in der Stadt, um am Kongress selbst teilzunehmen. Wie steht es mit Ihnen? Es scheint, als hätten sie eine weite Reise unternommen, um dabei sein zu können.«
    Ich hätte ihn am liebsten erwürgt. Wollte er denn
unbedingt
, dass die Zwei sich an uns erinnerten?
    »In der Tat, wir kommen aus Neu Delhi«, sagte der zweite Typ. »Wir studieren gangbare Wege, unsere eigene Verfassung in Indien zu verbessern. Und wir machen oft Witze darüber, dass ihr Amerikaner uns doch eure borgen könntet, weil ihr ja keine Verwendung mehr dafür zu haben scheint.«
    Die Aufzugklingel ertönte und wir hielten auf der Lobbyebene. Treven und ich traten hinaus, während Larison und Dox sich gegen die Seitenwände drückten, damit die Inder aussteigen konnten.
    »Also, auf Wiedersehen«, sagte der erste.
    »Und einen schönen Tag noch«, fügte der zweite hinzu.
    »Desgleichen«, erwiderte Dox. »Ich danke Ihnen für Ihre Hochachtung vor unserer Verfassung. Schön zu wissen, dass wenigstens irgendjemandem noch etwas daran liegt.«
    Die Türen schlossen sich. »Meine Güte«, sagte ich. »Warum hast du ihnen nicht gleich unsere Visitenkarten gegeben? Oderunsere Telefonnummern?«
    Er sah verletzt drein. »Ich versuche nur, ein guter Botschafter unseres Landes zu sein, Mann. Die beiden sind einen weiten Weg gekommen und zu einem sehr ehrenwerten Zweck.«
    »Ja, und in ungefähr einer halben Stunde, wenn sie der HotelSicherheitsdienst, die Metro Police und der JSOC nach irgendwelchen Scheiß-Attentätern befragen, werden sie sich sehr deutlich an vier Männer erinnern, die im neunten Stock zugestiegen sind, dem Stockwerk, wo vier von Schüssen durchsiebte Leichen gefunden wurden und wo es nach Schießpulver stank.«
    Eine lange Sekunde verstrich. Dox sagte: »Tja, so ausgedrückt kann ich dir irgendwie folgen.«
    Die Aufzugklingel ertönte wieder. Tiefgarage. Wir griffen alle nach hinten an den Hosenbund und drückten uns an die Seitenwände.
    Die Türen glitten auf. Wir vergewisserten uns links und rechts, ob die Luft rein war. Alles ruhig, alles klar. Wir stiegen aus und hielten ausreichend Abstand voneinander, um einen möglichen Hinterhalt zu erschweren. Wir waren alle hyperwachsam. Ständig fragte ich mich:
Wie zum Teufel konnten sie uns hier aufspüren?
Aber ich schob den Gedanken beiseite. Das Problem war erst einmal, heil