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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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laut und heftig, damit ihn auch jeder im Haus hören konnte. Dabei stellte er fest, dass die Tür nachgab und nach innen aufschwang. Sie war weder verriegelt noch abgeschlossen.

    Cooper versetzte der Tür einen leichten Stoß, bis er in den Vorraum sehen konnte, rührte sich aber nicht von der Stelle.
    »Hallo!«, rief er. »Ist jemand zu Hause?«
    Schweigen schlug ihm aus dem Haus entgegen. Durch den länglichen Vorraum konnte er bis zu einer Treppe sehen, die in das obere Stockwerk führte, und am Ende des Flurs auf eine offene Tür und dahinter in eine kleine Küche. Die Stille war nicht bedrohlich, aber auf andere Weise Besorgnis erregend.
    »Ist jemand zu Hause?«
    Keine Antwort.
    »Hier ist die Polizei. Detective Constable Cooper aus Edendale.«
    Immer noch keine Antwort.
    »Ich war gestern schon mal da. Zusammen mit Police Constable Udall vom Rural Crime Team. Sie haben mich angerufen und um meinen Besuch gebeten. Hallo?«
    Jetzt befand er sich in einer echten Zwickmühle. Er musste eine Entscheidung treffen, ob er berechtigt war, das Haus zu betreten oder nicht. Er hatte keinen Grund für die Annahme, es könnte ein Verbrechen vorliegen. Die Bewohnerin hatte ihn zwar eingeladen, aber nicht persönlich ins Haus gebeten. Im Gegenteil, überall hier in der Reihenhaussiedlung hatte man ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er bei keinem der Oxleys willkommen war. Wenn er jetzt das Haus betrat, musste er sein Eindringen hinterher rechtfertigen können. Noch schlimmer, er könnte damit den Oxleys einen Vorwand liefern, ihn als Eindringling zu behandeln.
    Irgendwo in Fran Oxleys Haus konnte er ein Rascheln hören. Eine flüchtige Bewegung wie das vorsichtige Gleiten einer Schuhsohle über einen nackten Holzboden oder das Streifen eines Ärmels an einer Wand. Cooper tastete sich bis zur Küche vor, sorgsam seine Füße auf den Linoleumbelag setzend, als er am Herd vorbeikam. Ehe er die Tür erreichte, trat er in etwas Klebriges und musste seinen linken Schuh mit einem schmatzenden
Geräusch herausziehen. Er verharrte atemlos, mit dem Fuß in der Luft. Einen Moment war es still. Dann hörte er jemanden den Flur entlang und hinaus durch die Seitentür in den Durchgang laufen.
    »Verdammt.«
    Cooper stolperte über eine lose abstehende Ecke des Linoleums, als er hinaus auf den Flur rannte. Obwohl kein Licht brannte, konnte er sehen, dass die Seitentür offen und gerade am Zufallen war. Er hechtete zu der Tür, blieb stehen und streckte die Hand aus, um zu verhindern, dass sie sich schloss. Langsam drückte er die Tür wieder auf, gespannt darauf achtend, dass auf der anderen Seite niemand in dem dunklen Durchgang stand. Die Tür leistete keinen Widerstand, sondern schlug leise gegen die Hauswand. Cooper wünschte sich, er hätte eine Taschenlampe aus dem Wagen mitgenommen. Aber wer rechnete schon damit, in einem Haus eine Taschenlampe zu brauchen?
    Seine Augen gewöhnten sich problemlos an die Dunkelheit, da es hier draußen in dem Durchgang heller als im Haus war. Er überprüfte, ob der Durchgang links frei war, und ging vorsichtig in Richtung der Gärten hinter den Häusern. Er hörte keine Schritte mehr, was entweder bedeutete, dass derjenige zu schnell für ihn gewesen und schon weit weg war, oder dass er sich irgendwo in der Dunkelheit versteckte.
    Im Hof der Oxleys stank es penetrant nach altem, muffigem Bauholz. Die kleinen Nebengebäude waren aus dem gleichen schwarzen Backstein wie die übrigen Häuser erbaut. Früher waren das sicher Außentoiletten gewesen, so genannte Abtritte. Mancherorts waren das Touristenattraktionen. Es gab sogar ein Buch darüber. Aber Cooper war sicher, dass die Außentoiletten der Oxleys es bestimmt in kein Buch schaffen würden. Sollte sich ein Schriftsteller jemals in diesen Hof hinter der Waterloo Terrace gewagt haben, um einen Blick darauf zu werfen, vermoderte er jetzt mit Sicherheit hinter der kaputten Holztür mit dem gebrochenen Scharnier in dem letzten Abtritt in der Reihe.

    Eine zottige, schwarz-weiße Katze lief an dem Stapel Paletten entlang. Cooper sah ihr zu, wie sie in der Mitte eines der Stapel allmählich in die Dunkelheit glitt und Stück für Stück verschwand, bis nur noch das weiße Ende ihrer langsam zuckenden Schwanzspitze zu sehen war. Dann war auch der Schwanz verschwunden. Dort gab es bestimmt Mäuse, vielleicht sogar Ratten. Aber wenn es Ratten gab, hätten die Oxleys einen guten Terrier gebraucht.
    Bei dem Gedanken fielen Cooper der Hund und seine

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