Die einsamen Toten

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Autoren: S Booth

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sich eine Zigarette anzündete. Cooper erkannte Kopf und Schultern von vier Personen. Er sah vier schwarze Gesichter, aber keine Augen. Wo die Augen hätten sein sollen, zuckten metallische Blitze und reflektierten die Flamme des Streichholzes, ehe sie verlosch.
    Aber es war nicht der Anblick der reflektierenden kleinen Flammen, warum Coopers Nackenhaare sich sträubten. Auch nicht der feine Schwefelduft des Streichholzes oder der bittere Geschmack des Zigarettenrauchs in der Luft. Es war die bittersüße Mischung aus Schweiß, Leder und Bier, die ihm von diesem Augenblick am stärksten im Gedächtnis haften blieb. Das und das schwache Läuten winziger Glöckchen.

26
    S obald sie die Autobahn verlassen hatten und Richtung Derbyshire zurückfuhren, kamen Diane Fry und Gavin Murfin durch Felder voller Raps, die Fry bereits auf ihrem Weg in die West Midlands aufgefallen waren. Sie hatte ihr Fenster geöffnet, und der Ammoniakgestank der Blüten erfüllte den Wagen. Mit Überraschung hatte Fry auf der Hinfahrt festgestellt, dass sie die gelben Blüten als Raps identifizieren konnte. Ben Coopers Welt schien langsam auf sie abzufärben.
    »Tja, da haben wir ganz schön unsere Zeit vergeudet«, meinte Murfin.
    »Nicht ganz.«
    »Wie? Die kleine Stark war ein völliger Reinfall. Wenn du mich fragst, hat die ein Problem mit ihrem Kurzzeitgedächtnis.«
    »Sicher, sie hat sich an nichts anderes erinnern können als an das, was ohnehin in den Berichten aus den West Midlands von damals stand.«
    »An die Renshaws hat sie sich immerhin noch erinnert.«
    »Ja. Man hätte meinen können, sie würde am liebsten alles vergessen.«
    »Aber Emma Renshaw war doch ihre Freundin«, protestierte Murfin.
    »Hm. Jeder geht mit solchen Dingen anders um, Gavin.Vielleicht macht Debbie Stark es genau richtig. Sie sagte, sie wäre eine Weile sehr aufgewühlt gewesen, hätte es dann aber geschafft, Distanz zu dem Ereignis zu finden. Wie sie sagte, sie musste nach vorne schauen und ihr Leben weiterführen.«
    »Ich würde meine Freunde nicht so schnell vergessen.«

    »Ich weiß nicht. Alte Schulfreunde, alte Freunde vom College, die verlieren wir doch ziemlich bald aus den Augen, weil wir nichts mehr mit ihnen gemeinsam haben.«
    »Ich war nicht auf dem College«, sagte Murfin.
    »Du verstehst schon, was ich meine.«
    »Ja, sicher. Aber ich musste ihretwegen heute auf meinen Tee verzichten. Das ist alles.«
    Gavin Murfin mochte jede Menge Eigenarten haben, aber Fry wusste, dass er seit Jahren bei der Kripo war, dass er jede Menge Erfahrung mit Vernehmungen hatte und dass ihm alle Arten von Verdächtigen vertraut waren.
    »Gavin, was hältst du von Howard Renshaw?«
    »Von unserem Howard? Der gehört zu den Leuten, die mit ihren Gedanken hinterm Berg halten.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ihm kommt nicht ein einziges Wort über die Lippen, das er nicht zuvor gründlich überlegt hat«, erklärte Murfin. »Ich hasse diese Art. Mir sind die viel lieber, die ihren Mund nicht zukriegen, obwohl ihr Hirn den Betrieb schon längst eingestellt hat. Die quetsche ich am liebsten aus. Da kann ich zwischen zwei Fragen wenigstens eine Runde pennen. Ist natürlich eine ziemliche Verschwendung von Bandmaterial.«
    »Ben Cooper sagte, er hätte den Eindruck, dass Howard die ganze Zeit über versucht, uns was zu verkaufen.«
    »Du hast Ben zu den Renshaws mitgenommen?«
    »Ja. Ist das ein Problem für dich, Gavin?«
    »Nein. Ich dachte nur, der hätte alle Hände voll zu tun mit den Oxleys, den Ratten und dem ganzen Zeug.«
    »Welche Ratten?«
    »Ist nicht so wichtig. Wir haben uns neulich zusammen die alten Eisenbahntunnel angesehen, als wir in der Gegend waren.«
    »Aha.«
    »Ben hat den Typen dort gebeten, den Tunnel unter dem
Luftschacht, wo Grangers Leiche gefunden wurde, zu überprüfen.«
    »Wie kommt er auf die Idee?«
    »Er scheint einen Narren an diesen Luftschächten gefressen zu haben. Vielleicht sind das phallische Symbole. Ich würde wahrscheinlich auch überall phallische Symbole sehen, wenn mein Sexleben so mickrig wie das von Ben wäre.«
    Fry betrachtete Murfin von der Seite. Es war eine gute Idee, ihn fahren zu lassen. Der Ausflug ins Black Country war der längste zusammenhängende Zeitraum gewesen, den sie ihn jemals ohne etwas zu essen gesehen hatte. Das heißt, fast ohne. Aber die Entzugserscheinungen machten ihn ungewöhnlich gesprächig.
    »Ben Cooper unterhält sich mit dir über sein Sexualleben?«, fragte sie.
    »Nein. Aber das sehe ich