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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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leichte Dehnund Gymnastikübungen machte, als würde er sich zum Joggen aufwärmen, oder vielleicht einen dieser WODs, nach denen er und Dox so verrückt zu sein schienen. Ich schätzte, dass uns von dem Zeitpunkt an, wenn Kei an der Ecke Selma und La Baig auftauchte, mindestens eine volle Minute blieb, bis sie uns erreichte – ausreichend, um Larison zu alarmieren, damit er sich fertig machte. Treven saß immer noch am Steuer des Vans und wartete auf meine Anweisung. Wir hatten Energieriegel, Dosenkaffee und Wasserflaschen mit breitem Hals zum Hineinpinkeln. Jetzt konnten wir nur noch warten.
    Kurz nach acht sah ich jemanden auf der östlichen Seite der Straße auf uns zukommen. Es hatte bereits mehrfach falschen Alarm gegeben – ein Jogger, ein Gassigänger, zwei junge Frauen, die vermutlich auf dem Weg zum Bus und zur Arbeit waren –, daher versuchte ich, nicht zu enthusiastisch zu sein. Aber als die Person näherkam und die Sonne schräg auf ihr Gesicht fiel, erkannte ich sie. Meine Pulsrate schaltete hoch. »Sie kommt«, sagte ich, ohne das Auge vom Guckloch zu lösen.
    »Verstanden«, erwiderte Treven. »Rufe jetzt Larison.« Einen Moment später hörte ich ihn sagen: »Sie ist unterwegs.«
    Treven ließ den Motor an. Ich behielt Kei im Blick. Sie hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden und trug abgeschnittene Shorts und ein weißes T-Shirt unter einer marineblauen Fleecejacke mit Reißverschluss. Sie hatte eine Ledertasche über die linke Schulter geschlungen. Ein schönes Mädchen, sogar noch hübscher als auf den Fotos. Langbeinig, kurvenreich, mit ausgreifenden, selbstsicheren Schritten. Jemand, der ein Ziel hatte und wusste, dass er es erreichen, sich von niemandem daran hindern lassen würde.
    Mit uns hatte sie nicht gerechnet. Aber mit ein bisschen Glück würden wir für sie nicht mehr als ein Schlagloch auf dem Weg sein, ein kurzer Ruck, schnell wieder vergessen.
    Ich sah, wie sie die Einmündung des Harold Way passierte, den Larison entlanggejoggt kam. Direkt hinter ihr schwenkte er auf die Straße ein.
    »Los«, sagte ich zu Treven.
    Er legte den Rückwärtsgang ein, kurbelte das Lenkrad nach rechts und stieß bis zum Gehsteig auf der anderen Straßenseite zurück – im Grunde der erste Teil eines Wendemanövers. Nicht zu schnell, nicht zu plötzlich, nur jemand, der aus dem Motelparkplatz kam und auf der La Baig Richtung Süden wollte. Er hielt im selben Moment an, als Larison Kei erreichte. Vielleicht hörte sie ihn kommen, vielleicht spürte ein verkümmerter Teil ihres Gehirns die Gefahr, die er ausstrahlte. Oder beides. Was auch immer der Grund war, sie wollte sich umdrehen. Zu spät.
    Larison versetzte ihr mit der Handfläche einen geschickten Schlag gegen die Halsseite. Es war ein K. o.-Schlag, der das Ziel hatte, das Nervengeflecht des Brachialplexus zu betäuben, oder, je nach Trefferlage, den Sinusnerv. In jedem Fall führte er zu einem zeitweisen Verlust der Koordination, zu Bewusstlosigkeit, oder, wenn der Schlag hart und platziert genug war, sogar zum Tod.
    Der Lieferwagen kam zum Stehen. Kei taumelte und Larisonschlang den Arm um sie. Ich wandte mich vom Guckloch ab, stieß die Hecktüren auf und packte Kei, als Larison sie hineinschubste. Wir zerrten sie in den Wagen und hatten zwei Sekunden später die Türen hinter uns geschlossen. Treven beschleunigte ohne Eile nach Süden und bog rechts auf den Sunset ab, so gelassen und höflich, dass er nicht einmal vergaß, den Blinker zu setzen.
    Kei hatte das Bewusstsein nicht vollständig verloren und war lediglich benommen. Wir nahmen ihr die Umhängetasche ab, banden ihr die Handgelenke mit Kabelbindern hinter dem Rücken zusammen und setzten sie an die Wand auf der Beifahrerseite. Ich kniete mich vor ihr hin und tastete sie rasch ab. Nichts. Alles, was sie bei sich trug, musste in der Ledertasche sein. Larison begann sie zu durchsuchen. Er würde ihr Telefon deaktivieren und sich vergewissern, dass es keinen Peilsender gab. Das war zwar unwahrscheinlich, aber Horton konnte Notfallmaßnahmen getroffen haben.
    Ich sah ihr in die Augen. Sie kam langsam wieder zu sich. Wir mussten sie nicht aufwecken.
    Einen Augenblick später blinzelte sie heftig. Sie sah sich im Lieferwagen um, dann starrte sie mich an. »Was zum Teufel!«, sagte sie. »Wer sind Sie? Was soll das?«
    »Das ist eine Entführung«, antwortete ich und benutzte damit ein Wort, das sie sofort verstehen und auch in ihrer Verwirrung auf die gegenwärtige

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