Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Situation anwenden konnte. »Kein Scherz. Es geht um Ihren Vater. Colonel Horton. Verstehen Sie mich?«
»Mein Vater … was hat er getan? Was zum Teufel?«
»Es spielt keine Rolle, was er getan hat. Sie müssen lediglich wissen, dass er uns etwas schuldig ist und wir Sie benutzen, um es zu bekommen. Verstehen Sie?«
Sie sah zwischen mir und Larison hin und her und schien plötzlich zu merken, wie verängstigt sie war. Sie antwortete nicht. Es würde nicht nötig sein, ihr die Leichen der Männerzu zeigen, die ihr Vater zu ihrem Schutz geschickt hatte. Sie war auch so schon erschrocken genug.
»Wir werden jetzt ein Foto von Ihnen machen«, sagte ich. »Um es Ihrem Vater zu schicken.«
Larison reichte mir die heutige Ausgabe der Los Angeles Times, die wir am Morgen auf dem Weg zum Hotel aus einer Einfahrt hatten mitgehen lassen. Ich stellte sie ihr in den Schoß. Larison kam näher und machte mit ihrem Handy ein paar Schnappschüsse. Wir würden Horton den Beweis mit ihrem eigenen Telefon schicken. Das würde ihm klarmachen, wie vollständig wir sie unter Kontrolle hatten, und gleichzeitig unsere Handys nicht kompromittieren.
Ich nahm die Zeitung weg und warf sie beiseite. »Wir werden versuchen, das hier glatt über die Bühne gehen zu lassen. Aber es gibt zwei Möglichkeiten, wie Sie zu Schaden kommen könnten. Die eine ist, dass Ihr Vater nicht tut, was wir von ihm verlangen. Die zweite, dass
Sie
nicht tun, was wir verlangen.«
Sie atmete schwer und ich wusste, dass sie gegen die Panik ankämpfte. Und zwar tapfer. Ich empfand Respekt für sie. Und mit dem Respekt kam eine plötzliche, überraschende Dosis Selbstverachtung.
Ich sah ihr in die Augen. »Sie machen sich Sorgen, weil wir Sie unsere Gesichter sehen lassen, nicht wahr?«
Sie nickte. Sie war klug – klug genug um zu wissen, dass ein Kidnapper, wenn er einen sein Gesicht sehen lässt, sich keine Gedanken macht, dass man später gegen ihn aussagen könnte. Was höchstwahrscheinlich bedeutet, dass er nicht vorhat, einen am Leben zu lassen.
»Es spielt keine Rolle, dass Sie uns sehen«, sagte ich. »Ihr Vater weiß ganz genau, wer wir sind. Und wenn die Sache vorbei ist, wird er Ihnen erklären, warum Sie nicht zur Polizei gehen können. Deshalb machen wir uns keine Sorgen darüber, dass Sie unsere Gesichter sehen können. Ergibt das einen Sinn für Sie?«
Sie nickte wieder.
»Gut«, sagte ich. »Ich glaube, Sie sind ein intelligentes Mädchen. Daher haben Sie wahrscheinlich schon von sekundären Tatorten gehört und dass man sich nie an einen solchen bringen lassen sollte, weil man dort dem Verbrecher vollständig ausgeliefert ist. Und das ist richtig. Aber Sie befinden sich bereits am sekundären Tatort. Wir sind allein in diesem Lieferwagen, wir haben totale Kontrolle über die Umgebung und totale Kontrolle über Sie. Wenn wir Ihnen wehtun wollten, würden wir es tun. Aber das wollen wir nicht. Und so soll es auch bleiben. Können Sie mir soweit folgen?«
»Ja«, sagte sie und ich war froh, dass sie sich gut genug in der Hand hatte, um ihrer eigenen Stimme zu trauen.
»In einer Weile«, sagte ich, »werden wir Sie transferieren. Erst in einen anderen Wagen, dann in ein Hotelzimmer. Wir werden Ihre Hände gefesselt lassen und Ihnen die Augen verbinden, aber mehr Unannehmlichkeiten möchten wir Ihnen nicht bereiten. Wir wollen Sie beispielsweise nicht knebeln. Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal geknebelt wurden, aber ich kann Ihnen versichern, es ist fürchterlich, auf diese Art ein paar Tage zuzubringen. Viel schlimmer, als Sie es sich vorstellen können. Mimi, werden wir Sie knebeln müssen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Werden Sie versuchen, fortzulaufen? Oder sich widersetzen? Sich in irgendeiner Weise unseren Anordnungen nicht fügen?«
»Nein.«
»Hören Sie, für mich ist die Angelegenheit im Wesentlichen geschäftlich.« Ich wies mit dem Kopf auf Larison. »Aber für meinen Partner hier ist sie extrem persönlich. Sie wollen ihm keinen Vorwand geben, okay? Glauben Sie mir, er wartet nur darauf.«
Sie sah an mir vorbei Larison an und ihr Ausdruck sagte mir, dass sie mir glaubte. Absolut glaubte.
Ich ließ noch einen Augenblick verstreichen, dann sagte ich: »Ich bin sicher, Sie werden alles richtig machen. Und jetzt: Haben Sie irgendwelche Fragen?«
Sie nickte. »Wo bringen Sie mich hin?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, nur soviel, dass es ein Ort ist, an dem wir Sie unter Kontrolle halten können und wo Sie bis zu
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