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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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dass rasch zwei weitere Schläge folgen würden. Er wirbelte zur Seite, wartete auf den Aufprall der Schläge auf dem Boden und trat erneut um sich. Dieses Mal landete sein Stiefel auf etwas Hartem, das seine Fußsohle erzittern ließ.
    Es folgte eine kurze Pause, und das Schreien hörte abrupt auf. Cooper beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, um seitwärts wegzutauchen, war aber zu langsam. Ein Schlag zischte an seinem Gesicht vorbei und landete mit einem schrecklichen metallischen Klirren auf den Gerüststangen.
    Dann war plötzlich überall Licht. Zwei Lichtbogenlampen gingen an und leuchteten den Hof aus, als wäre es Tag. Lucas Oxley stand im Tor und betrachtete mit zornig gerunzelter Stirn die vier Gestalten, die schwitzend und keuchend um Cooper herumhockten.
    »Das reicht«, sagte Lucas. »Wenn einer noch einen Schritt weitergeht, zerschmettere ich seinen Stock auf seinem dämlichen Schädel.«
     
     
    »Tut mir Leid, dass ich nicht da war, als Sie kamen«, entschuldigte sich Fran Oxley. »Aber wir hatten heute Abend im Café so viel zu tun, und dann habe ich auch noch den blöden Bus verpasst.«
    »Ist schon okay.«

    »Aber wie ich sehe, haben Sie schon ein paar der Jungs kennen gelernt. Sie haben heute Abend geübt.«
    In Fran Oxleys Haus und bei Licht besehen fand Ben Cooper die vier jungen Männer nicht weniger bizarr und kaum weniger bedrohlich. Sie waren komplett in Schwarz gekleidet, mit klobigen Arbeitsstiefeln und fransigen Jacken, die aus schwarz gefärbten Lumpen gefertigt schienen. Einer von ihnen hatte sich einen dicken Patronengurt um die Hüfte geschlungen, und ein anderer trug schwarze Ledermanschetten, die mit eisernen Nieten beschlagen waren, am Handgelenk. Alle hatten sie ihre schwarzen Zylinder abgenommen und ihre Stöcke an die Wand gelehnt. Als sie ihre verspiegelten Sonnenbrillen abnahmen, starrten ihre Augen Cooper aus weißen Flecken an. Der Rest der Gesichter war mit schwarzer Farbe bemalt, die von Schweißfäden durchzogen war.
    »Geht die Farbe wieder ab?«, fragte Cooper und wusste genau, wie dumm er klang.
    »Das ist eine Theaterschminke auf Wasserbasis«, erklärte Scott Oxley. »Die lässt sich leicht wieder abwaschen.«
    »Aber Pickel bekommt man davon«, fügte Ryan hinzu.
    Ryan Oxley war der Einzige, den Cooper erkannte, wenn auch nur an seinen Haaren. Er war einer der Teenager, die er auf der Straße neben dem Bushäuschen gesehen hatte. Sein älterer Bruder Scott war ein großer junger Mann Anfang zwanzig mit breiten Schultern und sehr kurz geschnittenem, blondem Haar. Keiner stellte ihm die anderen beiden vor, aber Cooper hörte, wie einer als Glen angesprochen wurde.
    Irgendwie sahen alle diese jungen Männer in ihrer merkwürdigen Aufmachung größer und kräftiger aus, als es in T-Shirts und Jeans der Fall gewesen wäre.
    »Traditionell hat man verbrannten Kork verwendet«, erklärte Fran. »Aber das scheint Krebs auszulösen. Das Zeug hier trägt man mit einem Pinsel oder mit einem Schwamm auf. Es fühlt
sich ein bisschen so an, als würde man eine Gesichtsmaske tragen. Trocken und pudrig, überhaupt nicht schmierig, wie man vermuten möchte.«
    »Sie machen da auch mit?«, fragte Cooper.
    »Ich spiele die Konzertina.«
    »Aha. Und das ist also Border Rats?«
    »Wir sind die Border Rats. Das ist eine Gruppe, kein Ding.«
    »Wir sind nur ein Teil davon«, fügte Scott hinzu. »Alle machen bei unserer Truppe mit. Sogar aus Hey Bridge kommen ein paar rüber.«
    Cooper fiel auf, dass der Schweiß den individuellen Geruch jedes Tänzers noch unterstrich, einen Geruch nach Leder und Lumpen, nach Federn, Blumen, Bier und Zigaretten.
    »Kann ich mir mal die Stöcke ansehen?«, bat er.
    »Die sind aus Schwarzdorn«, sagte Ryan. »Das oder Haselnussholz ist am besten geeignet, weil es nicht so leicht splittert, wissen Sie.«
    »Ich glaube, ich habe zuvor Ihren kleinen Bruder Jake mit ein paar Stöcken gesehen.«
    »Er ist als Stick Rat für die Stöcke verantwortlich. Das ist sein Job.«
    »Was macht Ihr Vater?«
    »Dad ist der Squire – das ist der Anführer. Er ist aber auch das Beast. Früher war das unser Großvater, bis er zu alt dafür wurde. Dazu muss man ziemlich flink auf den Beinen sein.«
    »Das Beast? Ein Tier?«
    »Ja. Manche Gruppen arbeiten mit einem Holzpferd. Wir haben eine Ratte. Ist doch klar.«
    »Wir spielen nämlich nach, wie die Ratten erschlagen wurden, die zu der Zeit in den Tunnels hausten, als diese erbaut wurden. Das ist symbolisch.«
    »Aber wenn

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