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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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Sie mehr darüber wissen wollen, sollten Sie besser mit dem Pfarrer reden«, sagte Scott.
    »Mit Mr Alton? Was hat er damit zu tun?«

    »Er kennt sich mit Geschichte aus – mit der Symbolik und dem ganzen Zeug.«
    »Er kennt die Geschichte dieses Tanzes? Ja, und findet er das gut?«
    »Ob er es gut findet? Sie machen Witze. Seit er nach Withens kam, ist er verrückt danach, bei den Border Rats mitzumachen. Früher war er mal einer von diesen Taschentuch schwenkenden Typen – Sie wissen schon, die Cotswold-Moriskentänzer. Aber was wir machen, ist der richtige Tanz.«
    »So richtig echt ?«, fragte Cooper und dachte an die Renshaws.
    »Ja, schon.«
    Cooper wusste, dass die vier jungen Männer es kaum erwarten konnten, ihn wieder loszuwerden; sie wirkten verlegen. Aber nicht seinetwegen, sondern wegen der Standpauke, die Lucas ihnen gehalten hatte. Immerhin hatten sie ein paar Minuten lang versucht, höfliche Konversation zu machen. Als würde ihn das für ihren Versuch entschädigen, ihn im Hof zu Tode zu erschrecken. Und fast hätten sie damit Erfolg gehabt.
    »Gehörte Neil Granger nicht auch zu der Truppe?«, fragte er.
    »Sicher«, antwortete Scott. »Er war der Bagman – der Sekretär, das Mädchen für alles. Aber er hatte neue Ideen.«
    »Was für Ideen?«
    »Also, dieses Jahr wollte er, dass wir alle am Maifeiertag die Sonne herbeitanzen.«
    »Die Sonne herbeitanzen? Sie meinen damit, eine Sonnenaufgangszeremonie?«
    »Ganz genau. Neil sagte, das sei anderswo Tradition. Wenn Sie mich fragen, dann hat er das vom Pfarrer. Aber Dad hat ihm klar gemacht, dass es bei uns keine Tradition hat. Und deswegen haben wir es auch nicht getan. Und das war’s, ehrlich.«
    »Dann gab es also eine Meinungsverschiedenheit? Ist Neil deswegen vor allen anderen am Freitagabend von der Probe gegangen?«

    »Kann sein«, antwortete Scott. »Aber unser Neil war ein Sturkopf. Er hat die Idee nicht aufgegeben, oder?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na, ich nehme an, dass er deswegen am nächsten Morgen dort oben am Luftschacht war. Er sagte, das sei der beste Platz, um den Sonnenaufgang zu sehen. Ich denke, er ist auf den Berg hinauf, um zu beweisen, dass es möglich ist. Aber von uns hätte ihn da keiner hinaufbegleitet.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Cooper.
    »Ganz sicher. Dad hätte uns umgebracht.«
    Die anderen nickten und lachten. Sie fingen an, ihre Gesichter zu säubern, und verschmierten die schwarze Schminke zu grotesken Mustern, während sie darauf warteten, dass Cooper ging.
     
     
    Fran Oxley führte Cooper in das Zimmer nebenan, weg von den jungen Männern, die ihren Kühlschrank nach kalten Getränken geplündert hatten.
    »Ich wollte Ihnen eigentlich nur was über Neil erzählen«, sagte sie. »Ich erwarte nicht, dass Sie mir glauben, aber ich muss es loswerden.«
    »Ja?«
    »Ich weiß, die Polizei wird glauben, dass er nichts taugte und selbst schuld daran war, dass er getötet wurde.«
    »Nun, nicht unbedingt …«, erwiderte Cooper zögernd und wunderte sich, wie sie zu dieser klaren Einsicht kam. War die Polizei in ihren Augen wirklich so berechenbar?
    »Sie müssen das nicht abstreiten. Ich weiß doch, wie das läuft. Ich habe es hier oft genug miterlebt. Wie dem auch sei, ich wollte Ihnen einfach nur sagen, dass Neil in Ordnung war. Er war einer der Besten. Hat hart gearbeitet und war auch ehrlich. Er hätte sich nie auf etwas eingelassen, das nichts für ihn gewesen wäre. Na ja, es sei denn …«
    »Was?«

    »Er hatte seine eigenen Ansichten darüber, was recht und was unrecht war, das ist alles …«
    Cooper überlegte, wie weit er bei Fran Oxley gehen konnte. Aber da er nun mal hier war, musste er es riskieren.
    »Sie kennen doch die junge Frau, die vermisst wird – Emma Renshaw? Was hatte Neil für eine Beziehung zu ihr?«
    Fran lachte. »Ach, diese Theorie wieder. Sie sind total besessen von einer Idee, wenn Sie sich mal was in den Kopf gesetzt haben, wie? Neil ist auf Emma Renshaw losgegangen und hat sie irgendwo abgemurkst. Kann doch gar nicht anders sein. Er war schließlich der Typ dafür. Das wäre wirklich praktisch.«
    Cooper schüttelte langsam den Kopf. »So funktioniert das auch bei uns nicht.«
    »Nein? Die Theorie können Sie auch vergessen. Weil Neil nämlich überhaupt nicht an Emma Renshaw interessiert war. Aus einem guten Grund.«
    »Sie meinen, weil er schwul war?«
    »Sie wissen es? Wer hat es Ihnen erzählt?«
    »Neils Bruder.«
    Fran runzelte die Stirn. »Philip hat Ihnen das

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