Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth

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auf der Ledercouch, und der Letzte bei ihnen am Frühstückstisch. Aber was war an dem nun wieder so besonders?
    »Das ist ein echter Golden-Chiltern-Plüschteddy aus dem Jahr 1930«, antwortete Sarah. »Er ist mindestens fünfhundert Pfund wert.«
    »Im Ernst?«
    »Die sind ziemlich selten.«
    »Ein antiker Teddybär?«
    »Ja.«
    Fry richtete sich interessiert auf. »Wann haben Sie den Bären zuletzt gesehen?«

    Vor dem Haus der Deardens, vor Shepley Lodge, war die Nacht alles andere als ruhig für denjenigen, dessen Ohr an nächtliche Geräusche gewöhnt war. An den Außenwänden des Hauses huschten Ratten entlang, auf der Suche nach Futter. Unvermittelt blieben sie stehen, packten winzige Gegenstände mit ihren Krallen und schnupperten daran. Zwergfledermäuse flatterten aus einer Lücke in den Dachziegeln der Nebengebäude, schossen pfeilschnell auf dem Hof hin und her und stürzten sich auf Motten und andere nachtaktive Insekten.
    Bald darauf warfen ein paar Füchse die Mülltonnen um, verstreuten den Abfall auf dem Weg und stritten sich knurrend um die vertrockneten Überbleibsel eines Brathähnchens. Plötzlich rauschte es in der Luft, und eine Schleiereule schlug ihre Krallen in die Brust einer Taube, die nachlässig bei der Wahl ihres
Schlafplatzes gewesen war. Das Opfer flatterte ein paarmal mit den Flügeln, als die Eule kurz ihren Griff lockerte, ehe sie sich wieder in die Nacht erhob. Drei graue Federn glitten kreiselnd zu Boden, wo sie liegen blieben und den Tau aufsaugten. Ein Igel steckte seine Schnauze aus einem Loch in einem Stapel toter Äste und witterte, ob die Füchse fort waren. Seine Stacheln schabten über die Rinde, als er auf das nasse Gras herauskam und sich auf die Suche nach Nacktschnecken und Käfern machte.Trotz seines unschuldigen Aussehens war er der erfolgreichste Räuber von allen.

27
    Donnerstag


    I n dem Nebel, der einer grauen Morgendämmerung gefolgt war, sperrte Reverend Derek Alton die Tür der Kirche St. Asaph auf und drückte sie langsam nach innen. Wie üblich galt sein erster Blick Anzeichen möglicher Einbrecher oder Vandalen, aber er konnte nichts entdecken. Seit die Nachricht von Neil Grangers Tod sich verbreitet hatte, machten alle einen weiten Bogen um die Kirche. Womöglich lag das aber auch nur an der regelmäßigen Polizeipräsenz im Dorf und nicht an wachsendem Respekt.
    Hier im Vorraum hatte Alton Neil Granger am Freitagabend das letzte Mal gesehen. Er war nicht sicher, ob er tatsächlich so etwas wie eine Vorahnung gehabt hatte, als sie zusammen in der Dunkelheit gestanden und den Geräuschen aus dem Dorf gelauscht hatten. Jetzt fühlte es sich jedenfalls so an, aber im Nachhinein war man immer schlauer. Und Gefühle konnten trügen.
    Alton nahm hinter der Friedhofsmauer ein bekanntes Motorengeräusch wahr. Gedämpft durch die Bäume und die in der Luft hängende Feuchtigkeit, war es dennoch deutlich genug zu hören, dass der Pfarrer sich von der Tür abwandte und den Eichenholzrahmen der Eingangstür zur Vorhalle umklammerte. Das glatte Holz fühlte sich kalt und feucht an. Alton zuckte zusammen, als er das Klicken des Riegels an der von Eiben verdeckten Pforte wahrnahm.
    Die Gestalt, die durch den Nebel im Friedhof auf Alton zukam, schien dort nichts zu suchen zu haben. Zuerst kam sie
Alton vor wie ein Gespenst, das sich aus seinem Grab erhoben hatte. Oder wenn schon – wie in diesem Fall – nicht aus dem Grab, so doch immerhin aus dem Kühlfach eines Leichenschauhauses, um hier in der Vorhalle der Kirche sein Unwesen zu treiben und Derek Alton ein schlechtes Gewissen zu machen.
    Dann erkannte der Pfarrer in dem Geräusch das Knarren einer ledernen Motorradjacke und glaubte, trotz der Dunkelheit einen vertrauten Zug um die Augen seines Besuchers wahrzunehmen. Neil Granger hatte nie ein Motorrad besessen, aber sein Bruder.
    »Morgen, Herr Pfarrer.«
    »Philip?« Alton starrte den jungen Mann verwundert an. »Ein bisschen früh am Morgen für einen Besuch. Du hast Glück. Ich bin gerade erst gekommen.«
    »Tut mir Leid. Aber ich muss in einer Stunde in Glossop bei der Arbeit sein.«
    »Komm doch herein in die Kirche«, sagte Alton. »Ich fürchte, dort ist es zwar auch nicht viel wärmer als draußen, aber wenigstens ist es trocken.«
    »Nein, ist schon in Ordnung. Es dauert nicht lange.«
    Alton registrierte mit Verwunderung den Tonfall des jungen Mannes. Philip sah ihm nicht in die Augen, sondern spielte mit dem Kinngurt seines Helms und strich